Kapitel vier

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Leise rutschte ich an meiner Haustür herunter. Um mich war mein Leben in Kartons und obwohl der Tag so wunderbar begonnen hatte, fragte ich mich jetzt, ob ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Alles hinter mir zu lassen und in mein altes Leben zurück zu kehren. Zu all dem ,dass mich an das, was ich verloren hatte erinnerte. Ich legte meinen Kopf auf meine Knie und versuchte meine Gedanken zu sammeln. Ich war hier um neu anzufangen. Meinen Traum zu leben. Und das würde ich mir von niemanden zerstören lassen. Mein Vater hatte mich früher immer seine Porzellanrose genannt. Schön wie eine Rose und zerbrechlich wie Porzellan. Doch zerbrechlich war ich seit dem Tod meiner Eltern schon lange nicht mehr. Langsam bekam ich meine Gefühle unter Kontrolle und stand auf um mir ein heißes Bad einzulassen und mich auf meinen ersten Arbeitstag vorzubereiten. Als ich mich gerade von der Tür abgestoßen hatte, klingelte es. Ich öffnete einen kleinen Spalt und schaute nach wer es war. Tae lächelte mir schüchtern zu „Ally alles okay? Ich hab mir nach Yoongis Ausraster Sorgen gemacht..." „Oh Hallo Tae, ja alles okay ich bin auch etwas ungehalten gewesen, aber wenn es um Musik geht werde ich schnell lauter und emotional. Ich hoffe ihr denkt nichts schlechtes über mich nach der Szene" ich schaute ihn etwas verunsichert an und er legte mir seine Hand auf den Arm „Keine Angst, wir waren auch sehr über Yoongis Ausbruch verwundert. So haben wir ihn schon lange nicht mehr gesehen." „Tut mir leid das ich den Abend ruiniert habe..." ich schaute zu Boden und fragte mich kurz, ob ich nicht doch etwas provozierendes gesagt oder getan hatte um Yoongi wütend zum machen. „Hey Ally das war wirklich nicht deine Schuld. Ich wollte dir auch noch zu deinem neuen Job gratulieren! Ich finds toll das du sozusagen mit uns zusammenarbeitest.„ Sein breites und fröhliches Grinsen war wieder da, doch ich hatte das Gefühl, das irgendetwas noch nicht geklärt war. Für heute hatte ich aber keine Lust mehr auf Überraschungen oder Drama, also bedankte ich mich bei Tae und wendete mich endlich dem entspannenden Teil des Abends zu. Und als ich total tiefenentspannt im Wasser lag, hatte ich sogar noch Ideen für neue Lyrics, die ich unbedingt den Produzenten vorstellen musste. Morgen konnte kommen.


Ich betrat erneut das immer noch riesig wirkende Big Hit Gebäude. Das würde ich ab jetzt wohl jeden Tag tun. Ich lächelte und ging auf das an der Information sitzende Mädchen von gestern zu. „Hey, du musst Allison sein." Sie begrüßte mich mit einem hübschen Lächeln und ich fragte mich kurz , wie viele Verehrer sie wohl hatte. „Richtig. Hallo bist du Su?" „ Ja genau. Ich werde dir Big Hit zeigen. Bist du bereit?" „So bereit wie schon lange nicht mehr." Wir lachten beide und sie war mir sofort sympathisch. Wir gingen alle wichtigen Räume durch. Bang PD'S Büro, dass ich ja bereits von Innen kannte, die Büros der anderen Angestellten, Cafeteria, Aufnahmestudios die zugleich für die restliche Produktion genutzt wurden, Tanzstudio und Kreativraum in welchem eine Loungeecke mit Sofas , eine kleine Küche und zwei Betten untergebracht waren. „Die Trainees und das Kreativteam arbeiten oft bis spät in die Nacht und manche übernachten dann hier." klärte mich Su auf. Das würde sicher, nein auf jeden Fall mir ebenfalls passieren. Wenn ich einmal anfange zu schreiben und an etwas zu basteln, fällt es mir schwer davon ab zu kommen und ich vergesse die Zeit. „In den Toiletten gibt es jeweils eine Dusche und auch sonstige Utensilien die man für eine Übernachtung brauchen kann. Hier ist dein Mitarbeiterausweis, mit dem kommst du in alle Räume, außer das Büro vom Big Boss." „Vielen Dank Su." „Dein Arbeitsplatz wird Aufnahmestudio 2 werden. Das andere besetzt Yun. Er ist einer der Produzenten und du wirst ihn gleich..." „ Su-Schätzchen wer ist denn diese platinblonde Besonderheit an deiner Seite?" Su verdrehte die Augen, setzte ein gespieltes Lächeln auf und drehte sich in Richtung der Stimme, die uns zugerufen hatte. „Yun bitte, benimm dich und hör auf mich Schätzchen zu nennen. Das ist Allison, die neue Texterin. Allison das ist der berühmt berüchtigte Yun." Ein großer, dunkel gelockert junger Mann stand vor mir, in zerrissenen Jeans, weißem Hemd, Jeansjacke und mit einer großen, sehr teuer aussehenden Aktentasche aus dunklem Leder. „Übrigens alle nenne mich nur Ally, das reicht." Yun begutachtete mich von oben bis unten und zurück. Mit einem Lächeln blieb er bei meinem Gesicht stehen und zwinkerte mir zu. „Nicht schlecht Big Boss. Und exotisch auch noch. Woher der Akzent du Schönheit." Langsam ging mir sein Getue auf die Nerven. „Amerika. Und wie gesagt... Ally reicht. Danke." Antwortete ich mit meinem süßesten Lächeln. Su kicherte leise. „Alles klar Ally" er betonte meinen Namen unnötigerweise „dann will ich dir mal dein Studio zeigen bevor wir Wurzeln schlagen." Er ging voraus und schenkte Su im vorbeigehen noch einen letzten Kommentar „Bis später Süße." Ohne ein Wort wendete sich Su ab und ging zu ihrem Arbeitsplatz zurück. Ich folgte Yun zum Aufnahmestudio 2 das auf dem gleichen Flur wie der Kreativraum lag und am Ende des Flures das Tanzstudios beherbergte. „Seit wann bist du in Korea, dein koreanisch ist ja an sich perfekt." „Ich bin hier geboren und mit 10 nach Amerika gezogen. Seit zwei Wochen bin ich zurück." Ich war mir zwar nicht sicher was ihn das ganze anging, aber unhöflich wollte ich auch nicht sein und noch hatte ich Geduld. „Und seit wann schreibst du? So alt bist du doch noch gar nicht oder?" „Ich schreibe seit ich 12 bin und habe als einer der jüngsten an meine Hochschule Jazz und Pop studiert und ein Praktikum bei einer ziemlich bekannten Produktionsfirma... Naja... Label gemacht." Er schaute mich neugierig an „Wo denn? Kenn ich das Label?" natürlich kannte er es. Jeder der sich mit Musik beschäftigte, kannte das Label. Das hieß aber nicht das ich es als Aushängeschild für mein Können nutzen wollte. „Das sag ich dir vielleicht wenn ich dich besser kenne. Man soll doch heutzutage geheimnisvoll bleiben oder?" Ich bereute meine Antwort sofort, erstens, weil ich überhaupt nicht nachgedacht hatte und dann nur komisches Zeug aus meinem Mund kam und zweitens, weil sein Blick augenblicklich von netter junger Mann zu notgeiler Idiot wurde, aber die Geduld war nun doch am Ende. „Kein Problem. Ich steh auf Geheimnisse." Oh gott, was hatte ich mir da bloß angetan....

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