1. Erinnerungen

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New Orleans ~ 1919

Ich war mir nicht sicher was ich vorfinden würde, wenn ich zurück in diese, unsere Stadt kehren würde. Doch ich konnte den Ruf meiner besten und ältesten Freundin nicht einfach so ignorieren und ich wollte es auch nicht. Ich hatte das Treffen schon viel zu lange vor mir hergeschoben. Während ich darüber nach dachte was mich wohl erwarten würde spielte ich gedankenverloren an dem silbernen Amulett um meinem Hals.

Mit Tränen in den Augen erinnerte ich mich an den Abend, als ich auf dem kleinen Balkon gestanden hatte, in dem Wissen es würde für lange Zeit unser letzter gemeinsamer sein...

Ich hörte seine Schritte näherkommen, bis er mir schließlich einen zaghaften Kuss auf den Nacken gab und mit einem glücklichen Seufzer den Duft meiner Haut und meiner Haare einsog. Das Kribbeln auf meiner Haut, das dadurch ausgelöst wurde, veranlasste mich dazu meine Augen zuschließen. Ich öffnete sie wieder als ich etwas Kaltes um meinem Hals spürte, instinktiv griff ich mit meiner Hand danach.

Überrascht drehte ich mich zu ihm um: „Aber, aber...Woher? Wie?" Ich blickte ihn fragend an und wie so oft konnte ich kaum glauben wie unverschämt gut er wieder einmal aussah, mit seiner tiefsitzenden Hose, dem leicht geöffneten Hemd und dem Lächeln, das seine Lippen nun umspielte.

„Ich weiß doch wie sehr du danach gesucht hast, meine Liebe!" antwortete er und etwas leiser fügte er hinzu: „Außerdem solltest du es tragen, bevor du mich verlässt...wiedereinmal!" Beschämt blickte ich zu Boden. Mir war es noch nie gelungen meine Absichten vor ihm zu verbergen. Ich schaute wieder auf und ihm direkt in seine traurigen Augen, das Lächeln um seine Lippen war verschwunden. Ich hob meine Hand und legte sie an seine Wange. Während er sich an sie schmiegte sagte ich: „Danke Liebster, ich frag lieber nicht wie du das Amulett zurück bekommen hast" Er lachte leise auf. „Du weißt, ich möchte nicht gehen, aber es ist an der Zeit. Ich werde mich gleich von Elijah, Bekah und Marcellus verabschieden. Ich habe ihren Ruf schon zu lange ignoriert. Du weißt, sonst wird sie sich auf die Suche nach mir machen und sie wird nicht sonderlich erfreut sein wenn sie ihre Kinder in meiner Nähe vorfindet." Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen letzten langen, leidenschaftlichen Kuss.

Schließlich lösten wir uns widerwillig voneinander und er zog mich in eine feste Umarmung. Ich hörte ihn leise etwas in meine Haare nuscheln: „Ich liebe dich, Yvaine Carrier". „Ich liebe dich auch, Niklaus Mikaelson". Er löste sich leicht von mir: „Für immer und ewig?" „Für immer und ewig!" sagte ich und blickte ihm fest in die Augen. Es war Zeit zu gehen und das wussten wir beide. Er ließ von mir ab. Während ich mit übernatürlichen schnellen Schritten nach unten ging hörte ich ihn noch flüstern: „Bis bald, Liebste"

Es war der selbe Abend gewesen, an dem ich Bekah auch den Kristall überreicht hatte, der mich rufen sollte, wenn sie Hilfe benötigen würde.

Meine Gedanken wurden jäh von den Worten Danielles, meinem Fahrer, unterbrochen: „Miss? Wir werden bald ankommen. Vielleicht sollten sie sich säubern."
„Natürlich, danke Danielle!" Ich nahm ein seidenes Taschentuch und tupfte mir das Blut aus den Mundwinkeln. Meine Fangzähne ließ ich verschwinden und schon konnte ich die Musik der Stadt hören. Aber noch etwas anderes nahm ich wahr. Einen seltsamer Geruch nach Blut.

