Kapitel 7: Niedlichkeit

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Irritiert sehe ich mich um und versuche zu erfassen, was gerade passiert ist. Als dieser Mann auf uns zukam, hat sich plötzlich Lucys ganze Miene verändert und sie ist fast zusammengebrochen. Dann nennt dieser Kerl sie auch noch Nyu und umarmt MEINE Lucy! Erschrocken vor mir selbst halte ich inne. Habe ich das gerade wirklich gedacht? Mir bleibt keine Zeit, um darüber nachzudenken, denn im nächsten Moment spricht der Mann auch mich an. "Vielen Dank, dass Sie sie gefunden haben! Sie ist doch fast wie ein Kind, da haben wir uns schreckliche Sorgen gemacht." Ich schaue ihn jetzt völlig überrascht an. Lucy soll wie ein Kind sein? Das aus Grausamkeit Fliegen die Flügel ausreißt und Ameisen unter der Lupe verbrennt... "Nyu?" Ich blicke zurück zu Lucy, die jetzt wie völlig verwandelt scheint. Ihre Augen wirken etwas größer, der sonst grimmige Mund ist zu einem zaghaften Lächeln verzogen. Ihr ganzes Gesicht wirkt freundlicher und fast schon naiv. "Nyu!", wiederholt sie und fällt dem Typen um den Hals. Es fühlt sich an wie ein Schlag in den Magen. Wie versteinert stehe ich da und beobachte, wie vertraut die beiden miteinander umgehen.

Dann wendet sich der Junge kurz ab und verbeugt sich schnell vor mir. "Ich bin übrigens Kotha." "I-ich heiße Yuno", antworte ich mit gebrochener Stimme. Es fühlt sich an, als wäre Yukki ein zweites mal gestorben, doch diesmal fehlt jeglicher Hass, ich spüre nur eine seltsame Leere. "Möchtest du uns begleiten?" Ich nicke teilnahmslos, dann erreichen uns schon die beiden Mädchen vom Strand, völlig außer Atem. Auch sie bedanken sich bei mir und stellen sich als Yuka und Mayu vor, während ich immer noch keinen klaren Gedanken fassen kann. Dieses niedliche, lächelnde Mädchen soll die grausame Lucy sein? Egal wie oft ich es auch durchgehe, mein Gehirn kommt nur auf eine Lösung: Das ist nicht die selbe Person.

In Gedanken versunken folge ich den Menschen zu einer Art Pension, im traditionellen Stil eingerichtet. Erinnert mich irgendwie an Zuhause... Im Türrahmen bleibe ich noch einmal kurz stehen. Was mach ich eigentlich hier? Ich hätte dieses Monster schon längst umbringen können, wenn sie so hilflos ist. Aber ich brauche sie doch, oder? Mein Kopf schwirrt vor lauter Emotionen. Ich bin glücklich und muss lächeln, wenn ich "Nyu" sehe, nur um im nächsten Moment voller Trauer zu bemerken, dass ihr Blick nur dem Jungen gilt. Und je länger ich mir dieses Schauspiel ansehe, desto mehr spüre ich, wie der Hass zurückgekehrt. Dieser Typ wird mir die einzige Chance nehmen, um Yukki zu rächen. Genau...das ist mein Problem...es geht um Yukki...

"Geht es dir nicht gut? Willst du dich hinlegen?" Die junge Frau namens Yuta reißt mich aus meinen Gedanken und ich bin dankbar für die Ablenkung. Ich bekomme eins der Zimmer im Erdgeschoss und lege mich erleichtert hin, froh den glücklichen Stimmen entkommen zu sein. Bestimmt ist das alles nur ein Albtraum und wenn ich aufwache, bin ich wieder mit Lucy in der Höhle...

Als ich das nächste mal meine Augen aufschlage, ist es bereits dunkel. Vorsichtig sehe ich mich nach dem Grund um, weshalb ich aufgewacht bin. Neben mir steht ein Tablett mit Essen und ein kühler Windhauch streift durchs Zimmer. Plötzlich lässt mich eine bekannte Zimme zusammenzucken. "Hallo Yuno, schön dich wieder zu sehen." Ich fahre herum und entdecke eine vertraute Silhouette im geöffneten Fenster sitzen, sanft vom Mond beschienen. "Akise!", keuche ich erschrocken und wütend, während sich der junge Mann mit dem schneeweißen Haar ins Zimmer schwingt. "Was willst du hier?!", fauche ich ihn an und richte mich auf. "Ich will euch nur warnen.", sagt er mit einem frechen Grinsen, "Das Militär, mysteriöse Leichen... Ich hab mich in wenig umgehört. Irgendwas großes ist im Gange und es hat nichts mit eurem Spiel zu tun. Aber vielleicht mit deiner pinkhaarigen Freundin da draußen?" Akise war mir inzwischen ganz nah gekommen und ich sah ihm direkt in die Augen, während er mich provokant anblickte. "Jetzt verrate mir: Wo hast du Yukiteru-kun versteckt?" Mit diesen Worten brach alles zusammen. Die ganzen Gefühle, sich ich für meine Mission wegesperrt hatte, prasselten wieder auf mich ein. Wut, Trauer, Liebe, Hass, Angst, Glück... Alles auf einmal brachte meinen Kopf beinahe zum Bersten. Wimmernd kauerte ich mich auf dem Boden zusammen und Akise beugt sich völlig überfordert und beschwichtigend über mich. "Y-Yukki...Yukki ist tot!"
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Yandere Love Is Bloody (GirlxGirl, Girlslove, Yuri)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt