3. Opfer

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Hallo. Eigentlich wollte ich nichts zu dem Buch sagen, aber da es jetzt ewig gedauert hat, bis ich mal wieder Update, melde ich mich doch noch. Tut mir leid, dass ihr so lange warten musstet, aber ich hatte einfach keinen Kopf für dieses Buch... ich update jetzt aber alles in ganz kurzen Abständen, versprochen. Viel Spaß beim lesen und danke an alle, die dies, trotz dem langen Zeitraum, noch tun.

Jonas Winter betrat langsam seine Dienststelle. Er musste zugeben, dass er ein wenig Angst davor hatte, in sein Büro zu kommen und wieder seine Kollegin mit schlechten Nachrichten darin vorzufinden. So war es schließlich am gestrigen Tag und am Tag davor auch schon gewesen.

Er öffnete zögerlich die Tür zu seinem Büro und kniff dabei seine Augen zusammen, riss sie aber sogleich wieder auf, mit einem erleichterten Seufzen. Heute war sein Büro wundervoll menschenleer.

Er hängte seine Jacke auf und ließ sich dann auf seinem Stuhl nieder. Er hatte also heute Zeit, um in den beiden Fällen weiter zu ermitteln und vielleicht mal über bloße Vermutungen hinaus zu kommen.

Voller Tatendrang sah er sich auf seinem Schreibtisch um und entdeckte mehrere Akten, die ihm wohl irgendein Polizeikollege vorbei gebracht hatte. Er zog den kleinen Stapel zu sich und begann ihn durchzusehen.

In den Mappen waren die kompletten Lebensdaten der Opfer zusammengefasst, Berichte über Arbeit und Familie, Lebensläufe und ein paar Fotos. Erschreckend, dass am Ende eines Menschenlebens nur so eine relativ dünne Mappe übrig bleibt.

Als er fertig mit dem Lesen war, fing er an, die ihm vorliegenden Daten zu sortieren und zu vergleichen. Er versuchte irgendeine Verbindung zwischen den Opfern zu finden, irgendetwas weswegen genau die beiden sterben mussten.

Nach einiger Zeit war sein ganzer Schreibtisch voll mit Zetteln und trotzdem hatte er noch keine einzige Verbindung gefunden. Die beiden Opfer kamen aus komplett unterschiedlichen Schichten.

Die Eine: erst wenige Zeit fertig mit studieren, wohnt in einer kleinen gemieteten Doppelhaushälfte, ohne festen Freund oder anderen Menschen, die ein Motiv für die Tat gehabt hätten.

Die Andere: reiche Firmenbesitzerin, mit einem riesigem Haus und einem Mann, der durchaus ein Motiv hätte, aber dafür ein nachprüfbares Alibi.

Er hatte jetzt schon gefühlt tausendmal die Fakten geprüft, aber nichts brauchbares gefunden, als plötzlich seine Bürotür aufflog.

"Hallo, entschuldigen Sie die Störung, aber", fing ein kleiner Mann an, sich zu entschuldigen, wurde aber noch vor Beendigung seines Satzes unsanft zur Seite geschoben.

"Jonas!", rief die große, rothaarige Frau, die den kleinen Polizeibeamten so überaus frech behandelt hatte und öffnete ihre Arme zu einer einladenden Geste.

Der kleine Mann starrte sie kurz an, als würde er ihr irgend etwas sagen wollen, doch schon wieder wurde er unterbrochen, nur dieses Mal von Kommissar Winter. "Ist schon in Ordnung. Danke.", mit einer Handbewegung deutete er an, dass er schon alleine mit der Frau auskommen würde.

Mit einem Seufzen und einen letzten bösen Blick trat der Polizeibeamte aus dem Büro und schloss die Tür hinter sich.

Der Kommissar ließ seinen Blick wieder zu der Frau schweifen, die so ungebeten in sein Büro geplatzt war. Sie war ihm nicht ganz unbekannt, besser gesagt kannten sich die beiden ganz gut, bedenkt man, dass sie vor einiger Zeit sogar mal liiert gewesen sind.

Aber das ist wohl schon einige Zeit her.

"Guten Tag, Aileen.", eröffnete er das Gespräch und deutete mit seiner Hand auf den freien Stuhl.

"Ach, so höflich?", fragte sie, mit einem leicht höhnischen Unterton, der allerdings beim Kommissar nur ein mildes Lächeln zu Stande brachte. Diese Frau konnte ihm gar nichts mehr, da brauchte er sich nicht auf ihr Niveau herabzulassen.