Ich schloss die Augen und steuerte meine Konzentration und all meine Kraft auf diese Wahrnehmung, denn das Blut das ich gerochen hatte, gehörte nicht nur Menschen an. Erschrocken riss ich die Augen auf: „Oh Rebekah, was hast du getan?!"

Ich schrie Danielle an er sollte schneller fahren und dieser schreckte zwar zusammen aber folgte meinen Anweisungen zugleich. Immer wieder rief ich ihm Anweisungen zu, wo er lang fahren sollte, während ich selbst den Kopf aus dem Fenster hielt. Schließlich konnte ich es sehen, das Theater "Le Grand Guignol", welches langsam in Flammenaufging. Ich war zu spät! Aufgelöst schlug ich mir die Hände vor den Mund, während ich aus dem Fahrzeug stolperte, um einen Schluchzer zu unterdrücken.

„Dort, Miss!" rief Danielle und ich blickte in die angegebene Richtung. Mein Blick hellte sich auf, „NIKLAUS!" rief ich. Besagter Urvampir und seine Begleiter hielten inne und drehten sich überrascht um und schon rannte ich auf die kleine Gruppe zu.

„Yvaine, wir müssen fliehen!" rief Elijah, der zuerst  seine Stimme wiederfand und setzte sich wieder in Bewegung

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„Yvaine, wir müssen fliehen!" rief Elijah, der zuerst seine Stimme wiederfand und setzte sich wieder in Bewegung. Ich beschleunigte meine Schritte während Rebekah mir zurief: „Schnell Yvaine, Mikael....er....ich"

Erschrocken schrie die junge Frau auf und im selben Moment spürte ich wie ein Pfahl mein Herz durchbohrte. Ein nie verspürter Schmerz durchzuckte meinen Körper und breitete sich immer weiter aus, ich sackte zu Boden. Wie konnte ich nur so unachtsam gewesen sein?! Nun konnte mir nichts mehr helfen, keiner meiner Vampirkräfte, keiner meiner anderen Kräfte...geschweige denn Niklaus, welcher nun alle Vorsicht in den Wind schoss und blitzschnell auf mich zugerannt kam.

Bevor ich auf dem Boden aufschlug, fing er mich auf und nahm mich schützend in seine Arme. Ich spürte wie Tränen auf mich hinab tropften und brachte mühevoll hervor: „Liebster...du..musst...fliehen...Mikael...er...". Besagter Vampirjäger lachte boshaft „Ach kleine Yvaine Carrier ... und du dachtest immer du seist unbesiegbar. Ha! Aber keine Sorge ich lasse meinen lieben Kindern einen Vorsprung. Niklaus wird vor lauter Trauer nicht in der Lage sein weit zu fliehen." An seinen Sohn gewandt fügte er hinzu:„Du warst schon immer ein Schwächling. Heulst wie ein kleines Baby. Deine Liebe zu ihr war schon immer deine größte Schwäche."

Am Rande nahm ich wahr das er nach einem letzten verächtlichen Lachen verschwand und Elijah und Rebekah ebenfalls neben mir auf die Knie sanken. Ich konnte Elijahs schmerzerfülltes Gesicht dicht neben Niklaus' erkennen. Mit letzter Kraft griff ich nach der Hand des Mannes, der immer wie ein Bruder für mich gewesen war und schenkte ihnen, meiner wahren Familie, ein letztes Lächeln. „Ich...liebe dich....du bist...du warst...mein...Leben" sprach ich zaghaft meine wohl letzten Worte. Die Tränen, des sonst so kalten Hybriden, bedeckten mein Gesicht, während er sich nun zu mir runterbeugte und seine Lippen fest auf die meinen drückte.

Und während um mich alles dunkel und immer stiller wurde, hörte ich seine von Liebe getränkte Antwort: „Ich liebe dich auch, mein Herz, mein Leben, meine Seele...Du wirstes immer bleiben, wirst immer die Einzige sein. Ich liebe dich" Seine Worte wurden immer wieder durch sein Schluchzen unterbrochen und selbst jetzt hörte ich die Wut die in ihm brodelte.

Das Letzte was ich vernahm war Rebekahs Schluchzen und ihr schuldbewusstes Mantra: „Es tut mir so leid...es tut mir so leid...es tut mir so leid"


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His Greatest WeaknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt