8. Momente

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Eine junge Frau in einem eleganten smaragdgrünen Abendkleid stand auf der Veranda des Hauses. Ihr Gesicht war dem Himmel zugewandt, sie hatte sich an einen der alten Balken angelehnt. Das Mondlicht spiegelte sich in ihrem silbernen Amulette. Das Bild, welches sich ihm hier bot, würde er vermutlich später auf Leinwand bannen. Es schien einer dieser Momente zu sein - ein Moment für die Ewigkeit, einen den man nie wieder vergessen würde. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, noch bevor er aus dem Schatten der Bäume trat. Sie hatte seine Anwesenheit längst bemerkt, aber er hatte seinen Blick nicht von ihrer anmutigen Gestalt und ihrem sorgenfreien Gesichtsausdruck abwenden können.
Er hatte nicht erwartet sie hier anzutreffen, aber er wusste nie wann er sie wiedertreffen würde, das lag seit je her in ihrer Hand und sie fand immer einen Weg ihn aufzuspüren, ganz gleich wie gut es ihm gelang seine Spuren zu verwischen. Eine der vielen Eigenschaften, die sie dem Mann, von dem er gejagt wurde, voraus hatte.
Ohne die Augen von ihr abzuwenden pflückte er eine Blüte und trat nun in das Licht des Mondes. Er beschleunigte seinen Schritt und als er schließlich an den Treppenstufen zum Stillstand kam, senkte sie ihren Blick.
Ein liebevolles Lächeln huschte über sein Gesicht, als er nun die zart-rosane Lilie vorsichtig hinter ihr Ohr schob.
Mit beiden Händen umfasste er behutsam ihr Gesicht und fuhr mit seinen Daumen ihre Gesichtszüge nach. Für einen kurzen Moment zeigte sich die wahre Natur der Beiden, gegen die sie, von ihren Trieben überwältigt, nicht ankämpfen konnten.
Fordernd drängte er sie gegen die Hauswand und ein kehliger Laut entfuhr ihr, als sich seine Männlichkeit gegen ihre Mitte drückte.
"Na, na. Könnt ihr nicht bis nach dem Weihnachtsessen warten?" wurde ihre wilde Wiedersehensfreude von einer weiblichen Stimme unterbrochen. "Aber wirklich. Das verdirbt einem ja den Appetit!" pflichtete da eine männliche Stimme bei.
Der Mann löste sich zögernd von der Frau, die er so sehr liebte, blieb jedoch dicht an ihrem Gesicht, sodass sich ihre geschwollenen Lippen fast berührten. "Familie....man kann nicht mit ihnen..." flüsterte er und sie vollendete seinen Satz augenzwinkernd: "...aber auch nicht ohne sie! Rebekah, Elijah...schön euch wiederzusehen!"
Nicht voneinander ablassend wendete sich das Paar den beiden Neuankömmlingen mit einem ehrlichen Lächeln entgegen und schon erhellte ein greller Lichtblitz die sternenklare Nacht "Bitte lächeln!" ertönte beinahe im selben Augenblick die Stimme seiner Schwester.
Es war einer der vielen Momente, die von diesem Weihnachtsabend in Erinnerung bleiben sollten. Einer dieser Momente, die für die Ewigkeit sein würden.


Nervös beobachte ich die kleine Gruppe die mir gegenübersteht. Die beiden Brüder starren mich ungläubig an und dem Älteren entfährt ein erschrockener Laut. Während die junge Wölfin mich verständnislos mustert, verwirrt zwischen den Beteiligten umherblickt und versucht die Situation zu deuten grinst Rebekah bis über beide Ohren, beobachtet die Szenarie gespannt und wirft mir ein aufmunterndes Lächeln zu. "Y...Yvaine?" bringt Niklaus stockend hervor und ich kann erkennen, das er um seine Fassung ringt und sich erste Tränen ihren Weg bahnen, aber dennoch bleibt er wie angewurzelt stehen.

Elijah erwacht zuerst aus seiner Starre und steht augenblicklich vor mir. Mit großen Augen mustert er mein Gesicht, hebt dann zögernd eine Hand und legt sie an meine Wange. Die Wärme ermutigt mich und ich schenke ihm ein zaghaftes Lächeln, während ich mich in seine Handbeuge schmiege. Ich kann beobachten, wie sich die Erkenntnis auf seinem Gesicht ausbreitet und sich Tränen in seinen Augenwinkeln bilden, die er schnell wegblinzelt. Dann zieht er mich in eine enge Umarmung und ich atme seinen vertrauten Duft gierig ein. Es fühlt sich an wie Familie, wie Heimat, wie Leben. "A..aber wie?" flüstert er ungläubig, während er mich vorsichtig an den Schultern auf Abstand hält und mein Gesicht mustert. Ich lache leise auf. "Eine lange Geschichte. Wichtig ist nur das ich es geschafft habe. Ich bin wirklich wieder hier."

Unsicher blicke ich an ihm vorbei zu Niklaus, der mich immer noch erstarrt beobachtet. Zögernd hebe ich eine Hand, winke ihm zaghhaft zu und bilde lautlos das Wort "Hallo" mit meinen Lippen. Hoffnungsvoll lächle ich ihm zu und im nächsten Moment steht er auch schon direkt vor mir. Elijah hat ihm vorsorglich Platz gemacht und ich kann aus dem Augenwinkel erkennen, wie er unser Wiedersehen aufmerksam verfolgt.
Die plötzliche Nähe zu der Liebe meines Lebens sorgt dafür das mir der Atem stockt und mein Puls in die Höhe schießt. Ich habe den Kopf gesenkt, die Augen geschlossen und versuche meine Atmung und meinen Herzschlag zu normalisieren. Dieser Mann bringt mich einfach seit je her um den Verstand.

His Greatest WeaknessWo Geschichten leben. Entdecke jetzt