Es dauerte mindestens eine halbe Stunde, bis sie sich endlich mit noch immer leicht zitternden Beinen aufraffen konnte und in das Badezimmer ging, um ihren Kopf irgendwie auf andere Gedanken bringen zu können, indem sie es mit kaltem Wasser abspritzte.
Auch, als sie umgezogen in ihrem Bett lag und die Wand anstarrte, wurde sie den Gedanken nicht los,dass sie etwas Wichtiges gesehen hatte. Sie war also quasi sowas wie ein Zeuge.Zeuge eines Mordes? Unfalls? Raubes? Sie konnte es nicht hundertprozentig sagen,doch die unbekannte Person spukte auch später in ihrem Traum herum.
POV(Jako)
Am nächsten Morgen:
Diese Frau ging mir nicht aus dem Kopf.
Naja, wohl eher Mädchen, so klein und kindlich wie die gekleidet war...
Hat mich ausgerechnet in dem Moment gesehen, wie ich den alten Mann umgebracht habe. Okay, gesehen nicht direkt, aber sie hat ziemlich eindeutige Geräusche gehört. Ich hoffe einfach mal, dass sie mich nicht wiedererkennt oder die Sacheso schnell wie möglich vergisst und mir keine Probleme bereitet.....„Na? Wieder mal zu wenig geschlafen?", neckte mich mein bester Freund,welcher gerade in die Küche hinein geschritten kam.
„Ach was. Ich sehe immer so fertig aus, dass weißt du doch am besten.
Wir sind tot, schon vergessen?", fauchte ich ihn augenrollend an und
ließ den Kopf auf meine Arme sinken, ehe ich dann beinahe sehnsüchtig
hoch linste, weil ich insgeheim hoffte, Felix würde mir auch einen Kaffee kochen.
„Sag bloß, ich soll dir schon wieder einen mitkochen....", deutete er langsam und drehte sich dann grinsend zum Kaffeeautomaten um, ehe er das Gerät anschaltete. Nach einer längeren Pause redete der Blonde wieder. Seine fröhliche Miene wich keineswegs, als er sich schließlich mit den dampfenden Tassen zu mir an den Tisch setzte und ich ihn nur müde anstarrte und blinzelte.
„Ich vergesse seit fünf Jahren nicht, dass wir eigentlich hätten tot sein müssen. Aber sieh es doch mal positiv, wir werden nie alt und schrumplig und können für immer zusammen Musik machen.....auch wenn der Tod damals verdammt schmerzhaft war.Aber sag mal....warum bist du überhaupt wieder so extrem miesepetrig drauf?", erkundigte er sich schließlich und setzte sich etwas in dem Stuhl auf, während er aufmerksam wie immer meinen Bewegungen folgte und mich interessiert ansah.
Ich seufzte und lehnte mich schließlich in meinem Stuhl zurück,
drehte die Tasse etwas in meinen kühlen Händen und legte mir meinen Satz zurecht.
„Es ist so.....", fing ich mit noch etwas kratziger Stimme an, weswegen ich mich kurz räuspern musste, ehe ich fortsetzte, „jemand hat mich gestern gesehen. Eine Frau.", sprach ich es schließlich aus und rückte etwas nervös auf meinem Sitzplatz herum,weil ich wusste, wie Felix reagierte, falls jemand wüsste, was wir wären.Wegen meiner Unachtsamkeit vor einigen Jahren, als wir gerade ganz frisch tot waren, mussten wir sogar einmal für längere Zeit untertauchen in irgendeinem todlangweiligen Kuhkaff. Das war die schlimmste Zeit meines Lebens.
Ich schätzte Stille ja, aber nach über einem Jahr konnte das einem schon gehörig auf den Senkel gehen. Und mit einem fast schon sturen Optimisten, wie Felix es eben nun einmal war, war diese Zeit auch eine gewisse Folter für mich. Nie durfte ich mich unter der Erde verbuddeln und dort einfach mal für ein paar Tage oder Monate verweilen, bis Gras über die Sache gewachsen war. Schließlich besaß ich keine funktionstüchtigen Organe mehr, weswegen mir Luftmangel absolut kein Problem bereitete.
Es sei viel zu auffällig, sagte er damals.
Die Leute würden tuscheln, wenn zwei erwachsene Männer komische Dinge tun würden,
Menschen aussaugen zum Beispiel.
Deswegen war die Sache mit der Blutbeschaffung auch heute noch ein Problem. Man musste seine Opfer erst tage, wenn nicht sogar wochenlang beobachten, wissen, wann sie zuhause seien, ob sie Familie hätten, denn dann, und besonders dann war das Geheule immer sehr groß. Auch wenn wir meist die Sorte Menschen aussuchten, welche ohnehin nicht das Recht zum Leben hatten. Die Sorte, die keiner mochte.Die unheilbar krebskranken, die nur noch vor sich hin krepierten.
Nazis. Mörder. Vergewaltiger. Pädophile.
All solche 'Menschen'.Felix und ich waren sowas wie die Putzkolonne, die unschuldige vor Verbrechern schützte.Okay, sehr selten momentan, aber wir töteten keine guten Menschen oder liebe Omis.Nur sehr manchmal mussten auch welche sterben, die zuviel sahen.
Die uns in Gefahr brachten.
„Du weißt, was das heißt, Jako. Schau, was du tun kannst.Beobachte sie, aber so, dass sie es nicht merkt. Und iss sie nicht auf. Nicht wie die paar anderen Frauen,
die du mit nach Hause gebracht hast. Niklas hat keine Lust, ständig den Müll runter zu tragen.", erklärte der Bärtige mir tadelnd und warf mir einen unmissverständichen Blick zu.„Ist ja gut.", seufzte ich langgezogen und nippte an dem braunen Heißgetränk.„Nicht töten, wenn es keinen Grund gibt. Das weiß ich selber, Felix.Aber verdirb mir nicht ständig den Spaß. An irgendwas muss ich schließlich auch mal Freude haben, weißt du? Schließlich leben wir noch eine sehr lange Zeit....", maulte ich, kippte mir den Rest des brühend heißen Kaffees hinunter und stand geräuschvoll auf.
„Ich bin duschen.",
verkündete ich kurz angebunden und marschierte gehobenen Kinns aus der Küche, einen kopfschüttelnden Felix zurücklassend.
Ich sollte also die geheimnisvolle Frau ausfindig machen.

DU LIEST GERADE
Nachtaktiv
Bí ẩn / Giật gânNachts schleichen oft viele Menschen herum. Manchmal kann es aber auch sein, dass es ein Typ ist, der auf den Namen Jakob Joiko hört. Manchmal muss er Dinge tun, und leider hat er dieses Mal einen oder eine Zeugin.... (Diese Geschichte ist von Fan...