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Die erste Hälfte der Woche verlief ganz ruhig und niemand hat mich bis jetzt darauf angesprochen, was am Freitag passiert war. Tracie erzählte mir, dass sie die ganze Nacht durchgefeiert hatten und als sie ins Zimmer kam, war ich schon weg. Ich spielte mit und sagte er, dass ich trainieren war, was sie mir abkaufte. Sie schlief jedoch auch nicht im Zimmer und ging zu Andy bei dem sie das ganze Wochenende geblieben war.

Julia kam am Sonntag zu mir und fragte ob ich etwas von Patrick gehört oder ihn gesehen hatte, musste ich sie enttäuschen, denn seit der letzten Begegnung in der Küche hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Auch in der Uni nicht obwohl ich sein Motorrad neben dem Gebäude die nächsten Tage stehen sah. Er verhielt sich scheinbar bedeckt und redete mit keinem. Julia sagte zu mir, dass sie ihn anziehend fand und hoffte auf mehr als kleine Knutschereien auf den Partys. Sie erzählte mir in allen Einzelheiten, wie gut er küssen konnte und wie unglaublich sportlich und attraktiv er aussah als wüsste ich es nicht selber. Aber konnte ich mit Julia konkurrieren? Sie sah um Welten besser aus als ich und sie lebte in Amerika im Gegensatz zu mir. Ich musste mir jedes Mal in Erinnerung rufen, dass meine Zeit hier begrenzt war und ich keine Wurzeln schlagen durfte. Ich versicherte ihr so gut ich konnte, dass Patrick sich bei ihr bestimmt melden würde, aber es tat mir irgendwie weh mit ihr über ihn so zu reden.

Ich wollte sie nicht an seiner Seite sehen. Doch wer war ich um darüber zu urteilen? Er war frei genau wie Julia und konnte alles machen was er wollte. Genau wie Julia. Auch wenn Julia keine richtige Beziehung wollte, war ich nicht sicher, ob es nicht eine werden konnte... mit Patrick. Mir wurde allein bei dem Gedanken schlecht und ich versuchte sie jedes Mal zu verbannen.

Am Dienstag täuschte ich eine Erkältung vor und ging nicht zum Unterricht um Patrick aus dem Weg zu gehen. Ich hatte überlegt, den Kurs komplett zu streichen. Ich hatte den Kurs sowieso schon in Deutschland besucht und es war gut möglich, dass er mir nicht anerkannt werden könnte. Außerdem habe ich zu viele Kurse ausgewählt und wenn ich einen Kurs ausließ, so würde ich beim erfolgreichen Bestehen der restlichen Kurse immer noch die benötigten Credit Points haben.

Am Mittwoch ging ich mit Neil wieder ins Schwimmbad trainieren und freute mich, dass Patrick uns nicht begleitete. Wobei ich mich nicht wirklich freute, aber das war das Beste, redete ich mir ein. Mit Neils Hilfe gelang es mir immer besser mich im Wasser zu bewegen. Er war als Trainer ein Naturtalent. Und ein guter Freund war er sowieso.

Nach dem Schwimmen gingen wir zu einem Café um etwas zu trinken und einfach zu reden. Die Aufgaben für die Uni habe ich heute aufgegeben und würde sie morgen nachholen müssen. Ich hatte mit ihm über Peter immer noch nicht geredet und ihn auch nicht mehr in der Uni gesehen. Neil wollte mich wahrscheinlich schonen und fragte auch nicht nach.

"Was hast du eigentlich mit Peter gemacht?" fragte ich ihn als ich mein alkoholfreies Cocktail in der Hand hielt und aus dem Strohhalm trank.

Er schien sehr überrascht zu sein, dass ich dieses Thema als erste ansprach. Er überlegte kurz und strich sich mit der Hand durch die Haare bevor er antwortete. "Das wollte ich dir eigentlich nicht sagen", gestand er und ich hatte scheinbar Recht, dass er mich nicht noch mehr aufregen wollte. "Ich habe ihn ein wenig verprügelt." Er schmunzelte und trank ebenfalls aus seinem Glas. Er hatte sich auch etwas Alkoholfreies bestellt, das rot-gelb aussah.

"Geht er deswegen nicht zur Uni?"

"Oh doch, er geht zur Uni, aber ich habe ihm klar gemacht, dass wenn er sich dir noch einmal nähern sollte, droht ihm eine Anzeige und er womöglich aus der Uni fliegen würde."

"Oh", damit hatte ich nicht gerechnet.

"Du musst dir jetzt darüber keine Sorgen machen, Finn", er lächelte und legte seine Hand auf meine. Ich lächelte verlegen zurück.

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