Fünf.

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2 Tage später

"Sie sieht nicht gut aus, Jako.
Die....die Dosis könnte zuviel für sie gewesen sein. Anscheinend ihre erste. Ich weiß nicht, wie lange...wie lange ich sie stabil halten kann.
Ich bin kein Arzt, vergiss das nicht, Jako..."
Ein Glas wurde voller Wucht gegen eine Wand geschmettert.
"Was soll das heißen, sie sieht nicht gut aus? Du hast es doch die ganze Zeit geschafft und-"
"Ich kann nicht zaubern, Jakob.", sprach Felix ruhig.
Der Jüngere ließ seine Faust gegen die Tür rammen. Eine deutliche Einschlagspur blieb zurück.
"Dann streng dich gefälligst mehr an!", brüllte er außer sich vor Wut.
Und auch vor Angst.
Dabei kannte er das Mädchen nicht wirklich. Auch wenn er die Vergangenheit dieser jungen Frau gesehen hatte. Vielleicht gerade deswegen. Er sah einen alten Teil von sich darin. Von früher.
Und gerade jetzt hatte er das Bedürfnis, sie vor seinem Schicksal
zu bewahren. Aber er hatte gerade nichts in der Hand. Er konnte nur warten. Und hoffen.
Momente strichen vorbei.
Ehe Felix langsam von dem blassen Mädchen aufsah. Ihr dunkles, kurzes Haar, durch das hohe Fieber ganz verschwitzt und auf der Stirn verteilt, und leichte Blutreste in ihrem Mundwinkel. Ihr eigenes Blut, was sie ausgespuckt hatte. Warum hatte sie sich nur dazu verleiten lassen?
Warum?
Felix starrte zu Boden, als er sprach.
Beinahe flüsterte er.
"Das Mädchen...Jenny.
Sie...schafft es nicht.
Ihr Herz schlägt nur noch sehr langsam."
Erschrocken sah Jako auf.
Ging schnellen Schrittes zum Bett.
Dem Bett, in dem sonst er schlief.
Felix verstand.
Wollte aber, dass er nachdachte.
"Ich verstehe, wenn du ihr helfen willst, aber....will sie das? Du kannst nicht einfach für sie entscheiden."
Ein unmenschliches Knurren erklang aus Jako Kehle und die Pupillen wurden noch dunkler.
"Ich werde sie nicht so sterben lassen.
Ich konnte es schon nicht sehen, als du vor meinen Augen gestorben bist.
Und ich bin froh, dass wir beide hier sind." Der Langhaarige biss sich auf die Unterlippe und unterdrückte die Tränen. "....und sie hat doch uns, oder? Sie will dann nicht mehr gehen.
Weil sie welche hat, die sie so mögen, wie sie ist."
Jako schüttelte den Kopf, das Knurren wurde leiser, verstarb dann ganz.
"Ich kann sie nicht sterben lassen.
Also bitte, Felix....lass mich zu ihr."
Der Ältere überlegte kurz, nickte dann aber und trat beiseite.
"Du hast nicht mehr viel Zeit.
Wenn, musst du es in den nächsten Minuten tun.", hauchte der Bärtige.
"Ich weiß.", murmelte Jako und ging an Felix leise vorbei.
Er beugte sich über den kühlen, kleinen Körper, neigte den Kopf zur Seite und sank dann hinunter zum schwach pulsierenden Hals.

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