Wir sind die gesamte Nacht durchgefahren und mit den ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages erwacht auch die vor uns liegende Stadt wieder zu neuem Leben.
Meine innere Unruhe ist mit jeder Meile, mit der wir uns New Orleans näherten, gestiegen.
Auch Rebekah, die vor einigen Städten, ihren Bruder am Steuer abgelöst hat, wirkt angespannt.
Wir sprechen kaum ein Wort, lediglich die leisen Hintergrundklänge des Radios und Hayleys und Hopes Schnarchen durchbrechen die Stille.Ich sitze mit angezogenen Beinen auf dem Beifahrersitz und starre hinaus in die langsam entschwindende Nacht und beobachte die ersten Menschen und Wesen, die sich auf die Straßen der Stadt begeben. Als ich in den Rückspiegel blicke, erwische ich Elijah dabei, wie er besorgt und voller Liebe auf Hayley hinabblickt, die ihren Kopf auf seiner Schulter gebettet hat. Er ist so von ihrem Anblick gefangen, das er nicht einmal bemerkt wie ich ihn beobachte. Ein trauriges Lächeln schleicht sich in mein Gesicht, ich kenne diese Art von Liebe. Diese alles verschlingende, komplett erfüllende Liebe, die einen gleichermaßen retten und zerstören kann.
Hat sie uns letztendlich zerstört, oder gibt es womöglich noch einen Funken Hoffnung?Ich spüre Rebekahs Blick, also wende ich meinen vom Spiegel ab und schaue sie unverwandt an. Ohne ein Wort und mit mehr Verständnis, als Worte hätten erbringen können, ergreift sie meine Hand und gibt mir die Gewissheit, das ich niemals wieder allein sein werde, egal wie sich unsere Pläne in dieser Stadt entwickeln werden. Mit einem spitzbübischen Grinsen deutet sie Richtung Spiegel und ich erhasche gerade noch einen Blick auf den liebevollen Kuss, den Elijah der Wölfin auf den Kopf drückt, bevor er sich wieder fängt und in seiner üblichen steifen Manier aus dem Fenster blickt. Belustigt schüttele ich den Kopf und sehe Bekah fragend an, sie zuckt nur mit den Schulten und flüstert, sehr wohl in dem Wissen, das ihr Bruder uns hören wird: "Manchmal ist er einfach zu loyal. Ich finde es ist an der Zeit das er sich einfach mal nimmt was er will!"
Ohne auf den Kommentar seiner Schwester einzugehen, weist er uns knapp darauf hin, das wir angekommen sind und bringt mich damit schlagartig in die grausame Realität zurück. Während Elijah nun seine Sitznachbarin sanft wachrüttelt und darauf bedacht ist, das Mädchen in ihren Armen weiterschlafen zu lassen, packt mich die Angst vor der bevorstehenden Konfrontation völlig unerwartet.
Hektisch lasse ich Rebekahs Hand los, die den Wagen gerade elegant zum Stehen bringt und verschränke meine eigenen Hände verkrampft im Schoß. Meine Atmung und mein Herzschlag gehen plötzlich schneller und ich merke das ich anfange zu schwitzen. Ich kann doch jetzt keine Panikattacke bekommen. Ein gänzlich unpassender Moment. Außerdem hatte ich noch nie ernsthaft vor etwas oder Jemandem Angst. Nicht vor Esther, Michael, geschweige denn jemals vor Niklaus. Und da wird es mir bewusst, ich habe keine Angst vor ihm oder einem weiterem Wutausbruch ich habe panische Angst davor, ihn für immer verloren zu haben.Mit dieser Erkenntnis verfliegt die Panik wieder und meine Körperfunktionen normalisieren sich zum Glück wieder. Nicht das ich keine Angst mehr hätte – nein – jedoch jetzt, da ich weiß worauf sich diese Angst konzentriert bin ich bereit zu Kämpfen. Für uns, für die Geschwister, gegen ihre Eltern und vorallem für Hope. Sie ist zwar nicht meine Tochter, aber Seine und das macht sie zu einem Teil von ihm und auch wenn ich es in der Zeit mit ihr schon geahnt habe, so weiß ich jetzt ebenfalls sicher, das ich dieses kleine unschuldige Geschöpf ebenfalls von Herzen liebe.
"Yvaine?" Es ist nur ein Flüstern, das mich aus meinen Gedanken reist. "Ich bin bereit, lasst uns diesen Dickkopf umstimmen!" sage ich mit neuem Selbstvertrauen.
Doch in dem Moment, in dem ich das Haus betrete, verlässt mich ein großer Teil des Vertrauens wieder, denn auch wenn ich Niklaus noch nicht sehen kann – ich kann ihn mit Hilfe meiner Gedanken in seinem Zimmer orten, sodass ich schon beim Übertreten der Türschwelle seine ungetrübte Wut spüre. Falls das noch möglich ist, scheint sie sogar noch angestiegen zu sein.
"Alles okay?" flüstert Rebekah mir zu. Ich schüttle kaum merklich den Kopf und sage: "Es muss wohl." Hayley schaltet sich flüsternd ein: "Wie sollen wir ihn überzeugen?"Ich werfe ihr einen genervten Blick zu. "Das hätten wir vorherbesprechen müssen, er weiß längst das wir hier sind und versteht jedes Wort, welches wir gerade sprechen. Wir und er sind die Einzigen hier, ansonsten ist das Haus komplett verlassen. Wir könnten also genauso gut schreien."
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His Greatest Weakness
FanfictionMein Name ist Yvaine Carrier. Ich bin die Einzige meiner Art. Auch nach meinem Tod hat sich das nicht geändert. Jahrelang habe ich ihn von der anderen Seite beobachtet. Sein Rachezug gegen den Mann den er trotzallem Vater nennt, seine zahlreichen Li...