8 ♪ Mattheo Frey

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I sit and talk to God

And he just laughs at my plans

My head speaks a language

I don't understand

[ Robbie Williams ]



MARA ║ Niemals hätte ich geglaubt, dass ich London so wenig missen würde. Aber es war Tatsache. In Nashville war ich unglaublich glücklich.

Die kleine WG nahm Formen an. Obwohl Spencer ab und an schon einmal verschwand, war er doch jede Nacht da. Mal schob er seine Matratze bei Alex ins Zimmer, oder machte sich direkt in Fentons, alias Fynns Bett breit.

Mittlerweile konnte ich Fentons Name fehlerfrei aussprechen, aber schreiben war noch einmal eine ganz andere Herausforderung.

Schneller, als ich glaubte, gewöhnte ich mich daran, dass man nicht mal auf dem Klo seine Privatsphäre hatte. Irgendeiner stürmte immer rein, um sich die Zähne zu putzen, sich zu rasieren, oder die Haare neu zu richten. Ich hatte es aufgegeben darauf hinzuweisen, dass ich gerade mit heruntergelassener Hose drauf und dran war eine Bombe zu entladen.

„Mädchen laden keine Bomben ab, sie kacken Sternenstaub", widersprach Spencer mir und damit hatte sich das Thema für alle erledigt.

Keiner von ihnen konnte gescheit Wäsche waschen. Sie schmissen hell und dunkel einfach zusammen und wunderten sich regelmäßig warum gewisse Shirts immer kleiner wurden. Mit Chaos konnte jeder von uns Leben, schließlich regierte dort das Genie und Unordnung war nicht gleich Dreck.

Was ein echtes Problem wurde, war die Tatsache, dass niemand von uns gut kochen konnte. Bei Spencer gab es ständig Sandwichs, bei Alex Nudeln mit Ketchup und Fenton schob gleich eine Pizza in den Ofen. Ich wurde dann dazu genötigt irgendwelche schweren Dinge auszuprobieren, die man als 'Mädchen' schließlich können sollte.

Oft genug ging es in die Hose. Ich verwechselte Pfeffer mit Zimt, ließ anbrennen, was man anbrennen lassen konnte und meine Kartoffeln waren nie gar, wenn ich sie auftischte. Dennoch blieb Alex hart, ich sollte weiter kochen: „Irgendwann kannst du es."

Ich filmte immer noch, doch dann kam der Tag, an dem ich Spencer dabei erwischte, wie er vor meinem Bett hockte während ich schlief und sprach: „Take eins, Experiment Penny in London gescheite Videos zu schicken." 

In der Hand hielt er eine fachlich gute Kamera und erinnerte mich somit daran, das er eigentlich Film studierte. Doch wann er wieder nach New York zur Uni fliegen würde, erwähnte er nie.

Ab da übernahm es Spencer den Alltag festzuhalten und Penny quietschte mir beim skypen fast das Trommelfeld kaputt: „Oh mein Gott ist der süß!" Schließlich betrachtete Spencer diesen ganzen Filmwahnsinn nun als eine Art Dokumentation. Nur, dass er dabei alles andere als sachlich blieb. 

(„Unser kleiner Teenager ist ein Texan-Fan, so etwas gehört in die Biotonne gestopft!" - „Halt die Fresse, Titan-Spinner!")

„Lass das bloß Stan nicht hören", erinnerte ich sie an ihren eigenen Liebsten. Mittlerweile kam es mir vor, als würde meine beste Freundin ein ganz anderes Leben leben, wenn sie mir von ihrem Stress mit ihren Macker erzählte.

An einem Donnerstagabend stellten wir vier fest, dass wir alle eine Brille trugen, denn genauso wie ich, brauchte Fenton sie zum lesen. Der gute Junge wusste bald gar nicht mehr, auf welchen Namen er reagieren sollte. Während Alex weiter hartnäckig bei Fynn blieb, tendierte ich zu Fenton und Spencer machte kurzerhand Fynnyboy raus.

Your Voice [ Buch 2 ] ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt