Fragen

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Es ist mein erster Tag, in einer neuen Schule, in einer neuen Stadt. 

Der Umzug war schwer. Doch für meinen Bruder war er viel schwerer als für mich. Denn Leo hatte viele Freunde im Gegensatz zu mir. Er ist definitiv nicht der introvertierte von uns beiden.

Seitdem meine Mutter uns verlassen hatte, war ich eher eine Einzelgängerin geworden. Ich wollte von meinen damaligen "Freunden" nicht bemitleidet werden also hörte ich auf mich um meine Freunde zu kümmern. Ich ging meinen eigenen weg. Hauptsächlich auch, weil je mehr Leute du in dein leben hinein lässt, desto mehr können auch einfach wieder hinaus laufen ohne die Türen zu beachten, die du aufgebaut hast.


Also da stehe ich vor einem Klassenzimmer welches ich von nun an jeden Tag sehen würde. Ich zögere einen Moment, denn ich weiß das jetzt ein neues Kapitel in meinem Leben anfangen würde. Aller Anfang ist schwer aber ich tue mir wirklich schwer in unbekanntem neuem Umfeld Freunde zu finden. Nicht ganz sicher ob ich das will, drücke ich die Türklinke hinunter und trete ein.

Alles wird mucksmäuschen still sobald ich drinnen bin. Wie zu erwarten waren alle Augen auf mich gerichtet. Ich hasste es im Mittelpunkt zu stehen, doch das war im Moment schwer zu verhindern.

Die Lehrerin stellt sich als Mrs. Haas vor. Sie hat wirklich etwas von einem Hasen. Ich kann zwar nicht genau sagen was aber es war irgendetwas in ihren Bewegungen und definitiv ihre großen haselnussbraunen Augen. Offenbar bekommt Sie mit wie unsicher ich bin und meint an die Klasse gerichtet:" Das ist eure neue Mitschülerin Alice". 

Gott, wie peinlich jetzt würden alle denken ich würde mich nicht einmal trauen mich vorzustellen. Aber ändern konnte ich es jetzt ja auch nicht mehr. Mein blick schweift durch die Klasse, leider Gottes vergesse ich das Gesicht jedes einzelnen sofort wieder nachdem ich es anblicke. Das muss die Nervosität sein.

Mit einem nicken zeigt, Haas, auf einen freien Platz neben einem Mädchen, das mich angrinst. Zögernd setze ich mich neben das Mädchen, dessen Name Maria ist. "Aber alle nennen mich Mimi," sagt sie selbstsicher. Als ich erwidern wollte das Mimi bereits wusste wie ich heiße wurde ich von der Lehrerin unterbrochen.

"Ihr dürft die restliche Stunde Alice fragen was ihr wollt. Wenn es für sie okay ist?",meinte Sie mit einem fragendem Blick in meine Richtung. Ich nicke denn ich will nicht so dastehen wie eine Loseren die sich nichts traute.

Wie aufs Stichwort schießen alle Hände in die Höhe. Gott sei dank, fragen sie nur Oberflächliche fragen wie; Wo kommst du her? Wie alt bist du? Hast du Geschwister? und so weiter. Es viel mir leicht die Fragen zu beantworten. Mit jeder Frage wurde ich selbstsicherer und auf einmal hatte ich sogar ein Lächeln im Gesicht. Mimi stellte mir die meisten Fragen. Langsam bekomme ich das unbestimmte Gefühl, dass ich sie nicht mehr so leicht loswerden werde.

Als keiner mehr aufzeigt, hebt ein Junge in der Ecke die Hand. Ihn habe ich bisher noch nicht wahrgenommen. Dies liegt höchstwahrscheinlich daran, das er sich bis jetzt zurückgehalten hat.

Er hat Augen so blau wie das Meer und noch viel tiefer. Sein leicht zerzaustes Haar ist Tiefschwarz und hängt ihm ins Gesicht. Sein Gesicht ist Bildschön, wie aus dem Bilderbuch.

Wir halten Augenkontakt. Ich spüre wie eine unsichtbare Spannung sich zwischen uns aufbaut. Sie ist stark. Ich bin mir nicht sicher ob sie mir gefällt. Jedoch sehe ich das er diese Spannung auch spürt und nicht sicher ist ob sie gut oder schlecht ist. Zumindest nehme ich das an. Ich fühle mich als wäre ich für kurze Zeit in einer Blase nur mit ihm, abgeschieden vom Rest der Welt und was sie mit sich bringt.

Sein Mund öffnet sich und er stellt die unvermeidliche Frage, bei welcher ich mir sofort Wünsche er würde sie zurücknehmen.

 "Warum bist du hier??"

Die Zeit lässt vergessenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt