Nachtaktiv

Traum

Durchgängiger, alles durchzuckender Bass. Johlende, eng tanzende Menschen. Exzesse.
Ich bahne mir den Weg durch die Menge, um mir ein Getränk an der Bar zu holen. Vielleicht brauche ich eine Pause, aber ich will noch nicht gehen.
Oder ich kann nicht gehen.
Es ist dunkel im Club, lediglich aggressiv aufflackernde Lichter geben Orientierung. Dankend nehme ich mein Getränk an, Wodka Energy, und gottseidank mit genug Spiritus, bezahle das Mischgetränk, drehe mich auf dem Barhocker um, als ich eine Gestalt aus dem Augenwinkel bemerkte, die mich direkt ansieht, und das Gesicht kommt mir so bekannt vor, und mit dem Glas in der Hand werde ich fast magnetisch von der Person angezogen, ehe ich mich kurz vor dem Verlassen der Tanzfläche umdrehe, und ungläubig blinzeln muss.
Ein hochgewachsener Mann mit langen, dunklen Haaren, ein etwas kleinerer, breiter gebauter Mann mit kurzen, blonden Haaren und Bartwuchs betreten scheinbar aus dem Nichts auf die Tanzfläche.
"Schau sie nicht an. Komm mit mir. Schließ die Augen. Bei mir hast du's sicher, Kleine."
Ganz nah am Ohr flüstert mir wer das zu, und erschrocken als auch verwundert drehe ich mich um, da die Person doch eben erst viel weiter weg war, Richtung Toiletten.

Kurze Locken, leicht gebräunt, durchdringende, tiefblaue Augen, geweitete Pupillen, Dreitagebart, Lippenpiercing.

Entgeistert verharrt mein Blick in seinem Gesicht, sein benebelnder Duft schlägt mir entgegen, ehe ich es schaffe, mich von ihm abzuwenden und die zwei Männer zu betrachten.
Siedend heiß fällt mir ein, dass das meine zwei 'Gastgeber' sind, doch ich kann nicht sprechen, ich bin wie gelähmt, sie bewegen sich kaum,
der Typ mit den blauen Augen will meinen Arm packen, als ich mit ansehen muss, wie sie ohne Vorwarnung sich jeweils zwei Besucher packen und in einer unfassbaren Brutalität ihre Reißzähne in deren Halskuhlen versenken, während die Menge in Panik auseinanderbricht und die Opfer schreien und die zwei Männer ihren unbändigen Blutdurst stillen.
"Lauf mit mir weg. Ich werde dafür sorgen, dass du gut träumen kannst ."

Ich gebe keinerlei Widerstand, als ich Richtung Toilette bugsiert werde, mein ganzer Körper zittert und ich bin scheinbar kurz vorm Erbrechen.
Der kurzlockige Typ pinnt eine Hand neben meinen Kopf an die Toilettenwand, ehe er eine kleine Tablette aus seiner Jackentasche kramt. "Ich werde machen, dass du wieder von Nutzen sein wirst.
Du wirst eine neue Art Kontrolle erlangen, du wirst ein neues Ziel haben, wenn du wieder die Augen öffnest." Perplex starrte ich ihn an, unfähig, zu antworten.
Mein Kopf war zu voll.
Der Lockenkopf grinste schief, nahm die eine Hand von der Wand, mit der er meine Wangen und Lippen mit zwei Fingern umstrich, diese tiefblauen Augen wirkten fast hypnotisierend.
"Du solltest wirklich das gute Zeug probieren, und weißt du was?", er hielt grinsend die Tablette hoch, ehe er sich zu meinem Gesicht beugte, sein warmer Atem schlug gegen meine Haut.
"Wir werden uns dieses kleine Zaubermittelchen sogar teilen."
Dunkel kichernd klemmte er die Tablette zwischen die vorderen Zähne, schnellte die wenige Entfernung an meine Lippen heran, biss ab, drückte mit der Zungenspitze grob die Hälfte in meine Mundhöhle, führte noch ein wenig den Kuss aus, ehe er sich ein wenig außer Atem löste.

Mein Gesicht fühlte sich warm und gleichzeitig eiskalt an.
Meine Sicht wurde weich, mein Körper wurde unfassbar schwer.

"Ich würde ja demnächst nachts spazieren gehen. Vielleicht geht's dir ja dann etwas besser...", raunte er dicht an meiner Ohrmuschel, als ich nach vorne sackte und er meinen taub werdenden Körper hielt.

"Und es gibt richtige Nahrung. Du kannst ja kaum stehen, mein Kätzchen. Lass mich dich richtig versorgen."

Meine Augäpfel drehten sich nach hinten, meine Körperkontrolle ließ vollkommen nach, ich sank in seinen Armen langsam auf den kalten Boden.

"Durst..", nuschelte ich, ehe ich das Bewusstsein verlor.