~Spiegelbild~

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Heute war Montag und ab heute hatten wir richtige Stunden.
Zuerst hatten wir Mathe. Ich hasste dieses Fach. Es gab verständliche Sachen aber welcher Trottel auch immer auf die grandiose Idee kam, Buchstaben und Zahlen zu kombinieren, wäre mir damals besser nicht begegnet...

Als ich den Raum betrat saß Eric schon auf seinem Platz.
Erst jetzt betrachtete ich ihn komplett.
Er sah wirklich verdammt gut aus.
Er wusste wie man Klamotten kombinierte...
Sein graues Shirt passte zu seiner Ripped-Jeans die eng anlag und er trug am rechten Arm ein Paar schwarze, dünne Armbänder. Durch sein T-shirt konnte man sanft die Umrisse seiner Muskeln erkennen.
Seine dunkelbraunen Haare waren etwas zerzaust. Sie bildeten einen Kontrast zu seiner Haut und betonten seine Augen.

Er schrieb etwas auf ein Blatt und hatte dabei seine Lippen leicht geöffnet. Er blickte zu mir hoch und lächelte mich an. „Hey Jonas..."

Ich versuchte ebenso lässig „Hi" zu sagen, scheiterte aber da ich mit meiner Jacke an einem Stuhl hängen blieb und es mich ruckartig zurück zog.

„Was hast du so am Wochenende gemacht?" fragte er und biss sich auf die Unterlippe, damit er nicht lachte.
„... hm? Äh meine Mutter ist diese Woche wieder da und naja." Von meiner kleinen Tour im Wald sagte ich besser nichts, sonst hätte er mich wahrscheinlich wirklich ausgelacht.
Er sagte irgendwas unverständliches und wandte sich ab.

~

In den weiteren Stunden schrieb er immer weiter auf seinen Block.
Leider konnte ich nicht wirklich viel erkennen.

~

Ich ging mit ihm wieder bis zu der Kreuzung, an der wir uns trennten.
Als ich mich umdrehte und weiter laufen wollte hielt er mich an meinem Handgelenk fest.
„Warte mal" sagte er. „Hast du nicht Lust am Samstag mit mir was zu unternehmen?"
Etwas überrascht von seiner Berührung antwortete ich: „Ähm Ja? Also und was?"
„Keine Ahnung. Was du willst."
Er kam näher zu mir und sah mir in die Augen. Ich machte einen Schritt nach hinten, blickte ihn unsicher und peinlich berührt an.
Er lächelte und ging.

~

Ich stand völlig neben mir.
'Was sollte DAS?'
„Jonas? Du kannst jetzt auch aussteigen." Ich stieg aus dem Auto aus und ließ mich von meiner Mutter in die Geschäfte schleifen.
„Probier das mal an! Oh und das könnte dir stehen... ah hier nimm das auch noch mit..." So ging es die nächsten zwei Stunden.
Als sie mich dann mit einem Berg aus Klamotten in die Umkleide schob wäre ich fast gestolpert.

Ich probierte gerade die letzten Sachen an. Ich wollte meiner Mutter sagen, dass ich für heute genug habe.
Sie war aber nicht da.
Auf der anderen Seite, rechts, von mir stand Eric. Er sah mich nicht aber ich ihn, also halb...

Entweder lag es am viel zu hellen Licht, ich war einfach nur dämlich oder er hatte kein Spiegelbild.

Etwas erschrocken ging ich zurück in die Umkleide und zog mich um.
Ich wollte wieder nach Hause.
Als ich meine Mutter fand nahm ich ihre Hand zog sie zur Kasse und sofort ins Auto.

„Jonas! Was hast du?"
„I-ich, mir geht's nicht so gut. Ich will nach Hause..." log ich.

~

Sie brachte mir Tee und wies mich an, dass ich duschen gehen solle und dann schlafen.

Zu gerne hätte ich geschlafen, der Gedanke an ihn quälte mich leider fast schon. 'Was war das heute im Kaufhaus? Wieso hatte er kein Spiegelbild? Und wieso kam er mir so nah?'

Ich dachte noch eine weile über ihn nach. Er war mir ein Rätsel, ein schönes...

„Jonas" rief er mich.
Er stand direkt vor mir und schaute mir in die Augen. Er kam immer näher, seine Augen verfärbten sich. Sie wurden schwarz und es bildeten sich Risse in seiner eigentlich makellosen, hellen Haut.
Als er mich fast berühren konnte löste er sich langsam auf, zerfiel in kleine Stücken die aussahen wie altes Papier.

Dann war ich allein

Er und ich für immer?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt