~Fragen~

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„Na los, fang an.“ Er lächelte und schloss die Augen.
Bevor ich meine erste Frage stellte betrachtete ich sein Gesicht. Als er mich bemerkte schaute ich schnell weg, rot wurde ich trotzdem.

„Äh also du verträgst doch das Sonnenlicht oder? Ich dachte immer ihr verbrennt bei dem Kontakt.“
Das Lächeln wurde breiter und er antwortete: „Hollywood brauchte Wege um die bösen Blutsauger zu töten.“ Wieder überlegte ich und ausgerechnet jetzt fielen mir nur wenige Fragen ein...

„Und wieso habt ihr kein Spiegelbild?“ Fragte ich etwas schüchtern. Er musterte mich kurz und schloss wieder seine Augen.
„Das ist schwer zu sagen. Um ehrlich zu sein weiß ich es auch nicht wirklich. Es gibt viele unterschiedliche Theorien dazu. Äh zum Beispiel, dass wir von Gott verstoßen wurden und keine Seele mehr besaßen, die ein Spiegel hätte reflektieren können. Aber das ist, meiner Meinung nach, Blödsinn. Siehst du etwa deine Seele wenn du in den Spiegel schaust?“
„Hm nein, ist ja auch nicht so wichtig.
Und falls du es nicht wissen solltest, du bist wunderschön.“

Es war komisch ihm das so zu sagen.
„Ach du bist süß.“ Er zog mich näher zu sich und gab mir einen Kuss auf die Stirn. Ich lächelte wieder und stellte die nächste Frage: „Wie alt bist du?“
Um ehrlich zu sein hatte ich ein bisschen Angst vor der Antwort...

„Ich wäre jetzt 164 Jahre alt, aber naja du weißt schon...“
'164? Da hat er ja schon sicher Einiges erlebt'. Es machte sich wieder dieses Gefühl des Unwohlseins in mir breit, schließlich wusste ich nichts über seine Vergangenheit.
'Wäre es unhöflich nachzufragen?'

Ich war schon wieder in Gedanken versunken und hatte gar nicht bemerkt, dass er mich ansah.
„Worüber denkst du nach?“
Ich hatte eigentlich nicht vorgehabt diese Frage auszusprechen, dennoch tat ich es. „Hast du schon mal einen Menschen gebissen?“
Das Lächeln auf seinem Gesicht verschwand. „Äh Jonas, darüber möchte ich nicht unbedingt mit dir sprechen.“
'Vielleicht hatte er Recht' Aber schon an seiner Reaktion konnte man sehen, dass es wohl so war.
„Kann ich dir noch andere Fragen stellen?“ Er nickte daraufhin.

„Was hast du gegen den Jungen in der Bahn gehabt?“ Er drehte sich zur anderen Seite und wandte mir den Rücken zu. „Wenn du gesehen hättest wie er dich angesehen hat, würdest du das nachvollziehen können“
Um ihm zu verstehen zu geben, dass er sich darum nicht sorgen brauchte, legte ich einen Arm um ihn und hauchte ihm einen Kuss in den Nacken.

~

Mittlerweile war es später Nachmittag und das rote Sonnenlicht schien durch die schweren Vorhänge.
Ich lag immer noch auf seinem Bett und war im Halbschlaf.
Ich spürte eine Bewegung neben mir und es breitete sich eine wohlige Wärme auf meinem Oberkörper aus.
Jetzt war es endgültig aus und mein Bewusstsein schaltete ab.

„Hey“ Ein leises flüstern weckte mich.
„Jonas, mach die Augen auf. Es ist schon spät...“
Nur langsam öffnete ich die Augen und blickte kurz durch den schwach erhellten Raum. Eric saß neben mir auf dem Bett und deutete auf die schwach leuchtenden Ziffern eines Weckers. '23:07'

Ich setzte mich auf und sah müde auf meine Hände. „Los komm.“ Er schaltete eine kleine Lampe an, die den Raum sofort in warmen Licht tränkte.
Ich stand auf, zog meine Klamotten zurecht und ging auf ihn zu.

Gemeinsam gingen wir bis zur Haltestelle und er wartete noch bis die nächste Bahn kam.
„Tut mir leid, dass ich dich jetzt nach Hause schicke, aber du brauchst deine Schulsachen für morgen.“ Er lächelte etwas entschuldiged.
„Schon okay...“ Bevor ich in die Bahn stieg, küsste er mich und zog mich in eine feste Umarmung.

Er flüsterte noch „Bis morgen.“ und die Tür ging zu.

~

Als ich mich setzte hatte ich das unbehagliche Gefühl beobachtet zu werden. Ich wollte mich aber nicht umsehen.

~

Als ich ausstieg und den Weg nach Hause einschlug, verstärkte sich das Gefühl noch mehr.
Gerade bog ich in eine schwach erleuchtete Gasse ein, als ich unsanft gegen die Fassade eines alten Hauses gedrückt wurde.

'Was soll das?'

Er und ich für immer?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt