Trost

18 4 1
                                    

Die einzigen zwei Male bei denen ich richtig heftig geweint habe waren als meine Mutter uns verlassen hat und ich langsam realisiert habe das sie nie wieder zurückkommen würde. Und das andere Mal als wir erfuhren das mein Vater Krebs im Endstadium hatte. Seit dem habe ich nicht mehr geweint, nicht auch nur eine Träne verloren und jetzt aufeinmal stehe ich hier mir nassen Wangen. Wahrscheinlich musste nur raus was ich aufgestaut hatte und es hat nur einen kleinen Auslöser gebraucht.

Ich habe das Bedürfnis zu laut zu weinen, zu schreien. Ich will schreien und schluchzen... so gerne. Aber es geht nicht sonst Falle ich noch auf und ich möchte keine Aufmerksamkeit auf mich lenken. Und all das nur wegen irgendeinem dahergelaufenem Jungen. Ich kenne ihn doch garnicht aber ich will auch das, dass so bleibt. Trotzdem kann ich nur schwer atmen.

Ich beschließe zu meinem Vater zu fahren, denn da wir 'früher' fertig geworden sind ist es noch recht früh.


Ich klopfe leise an die Tür und räuspere mich. "Komm rein Schätzchen" erklingt die brummende Stimme meines Vaters. Ich weiß zwar nicht wie er es macht aber er hat die Begabung immer zu wissen wann ich komme und wie ich mich fühle. Wobei beides ein Segen als auch ein Fluch sein konnte.

Ich bemühe mich zu lächeln allerdings gelingt es mir offenbar nicht ganz. Denn sofort als mein Vater mich sieht, setzt er diesen Ich-weiß-das-was-los-ist-du-kanst-mir-alles-sagen Blick auf.

Ich setze mich zu ihm ans Bett und will ihm alles erzählen, als ein Assistenz-Arzt herein kommt und mit einem Grinsen auf dem Gesicht verkünde :" Mr. McKibben..." ja auch mein Nachnahme, leider "... ich habe sehr erfreuliche Nachrichten: die neue Behandlung schlägt an!!"

Sofort ist meine Stimmung wieder besser und die meines Vaters sichtlich erleichtert.

Als der Arzt wieder gegangen ist, umarme ich meinen Vater so fest das er fast erstickt. Mein Handy läutet. 

"Willst du nicht ran gehen , Alice?"Murmelt mein Vater in meine Schulter hinein.

Als ich ihm nicht antworte sagt er:" Wenn du mich nicht loslässt ersticke ich... außerdem könnte es wichtig sein."

Zögernd lasse ich meinen Vater los und hebe ab. Es ist Mimi. Also stelle ich auf Lautsprecher denn sie wird schon nicht irgendetwas sagen was mein Vater nicht hören sollte. Wenn doch kann ich ja schnell auf stumm drücken.

"Hi, lust auf eine Party heut? Du kannst davor zu mir und dich schick machen. Bitte komm!! Sag ja nicht nein!!! Es könnte sonst sein das du den morgigen Tag nicht mehr erlebst."

Ich blicke fragend zu meinem Vater der mit einer scheuchenden Handbewegung sagt:" Leb dein leben. Hab spaß und hau ab bevor sie dich umbringt!!!"

Ich grinse breit und antworte, während ich meine Sachen packe:" Bin am Weg!"

Drücke noch einen Kuss auf die Wange meines Vaters und bin endgültig weg.

Ich höre Mimi fasst durchs Telefon grinsen:" SUPER!!! Und übrigens Bella ist auch da. Wir wollen alles wissen.!"

Alles über Jack...das kann ja was werden. Ich will mich eigentlich nicht mehr mit diesem Thema beschäftigen. Irgendwie freue ich mich aber auch mit Mädchen über Jungs Probleme zu reden, dass habe ich nämlich noch nie wirklich gemacht aus dem einfachen Grund das ich keine hatte. Außerdem sind Bella und Mimi meine einzigen richtigen Freunde seit längerem und ich habe das Gefühl ich kann ihnen alles anvertauen vorallem Mimi.

Ich war noch nie auf einer Party... Was wenn es ein Reinfall wird? Was wenn Jack dort ist? Ich kann ihm nicht in die Augen schauen. Egal dann klammere ich mich einfach an einer der besten Nachrichten meines Lebens. Nein eigentlich die Beste.

Mein Vater wird Gesund.

Die Zeit lässt vergessenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt