Skiurlaub im Kreis der Familie (2)

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„Mia jetzt zieh dir die Schneehose an, sonst kommen wir wieder zu spät. Amelia und Louisa warten bestimmt schon auf dich." Ungeduldig sah ich zu meiner Tochter, die in Seelenruhe ihre Schneehose hervorzog und dann versuchte sie anzuziehen. Gerade dachte, wir könnten endlich los, da hielt sie inne und sah mich an.

„So geht das nicht Mama. Mein Kleid bekommt so blöde Falten."

Das konnte doch nicht wahr sein. Manchmal fragte ich mich, ob ich als Kind auch so eine kleine Diva gewesen war, wie meine Tochter. Laut meiner Mutter ja.

„Mia, du ziehst dir jetzt die Schneehose an oder du bleibst alleine hier", drohte ich meiner Tochter am Ende meiner Geduld angelangt. Mia sah mich an und wägte ab, ob ich es ernst meinte, aber im Endeffekt war sie nicht mutig genug, das auszutesten. Schmollend zog sie sich nun doch an und warf mir auf dem Weg zu Hayleys Blockhaus immer wieder böse Blicke zu.

Zum einen, weil ihr Kleid nun knittern würde und zum anderen, weil ihr kleiner Bruder getragen wurde, während sie selber laufen musste. Mein Ältester hingegen lief energiegeladen durch den Schnee, sprang in Schneewehen hinein und lachte schließlich glücklich, als sein Vater ihm nachsetzte. Im Zickzack jagte er Noah zum Haus seiner besten Freundin und seit Langem hörte ich meinen Sohn mal wieder richtig ausgelassen lachen. Es war selten geworden, dass Louis sich Zeit für seinen Ältesten nahm, obwohl Noah geradezu darum bettelte.

„Mama, Lius auch laufn." Linus stupste mich immer wieder an und zappelte auf meinen Armen, aber ich schüttelte den Kopf.

„Nachher kannst du mit Leni und den anderen draußen spielen, aber jetzt müssen wir zusehen, dass wir ankommen. Sonst essen sie uns die leckeren Sachen weg."

Mein Sohn schaute betrübt drein, gab seinen Widerstand dann aber auf und ließ sich die letzten Meter noch tragen. Am Blockhaus klingelte Linus sofort, was Mia einen wütenden Aufschrei entlockte: „Ich wollte doch klingeln", giftete sie ihren kleinen Bruder an, der seinen behandschuhten Finger sofort von der Klingel nahm und ein leises „'Tuldidung", nuschelte.

Bevor meine Kinder aber in Streit geraten konnten, wurde uns die Tür von einer gestressten Hayley geöffnet. „Schön dass ihr auch endlich da seid." Vorwurfsvoll sah sie Louis an, der nur mit den Schultern zuckte und seine beste Freundin im nächsten Moment fest in die Arme schloss. Diese traute Zweisamkeit gefiel mir zwar nicht, aber ich hatte schon vor langem akzeptiert, dass mein Mann eine ganz besondere Beziehung zu Hayley hatte.

„Ist nicht meine Schuld, Mia wollte sich nicht anziehen und Linus konnte sich nicht von seiner neuen Ritterburg trennen."

„Papa!" Empört stemmte unsere Tochter ihre Hände in die Hüften. Dabei stampfte sie mit ihrem Stiefel derart fest auf, dass Schnee auf den Boden von Halyey Flur rieselte und dort langsam schmolz.

„Nichts hier Papa", Louis wuschelte ihr lächelnd durch das Haar, aber Mia hielt seine Hand fest.

„Du machst meine Frisur kaputt." So schnell wie Mia aus ihren Stiefeln schlüpfte und die Schneehose achtlos beiseite pfefferte, konnte ich kam gucken. Wütend stampfte sie an uns allen vorbei ins große Wohnzimmer, wo wir gemeinsam brunchen würden.

Von meiner Tochter abgelenkt bemerkte ich fast nicht, dass Linus ihr folgen wollte. Gerade noch Rechtzeitig bevor er im ganzen Haus Matschspuren hinterlassen konnte, bekam ich ihn an seiner Kapuze zu fassen. „Hiergeblieben kleiner Mann." Lächelnd zog ich ihn zu mir heran und ließ ihn auf meinem Knie Platz nehmen. „Wir müssen dir erst noch die Stiefel und den Schneeanzug ausziehen. Da macht das Spielen doch auch viel mehr Spaß."

Linus beobachtete aufmerksam, wie ich ihn aus seinen dicken Wintersachen befreite, machte aber keine Anstalten mir zu helfen. Als ich ihn freigab, drückte er mich noch einen feuchten Schmatzer auf die Wange, dann wetzte er los ins Wohnzimmer und zu den anderen Kindern.

Story of our LifesWhere stories live. Discover now