Sie überbrückte mit zwei Schritten die paar Meter und ließ sich geschwind auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch nieder. Augenblicklich begann sie in ihrer großen Handtasche zu kramen und hielt dann ein kleines graues Gerät in die Höhe. "Du hast doch sicher nichts dagegen, wenn ich unser Gespräch aufzeichne?"

Das Lächeln des Kommissars wurde nach dieser Frage nur noch breiter und er beugte sich ein Stück weiter nach vorne, um ihr in die braunen Augen zu schauen.

"Natürlich nicht.", meinte er mit einem ironischen Unterton, den die Frau aber sicherlich absichtlich überhörte. "Also nehme ich an, du bist geschäftlich hier?" Mit Absicht setzte er das vorletzte Wort mit zwei Fingern in Anführungszeichen.

Jetzt war es an der Frau, kalt zu lächeln. Und das konnte sie wirklich gut. "Wieso sollte ich sonst hier sein?"

Der Kommissar nickte darauf nur kurz und verschränkte seine Finger ineinander. Er beobachtete, wie die Rothaarige an dem kleinem Aufnahmegerät einen Knopf betätigte und ein blinkendes Licht zeigte, dass es bereit war, jedes Wort für immer festzuhalten. Oder zumindest so lange, bis es gelöscht werden würde.

"Also.", begann sie und beobachtete seine Regungen genau. "Meine Zeitung würde gerne genaueres über den Mord von gestern erfahren."

Also darum ging es ihr. Das hätte Jonas Winter sich auch eher denken können.

Er beugte sich, sofern es durch die Abtrennung wegen dem Schreibtisch möglich war, noch weiter nach vorne. "Was für ein Zufall, dass die Zeitung erst hier Auftritt, wenn eine reiche Frau gestorben ist."

Seine Augen blitzten gefährlich, als er das sagte. "Und was für ein Zufall, dass sie gerade dich dafür schicken."

Auf einen Schlag setzte sich die Frau gerade hin und kniff die Augen zusammen. "Was soll das heißen?", fragte sie fast schon drohend und der Kommissar erinnerte sich wieder, dass er sich nicht auf ihr Niveau herablassen wollte. Er lehnte sich also wieder zurück und tat so, als wäre er ganz entspannt. Obwohl hier von Entspannung garantiert nicht die Rede sein konnte.

"Das heißt, dass ich über laufende Ermittlungen keinen Kommentar für die Zeitung abgegeben werde.", er sah sie noch einmal an, bevor er sich, um sein Desinteresse zu unterstreichen, wieder den Blättern vor sich widmete. "Ich habe zu tun, du findest sicher selbst hinaus."

Er bemerkte ihren brennenden Blick noch ein paar Sekunden, doch er gab sich Mühe ihn zu ignorieren. Schnaubend schnappte sie sich ihr Gerät, stoppte die Aufnahme und verließ schnellen Schrittes sein Büro.

Was für eine Furie. Er lehnte sich zurück und schloss einen Moment die Augen. Wenigstens hatte er nicht ganz die Fassung verloren.

Seine Tür wurde erneut aufgestoßen und er wollte gerade anfangen, wieder zu erklären, dass er immer noch nichts dazu sagen werde, da bemerkte er seine Kollegin in der Tür. Erfreut, sich nicht wieder mit seiner Ex abmühen zu müssen, richtete er sich ein wenig auf, bevor er ihren Blick bemerkte.

"Schlechte Nachrichten."

In dem Moment hätte er lieber wieder mit Aileen geredet.

"Was ist los?" Er merkte selber, dass die Frage durchaus überflüssig war, denn am Gesichtsausdruck seiner Partnerin konnte er schon genau erkennen, was los war.

Und gleich darauf bestätigte sie ihm diese Gedanken. "Hannah Seidl, 31, ist in einem Mehrfamilienhaus hier in der Nähe von ihrer Großmutter aufgefunden wurden.", las sie laut von ihrem Handy ab und schaute dann hoch.

"Wir müssen da gar nicht hinfahren. Keine Spuren, außer die fünf Einstiche und erneut ein roter Bleistift. Ich wette mit dir, das ist der selbe Täter."

Seufzend betrachtete Jonas Winter seine Kollegin und strich dann müde mit der Hand über sein Gesicht. Sie hatte sicher recht mit der Annahme, doch trotzdem würde er sich den Tatort ansehen müssen.

Das war schließlich sein Job.

Fünf blutrote BleistifteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt