Ich lief. Nichts anderes nahm ich mehr wahr. Für mich gab es in diesem Moment nichts außer der steten Bewegung meiner Pfoten. Ich wusste nicht warum oder wohin ich lief. Ich wusste nicht ob ich mit jemandem lief, oder ob ich verfolgt wurde. Oder lief ich allein? Die einzigen Dinge die ich noch wusste, waren mein Name, Zeyna, und mein Aussehen. Ich war zu groß und zu stark für eine Wölfin meines Alters. Außerdem war meine Fellfarbe ungewöhnlich. Ich war braunfellig und hatte grüne Augen. Die anderen Rudelmitglieder hatten graues Fell und braune Augen. Außer Shane natürlich. Shane hatte seit Geburt an weißes Fell und er war der einzige Wolf der außer mir grüne Augen hatte. Dies war allerdings das einzige was ich noch wusste. Ich fühlte wie ich meine Beinmuskulatur perfekt ausnutzte indem ich mein Bein beim laufen vollkommen ausstreckte. Ich lief so schnell, dass es mir so vorkam als würde der moosige Waldboden unter meinen Pfoten hinweg schweben. Ich liebte dieses Gefühl der Freiheit. An einem Wasserloch hielt ich kurz an um etwas zu trinken. Ein verschrecktes Reh sprang in den Wald als es mich erblickte. Ich beugte mich zum Wasser, hielt jedoch inne, als anstatt nur meinem auch das Gesicht einer nahezu identisch aussehenden Wölfin zu sehen war. Die einzigen Unterschiede waren das leicht gräuliche Fell und die Augen. Diese warne nämlich nicht vorhanden. Sie waren einfach nur weiß, so wie man sich die Augen eines Geistes vorstellen würde. Das Gesicht kam mir seltsam vertraut vor, so als hätte ich diese Wölfin irgendwann mal gekannt. Ich drehte mich um, doch dort war nichts. Schnell drehte ich mich wieder zurück jedoch war nun auch im Wasser keine Spur mehr von der fremden Wölfin zu sehen. Nun wurde mir bewusst wer diese Wölfin war. „Mama", flüsterte ich traurig, beugte mich zum Wasser hinunter und trank. Kurz bevor ich fertig war hörte ich ein weit entferntes Heulen. Ich horchte auf und fing wie von alleine an in die Richtung des Geräusches zu laufen.Und wider lief ich immer schneller und schneller. Meine Pfoten schwebten praktisch über den Boden hinweg. Doch kurz bevor ich bei dem Geräusch ankam...
wachte ich auf. Langsam öffnete ich die Augen, eins nach dem anderem, und schlüpfte unter dem Felsvorsprung, unter dem ich geschlafen hatte heraus und streckte mich genüsslich. Mittlerweile war ich von diesem Traum nicht mehr verwundert. Die einzige Sache die mich noch verwunderte, war das ich diesen Traum nun schon seit einem Mondzyklus Nacht für Nacht träumte und jedes mal aufwachte bevor ich mein Ziel erreichen konnte. Ich fragte mich, wann ich denn nun endlich erfuhr welcher Wolf in meinem Traum heulte. Ich blickte zum Himmel und der riesige Vollmond starrte zurück. Malliqua, eine der Mutterwölfinnen, blickte besorgt zu mir. Ihr fiel mittlerweile bestimmt auch schon auf, dass ich die letzten Nächte nicht gut schlafen konnte. Ich blinzelte sie freundlich an und tat so als müsse ich gähnen. Zum Glück legte Malliqua ihren schönen Kopf wieder zurück auf ihre Pfoten. Ich schnaufte leise und versuchte erneut einzuschlafen, aber wieder mal gelang es mir nicht nachdem ich diesen Traum geträumt hatte. Jacopo, mein bester Freund bemerkt immer wann es mir schlecht geht und so geschah es diesmal auch. Er stupste mich mit seiner Nase an, nachdem auch er unsren Felsvorsprung verlassen hatte und murmelte mir zu, „wieder diesen Traum gehabt?". Ich nickte kurz und er fragte weiter:"und ging er diesmal zu ende?". Ich schüttelte den Kopf. „willst du mir diesmal erzählen was in deinem Traum passiert?", fragte er weiter doch ich schüttelte wieder nur den Kopf. „Zeyna, ich kann dir nicht helfen, wenn du mir nicht sagst was dich an diesem Traum so beschäftigt. Und ich würde dir ziemlich gerne helfen schließlich bist du meine beste Freundin.", immer wieder sagte er das selbe, Nacht für Nacht und immer wieder wusste ich aus einem merkwürdigem Bauchgefühl heraus, dass ich es ihm nicht sagen konnte. Ich konnte mir selbst nicht erklären warum er es nicht erfahren durfte aber wie jedes andere Tier hörte ich auf meine Instinkte. Ich bewegte mich nicht, Jacopo seufzte nur und lehnte sich still an mich um mir Trost zu spenden. So verbrachten wir nun schon jede Nacht. In dieser Stellung verweilten wir nun bis zum Sonnenaufgang.
Um uns herum wurden langsam auch die anderen Wölfe wach und begrüßten sich gegenseitig. Mich und Jacopo beachteten sie gar nicht. Ich war es schon gewohnt aber Jacopo wurde meistens wenigstens zugenickt. „Was hast du angestellt?", fragte ich ihn, er blickte mir entschlossen in die Augen und sagte: „Ich habe dich nur verteidigt Zeyna. Als du gestern mit Chiara auf Patrouille warst hat Melanie mal wieder etwas gemeines über dich gesagt. Ich konnte einfach nicht anders und hab sie angefahren sie solle diesen Unsinn lassen aber sie wollte nicht aufhören. Da hab ich nach ihr geschnappt.",bei den letzten Worten blickte er beschämt zum Boden. „Ach Jacopo was ist in dich gefahren? Du weißt doch das diese Zimtzicke Shanes Tochter ist. Sie hat indirekt die Kontrolle über das Rudel. Warum hast du das bloß getan?". „ Er wollte dich nur verteidigen Zeyna. Mach deinem Freund daraus keinen Vorwurf.". Erschrocken drehten sowohl Jacopo als auch ich uns um und senkten augenblicklich den Blick. „Guten morgen Shane.", sagten wir im Chor und stupsten seine Brust mit unseren Nasen an. „Ich entschuldige mich noch einmal vielmals für das was ich gestern gemacht habe.", sagte Jacopo bedauernd aber ich denke er bedauerte nur, dass er sich entschuldigen musste. „Ist schon gut das war die Tat eines törichten Jungwolfes. Außerdem hätte ich wahrscheinlich in deiner Position genauso gehandelt wie du. Ich frage mich sowieso warum Melanie solch einen Unfug verbreitet. Zeyna hat ihr nichts zuleide getan.", antwortete Shane ein wenig belustigt und fügte an mich gewandt noch hinzu, „ Zeyna würdest du bitte zu mir in den Bau kommen, wenn du gefrühstückt hast?". Verwirrt blickte ich ihn an antwortete allerdings schnell: „Natürlich Shane, wenn du dies möchtest.". Bevor er weg ging, neigte er sein Haupt kurz in meine Richtung.
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Zeyna - die Geschichte einer Wölfin
FantasyZeyna ist eine junge Wölfin mit ihr noch unbekannten besonderen Fähigkeiten.In ihrem Rudel ist sie nicht grad Beliebt, da sie anders ist als alle anderen. Ein unheil wird über ihr Rudel kommen und es fängt alles mit einem Traum an.