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Pov Anna Lena

"Dass dein Vater uns immer alles versauen muss.", zischte ich ihr ins Ohr, "Wirklich zu dumm."

Jetzt wusste ich wirklich ganz genau, warum mein Vater seinen 'Bruder' so hasste.

Mit einer geschickten Bewegung drehte ich Victoria Bond die Arme auf den Rücken und bugsierte sie so in Richtung der Auffahrt; das Mädchen wehrte sich wie eine Katze.
Ich hatte genug, grob drückte ich sie gegen die Hintertür des schwarzen Mercedes.

"Jetzt reicht es mir aber…entweder du weißt dich jetzt zu benehmen oder du landest im Kofferraum.", meine Stimme war noch immer ganz ruhig und eiskalt, "Haben wir uns verstanden?"

Victoria nickte artig und ich öffnete die Autotür, ließ sie aber noch nicht einsteigen, sondern nahm mir die beiden breiten Kabelbinder, die im Fußraum lagen. Erst fixierte ich ihre Arme hinter ihrem Rücken, dann zog ich den zweiten Kabelbinder um ihre Knöchel zusammen und drückte sie auf die Rückbank.
Ich beugte mich über sie und legte ihr den Sicherheitsgurt um, anschließend schlug ich die Tür zu und ging um das Auto herum.

"Ins Hotel. Ich muss mich noch umziehen, bevor das Meeting statt findet.", ich ließ mich auf die Rückbank fallen und schlug die Beine übereinander, fischte mein Handy aus der Tasche.

Habe sein hübsches Töchterchen im Garten von Sciarras Villa eingesammelt.

Ist Lucia Sciarra tot?

Nein. Anzunehmen, dass wir heute noch einen ganz besonderen Gast bei unserem Meeting haben.

Wir sehen uns dann.

Ich steckte das Handy wieder weg, lehnte meinen Kopf gegen die Glasscheibe und starrte in die Dunkelheit. In Gedanken ging ich das Meeting und das, was ich zu sagen hatte, durch.

Erst als wir am Hotel ankamen kehrte ich wieder in die Realität zurück.

Noch während wir im Auto saßen, befreite ich Victoria von ihren Fesseln, ich zog meine Waffe, entsicherte diese und drückte sie gegen die Wirbelsäule der jungen Britin. "Eine falsche Bewegung und ich drücke ab, nur damit das klar ist."

Als Antwort erhielt ich nur ein eiliges Nicken, dann öffnete Augustus mir auch schon die Tür und ich stieg zusammen mit Victoria aus. Sie durch die große Lobby und die Treppe hinauf zu führen war kein Problem, obwohl auch dieses Mal alle Augen auf mich gerichtet waren. Geschickt bugsierte ich sie auf mein Zimmer, wo ich sie mit erneut mit einem Kabelbinder fesselte, dieses Mal allerdings nur ihre Beine. Es war ohnehin unmöglich sich von den Kabelbinder zu befreien.

"Pizza oder Pasta zum Abendessen?", ich hielt die Speisekarte eines Lieferdienstes in der Hand und ging die darauf aufgelisteten Gerichte durch.

"Pizza. Mit Salami.", antwortete sie patzig und sah mich erbost an.

Ich zuckte mit den Schultern und lächelte entschuldigend. "Sorry, aber ich kann mir echt keine weiteren Zeugen leisten. Sciarras Witwe ist genug Arbeit und du warst eben zur falschen Zeit am falschen Ort. Nachher haben wir im übrigen noch einen Termin, den wir wahrnehmen müssen."

Ich bestellte eine Pizza Salami für Victoria und eine Pizza Napoli für mich. Eigentlich aß ich sonst nie Pizza, weil ich auf eine gesunde Ernährung achtete und es in der Nähe unseres Hauptquartiers weit und breit keine Pizzeria gab. Dennoch mochte ich mein Zuhause.

