Warum?

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"Warum bist du hier?", wiederholt er als ich nicht sofort antworte. Verlegen blicke ich auf meine Hände , welche in meinem Schoß liegen. Zögernd aber selbstsicherer als erwartet antworte ich ihm: "Wegen dem Beruf meines Vaters."

Ich weiß das er mich anschaut auch ohne aufzusehen, denn ich spüre seinen intensiven Blick auf mir. 

Die Antwort ist nur halb gelogen. Aus unerfindlichen Gründen merkt Mimi, dass das nicht die Wahrheit ist und nimmt, um mir dies zu zeigen, meine Hand und drückt sie. Als ich wieder Aufschaue kann ich an dem Gesichtsausdruck des Jungens erkennen das er mir diese Antwort genau so wenig abkauft wie Mimi.Hat es mir sonst noch jemand vielleicht nicht abgekauft? Panik steigt in mir auf. 

Ich versuche seinem undurchdringlichen Blick stand zu halten, indem ich glaube zu erkennen das er mit sich ringt. Darüber ob er nachhaken soll oder nicht. In meiner Angst er würde mir gleich eine Frage stellen die mich aus dem Konzept bringt, gebe ich ein schoßgebet ab. 

Denn ich bin zwar hier wegen meines Vaters. Jedoch nicht wegen seinem Beruf.

Er hat Krebs im Endstadium. Kurz nachdem meine Mutter uns verlassen hatte, bekam er die ersten Symptome. Als ob das nicht genug wäre, ist es auch noch Lungenkrebs. Das heißt er kann regelmäßig nicht Atmen und das ist mehr als schlimm mitanzusehen. Denn man kann nichts tun um zu helfen absolut nichts und dieses Gefühl der Machtlosigkeit treibt einen in den Wahnsinn. 

Da es in Portland nicht die geeignete medizinische Versorgung gibt, mussten wir nach Seattle umziehen. Jetzt liegt er im "Grey-Sloan-hospital". Mein Bruder und ich wohnen bei der Freundin von unserem Vater. 

Mein Vater ist nicht gern allein, was dazu geführt hat, dass er seit er 14 ist nie länger als 6 Monate in keiner Beziehung war.

Der Junge will zum reden anfangen als es zu meiner großen Erleichterung leutet. Ich packe meine Sachen und renne aufs Klo um nicht mit jemanden sprechen zu müssen.

Die Zeit lässt vergessenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt