Mir war unglaublich schlecht. Ich hatte das Gefühl, unzählige Runden Achterbahn gefahren zu sein, immer dieses Gefühl von Fallen, Rückwärts durch bunte Lichter in unfassbar schneller Geschwindigkeit gezerrt und immer wieder in einem dunklen Raum hin und her geschubst zu werden. Ich wollte, dass es endlich aufhörte.
Langsam spürte ich kalten Schweiß, und meine Haut fühlte sich fast genauso an, wie wenn ich zu viel Wodka oder Korn getrunken und meine Wangen langsam taub wurden, nur dass dieses Mal fast mein gesamter Körper betroffen war, und das löste eine unkontrollierbare Panik in mir aus. Ich schrie, fluchte, rollte mich zur Seite, fiel von etwas runter, auf harten Boden. Spürte kaum den Schmerz, doch noch immer brannte mein Hals, und ich konnte einfach nicht brechen. Meine Innereien fühlten sich staubtrocken an, und ich hatte das Gefühl, jeden Moment zu ersticken. Doch es tat und tat sich einfach gar nichts, und das frustrierte mich. Ich wollte einfach irgendein Ende von irgendetwas, nur möglichst zügig.
"Hilf.....Hilfe....", hauchte ich beinahe tonlos, versuchte erbärmlicherweise, über den Perserteppich zu krabbeln, mich irgendwo festzukrallen, damit ich nicht zur Seite fiel, mein Herz stolperte scheinbar, und ich wurde hysterisch. "....bitte...helft mir."
"Hey...was machst du denn da unten?"
Eine warme, etwas höhere Stimme als noch vor unzähligen Stunden erklang in meinen Ohren, zwar etwas dumpf, doch ich spürte dadurch so etwas wie Wärme in mir.
Die Person lachte leise, ich blinzelte, um besser sehen zu können. Es half ein wenig.
Dennoch verwackelte ständig mein Sichtfeld und allein die kurze Konzentration auf einen fixen Punkt strengte mich unglaublich an, weswegen ich immer wieder für einige Sekunden die Augen schloss.
"Hast...hast du Hunger? Ist dir kalt?"
Ich versuchte mühevoll, mich mithilfe meiner Unterarme so abzustützen, dass ich mich aufrichten konnte, als mir unter die Arme gegriffen wurde, und im nächsten Moment saß ich mit ausgestreckten Beinen angelehnt an jemanden, doch ich konnte aufgrund meines Zustandes den Kopf nur leicht zur Seite drehen, dennoch reichte das Bisschen mir, und ich sah schnell wieder zu Boden. Ein junger Mann mit langen, dunklen Haaren, noch dunkleren Augen und einem freundlichen Lächeln, was die vollen Lippen umspielte. "Ich...ehm...ich lehn dich gegen das Bett, wenn es in Ordnung für dich ist. Hol dir nur eben was zu Essen. Ich...ich komm gleich wieder, ja?", bevor ich etwas antworten konnte, wurde ich einen oder zwei Meter nach rechts geschoben an den Bettkasten, der Typ stand auf und verließ den Raum.
Erschöpft nutzte ich die Zeit, in der ich wieder allein war, ließ den Kopf nach hinten auf die Matratze sinken und atmete vorsichtig und flach, während mein Blick die Decke fixierte. Schwach lächelnd fiel mir ein dunkelblaues Tuch auf mit vielen abstrakt gezeichneten Sternen, Monden und einsam umherfliegenden Kratern mit scheinbar eingearbeiteten Gesichtern, und irgendwie wirkte es beruhigend auf mich, es half etwas, meine Gedanken zu sortieren, wenngleich sie momentan eher aus 'Wo bin ich, warum genau bin ich hier und wer wohnt hier' bestanden, ich aber definitiv nicht in der Lage war, meinem Körper zu befehlen, diesen Ort zu erkundigen, doch einem relativ großem Teil in mir war es erschreckend egal, wo ich war, solange ich zuallererst einmal irgendetwas nahrungsähnliches bekommen könnte. Kaum hatte ich den Gedanken 'Hunger' und 'Durst' im Kopf, merkte ich wieder, wie ausgetrocknet ich anscheinend war und verzog hungrig das Gesicht. So einen nagenden Appetit hatte ich seit Ewigkeiten nicht mehr verspürt. Wimmernd neigte ich den Kopf hin und her und hoffte, dass ich möglichst schnell etwas zu Essen bekommen könnte.
"Sorry, dass du so lange warten musstest. Ich musste nur eben Essen besorgen. Deine zwei Retter kommen gleich und sehen nach dir, solange soll ich ein Auge auf dich werfen.."
Ich nickte lediglich, denn der Becher in den Händen war gerade viel zu interessant, und ein seltsamer Geruch wurde aus dem Behältnis ausgeströmt, mein Gegenüber nickte verstehend, rutschte auf Knien vor mich, stützte meinen Hinterkopf ab, als wüsste er, wie es einem gerade gehen müsste, dachte aber nicht weiter darüber nach, und öffnete leicht meine ausgetrockneten Lippen, und ignorierte den kleinen Schmerz, als die Haut ein wenig aufriss.
Der erste Tropfen der dunkelroten, eisenhaltig-würzig schmeckenden Flüssigkeit benetzte meine Zungenspitze, und gierig presste ich meinen Kiefer gegen das Porzellan, um noch mehr zu bekommen. Wenige Augenblicke sah ich überrascht, dass der Becher bereits leer war, aber ich fühlte mich minimal besser. Umso verwirrter blickte ich drein, als der schmächtig gebaute Brünette den Ärmel seines Sweatshirts über meine Lippen und Kiefer wischte. "Du hast etwas vorbeilaufen lassen.", kommentierte er lediglich und zuckte lächelnd mit den Schultern. Mein Magen grummelte noch immer, und beschämt biss ich mir auf die Unterlippe. Als hätte er es gehört, kicherte er wissend und legte den Kopf leicht schief.
"Felix hat eine große Kanne Tee aufgesetzt. Dort ist ein kleiner Anteil von dem Getränk mit drin, aber der Rest ist halt einfacher Früchtetee.
Wir haben keinen besonders großen Vorrat und...du hast schon einen Teil für diesen Monat aufgebraucht."
Er sprach ruhig und versuchte vermutlich, mir damit kein schlechtes Gewissen zu machen, also nahm ich es einfach hin und nickte einfach.Viel konnte ich ohnehin
gerade nicht ausrichten.
Es war eben so, wie es war.
DU LIEST GERADE
Nachtaktiv
Mystery / ThrillerNachts schleichen oft viele Menschen herum. Manchmal kann es aber auch sein, dass es ein Typ ist, der auf den Namen Jakob Joiko hört. Manchmal muss er Dinge tun, und leider hat er dieses Mal einen oder eine Zeugin.... (Diese Geschichte ist von Fan...