Es dauerte fast eine halbe Stunde bis unsere Bestellung endlich geliefert wurde, ich drückte dem Pizzaboten nur eilig einen 50€ Schein in die Hand und teilte ihm mit, dass er den Rest behalten konnte, ehe ich ihm dann die Tür vor der Nase zu knallte. "Essen ist da.", erklärte ich Victoria unnötiger Weise und gab ihr den Pizzakarton.

Ich aß eilig meine Pizza, beobachtete sie dabei aus dem Augenwinkel; die ganze Situation war eigentlich völlig unter meiner Würde.

Nachdem ich das Essen beendet hatte, schnappte ich mir meine Klamotten für das Meeting und verschwand damit wortlos im Bad um mich fertig zu machen. Ich duschte mich schnell und wusch mir die Haare.

Als ich aus der heißen Dusche stieg hing im ganzen Bad ein feiner Tröpfchennebel, ich wickelte mir ein weiches Handtuch um und fing an, meine Haare zu föhnen, womit ich relativ schnell fertig war. Ich zog mir einen schwarzen Sport BH und dazu passende enganliegende Shorts an, in diesem Outfit frisierte ich mir dann die Haare, ehe ich mich fertig machte. Die filigranen, schwarzen Knöpfe meiner petrolfarbenen Bluse schloss ich bis ganz oben, steckte den Saum der Bluse in meinen Bleistiftrock und schminkte mich dezent.
Ich legte meine Uhr ums Handgelenk und warf einen kurzen Blick darauf. Noch eine halbe Stunde.

Als ich das Bad verließ, bekam ich prompt einen wütenden Blick von Victoria zugeworfen, auf den ich mit einem Schulterzucken reagierte. Ich schlüpfte in meine schwarzen Pumps und in meinen Mantel, dann sah ich erneut auf die Uhr.
Julius und Augustus würden mich in fünf Minuten abholen.

Ich setzte mich auf die Bettkante und entsperrte mein Handy, ging den Plan für das Meeting und meinen eigenen Text noch einmal durch.

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Fünfundzwanzig Minuten später hielt der schwarze Mercedes Benz auf dem gepflasterten Vorhof des Palazo Cartenza und ich stieg aus, überließ Victoria Julius und Augustus. Ich betrat das Gebäude, flankiert von vier Leibwächtern und wurde sofort in einen kleinen Ankleideraum geführt, wo ich meinen Mantel ablegte und dann ein äußerst dezentes Paar Kopfhörer, das mich mit meinem Synchronübersetzer verband, bekam.

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Nachdem ich meine Worte an die Anwesenden gerichtet hatte, referierte Dr. Vogel über Zahlen aus der Pharmaindustrie und ich war damit beschäftigt Señor Guerá zu beobachten.
Er würde aller Vorraussicht nach, derjenige sein, der zusammen mit mir nach Altaussee in Österreich fliegen und den Blassen König eliminieren würde.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als die beiden Flügeltüren am anderen Ende des Raumes aufschwangen und mein Vater, zusammen mit zwei Leibwächtern den Saal betrat.
Dr. Vogel unterbrach ihren Vortrag sofort und alle Anwesenden erhoben sich respektvoll von ihren Plätzen und richteten ihren Blick auf meinen Vater.

Von meinem Standpunkt aus, konnte ich nur seine Silhouette ausmachen und vermutlich erging es den meisten anderen auch so; sie kannten wahrscheinlich nicht einmal sein Gesicht.

"Lassen Sie sich durch mich nicht stören.", seine Stimme war ruhig und leise und auf seine Aufforderung nahmen alle wieder Platz.

Dr. Vogel nahm ihren Vortrag wieder auf, allerdings war sie jetzt deutlich nervöser als zuvor, was mir nicht entging.

Nachdem sie ihren Vortrag beendete, war das Wort wieder bei Moreau.

"Nach dem Tod unseres geschätzten Kollegen Marco Sciarra bleibt eine seiner Aufgaben unvollendet. Señor Guerá, der Blasse König muss eliminieren werden."

Nach einer halben Ewigkeit, mal wieder ein Kapitel von mir.
Ich hoffe, es gefällt euch und wir sehen uns beim nächsten Mal!
-M

The bond between - 007Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt