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Die nächste Woche verlief ganz ruhig und ich hatte Peter nicht mehr zu Gesicht bekommen. Auch auf einer Party, die Megan am Freitag bei uns organisiert hatte, ist er nicht aufgetaucht. Julia hingegen war für meinen Geschmack viel zu oft in unserem Haus. Aber Patrick hatte ich bei ihr nicht mehr gesehen. Vielleicht war ich auch nur zu den Zeiten da während er in seinem Zimmer etwas machte oder Duschen war. Jedenfalls sah ich ihn tatsächlich nur zweimal diese Woche und zwar wieder in dem Wahrscheinlichkeitstheoriekurs. Leo hat es irgendwie geschafft mich zu überreden, dass ich den Kurs doch nicht aufgab und verspätete mich am Dienstag damit ich ganz hinten allein sitzen konnte. Am Donnerstag verspätete sich Patrick hingegen und setze sich in die hinteren Reihe während ich mit Leo irgendwo in der Mitte saß.

Ein Mal hörte ich wie Leo jemandem zu erklären versuchte warum wir immer an unterschiedlichen Plätzen saßen während alle anderen zum größten Teil auf ihren blieben wenn wir nicht gerade ihre Plätze belegt hatten. Er hat erzählt, dass wir in diesem Semester einen Deal abgeschlossen hatten und dass jeder von uns einmal auf jedem Platz in diesem Raum einmal gesessen haben muss. Ich musste lachen als ich das hörte, denn dieser Einfall war ziemlich kreativ und bescheuert gleichzeitig, aber so wie Leo drauf war, konnte man es ihm auch leicht glauben.

Auch nach dem Kurs legte ich größere Strecken zurück um nicht mit Patrick zusammen zu laufen. Er machte allerdings auch nicht den Eindruck, dass er besonders großen Wert darauf legte, mich zum Etcheverry Hall zu begleiten. Vielleicht bildete ich mir wieder etwas ein was es gar nicht gab? Aber ich wollte auf Nummer sicher gehen.

Abends lernte ich dann manchmal mit Leo zusammen in der Bibliothek. Dabei halfen wir uns gegenseitig. Er erklärte mir etwas, was ich in den anderen Kursen nicht ganz gut verstand und ich half ihm mit der Wahrscheinlichkeitstheorie klar zu kommen, was ihm auch gut gelang. Ich schimpfte über Patrick und meinte er müsste mit uns lernen und sagte, dass er aber jedes Mal Ausreden fand um nicht mitzukommen. Ich wusste nur zu genau, dass ich die eigentliche Ausrede war. Er wollte mich einfach nicht mehr sehen. Auch wenn ein Teil von mir immer noch wünschte, dass ich mit ihm genauso gut klar kommen könnte wie mit Leo, hasste ein Teil von mir ihn genau dafür zu sehr, dass er mit mir so umging. Und dieses Teil war wohl stärker, sonst wäre ich wahrscheinlich schon längst auf ihn zugegangen und versucht mit ihm zu reden. Denn ich redete immer mit meinen Freunden über Probleme zwischen uns. Zumindest mit Freunden die mir etwas bedeuteten.

Aber Patrick bedeutete mir auch etwas. Ich fühlte mich in seiner Gegenwahr immer seltsam. Er zog mich magisch an und ich war jedes Mal wütend wenn er so kalt mit mir sprach. Aber es sollte mit der Zeit besser werden, redete ich mir immer ein. Zeit sollte alle Wunden heilen und meine war noch gar nicht so tief. Ich hatte die besten Aussichten auf eine schnelle Genesung.

Diese Woche hatte ich leider nur einmal geschafft mit Neil schwimmen zu gehen und ich fühlte mich schon unwohl, dass ich ihm so oft absagen musste. Er trainierte aber auch noch mit Patrick wenn ich nicht dabei war. Oder Patrick war eher dabei wenn ich nicht konnte. So genau wusste ich es nicht. Jedenfalls meinte Neil, als wir Mittwoch im Schwimmbad waren, dass er nicht mehr jeden Morgen wie früher trainiert, weil ihn das Studium sehr forderte und er teilweise bis spät in die Nacht immer noch wach und am Lernen war und morgens deswegen nicht früh aufstehen wollte, damit er seinen normalen Schlaf bekam.

War mir ganz recht so. Redete ich mir ein.

Tracie sprach dabei von Autosuggestion, zwar nicht in diesem konkreten Fall, denn mit ihr redete ich nicht über Patrick, aber sie erzählte mir hin und wieder von ihren Kursen und was sie dort lernte. Und ich wollte ihr sehr glauben, denn laut der Theorie der Autosuggestion, wenn ich mir nur lange genug etwas selber einredete, würde ich irgendwann auch daran glauben. Das klang vielversprechend und ich hoffte, dass es funktionierte, weil eine rationale Methode aus meinen Mathekursen ich auf mein Gefühlschaos nicht anwenden konnte. Es passte noch keine Theorie dazu die ich kannte oder ich hatte sie noch nicht gefunden. Mit Autosuggestion verband ich zudem die Textvervollständigung bei der Suche im Internet und nicht etwas Psychologisches.

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