Kapitel sieben

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Es war mittlerweile 3 Uhr nachts und ich sank endlich völlig erschöpft in mein Bett. Was für ein Abend. Erst war ich nicht sehr begeistert darüber, das am Ende doch die ganze Bande mitgekommen war. Doch schon kurz nachdem ich zugestimmt hatte, war ich froh, dass sie da waren. Wir lachten fast die ganze Zeit durchgehend, bis ich das Gefühl bekam, mein Gesicht würde es jeden Moment zerreißen. Selbst Namjoon, der mir bisher immer sehr erwachsen und verhalten vorkam, hatte irgendwann angefangen, nur noch Blödsinn mit den anderen zu treiben. Wir tanzten auf dem Weg zu unserem vorher bestimmten Ziel, einem wenig bekannten Club, total irre durch die Straßen und hatten einfach eine gute Zeit. Ich liebte es, wie kindisch sich die Jungs aufführen konnten. Selbst Yoongi war zeitweise locker und ließ sich auf den Unsinn der anderen ein. Nur zwischen uns blieb der Umgang kalt. Wir sprachen nur das Nötigste und er hielt sich eigentlich den ganzen Abend von mir fern. Sollte mir recht sein. Ich wollte ja Spaß haben und mich nicht schon wieder blöd von der Seite anfahren lassen.


Gerade, als ich auf dem Weg ins Land der Träume war, klingelte es. Oh Gott, wirklich Jungs?! Ich öffnete, bereits in kurzer Pyjamahose und Top, die Tür. „Hoebi, ist das dein Ernst? Ich war gerade am einschlafen und eine übermüdet Ally macht wirklich keinen Spaß, glaub mir!" „Sorry, aber ich hatte dein Handy noch und ich dachte das brauchst du vielleicht." Er lächelte mich verlegen an. So jemandem konnte man aber auch wirklich nicht lange böse sein oder? „ Danke. Stimmt, ich hatte vergessen dass ich es dir für ein Foto gegeben hatte." Er reichte mir mein Handy und ich sah ihm an, dass er noch etwas anderes wollte. „Alles okay mit dir Hoebi?" Langsam blickte er zu Boden und versuchte irgendwie anzufangen, doch so richtig schien ihm nicht klar zu sein wie. „Ich wollte dir das eigentlich nicht sagen, aber ich hab das Gefühl du solltest es wissen. Ich mein, immerhin geht es um dich und alles andere wäre doch falsch oder?" Jetzt war ich wirklich neugierig. Was konnte denn bitte um diese Uhrzeit noch so wichtig sein? „ Jetzt spucks schon aus... warte... komm rein ich will nicht ewig im kalten Flur stehen." Wir setzten uns auf die Couch und er fing nervös an, mit seinen Fingernägeln zu spielen. So kannte ich ihn noch nicht.... Nicht ohne sein fröhliches Lächeln. Langsam machte ich mir Sorgen. „Vorhin als wir in dem Club waren, war Yoongi für einige Zeit einfach verschwunden. Ich wollte nach ihm suchen und hab ihn dann draußen in einer Seitenstraße neben dem Club gefunden." Jetzt war ich komplett verwirrt. Warum erzählte er ausgerechnet mir das? Dicke war ich mit diesem Kerl ja nun wirklich nicht. „Ja, ich habe auch gemerkt dass er weg war. Aber da er sich schon den ganzen Abend von mir fern gehalten hatte, dachte ich mir nichts weiter dabei." Hoebi schaute mich an , mit einem kleinen Lächeln. Zum Glück. „Ja, ihr zwei seid wirklich wie Hund und Katze. Jedenfalls habe ich mich dann zu ihm gesetzt und nach einer Weile sind wir auf dich gekommen." Wie bitte?! Wieso denn ich? „Ich wollte einfach mal von ihm persönlich wissen, warum er in deiner Gegenwart immer so gereizt ist. Und ich habe voll ins Schwarze getroffen. Erst wollte er gar nicht mit mir sprechen, aber dann sagte er mir, dass ihn diese neuer Texter Sache extrem wütend machte. Das es ihm schon irgendwie leid tat , dass es ausgerechnet dich traf, er aber nicht darüber hinwegsehen konnte." Ich schluckte. Mir war klar, dass es ihn störte, aber dass es ihm so nahe ging? Ich fühlte mich plötzlich gar nicht mehr wohl. „Er versteht nicht, warum gerade du es sein musst." „Also tut mir leid, aber er weiß doch überhaupt nichts von mir. Wie kann er denn ...?" Weiter kam ich nicht, denn Hoebi griff plötzlich nach meiner Hand. Ich war völlig überrascht von der Geste und der Berührung. „Ally, Yoongi schreibt zusammen mit Namjoon die meisten Texte. Ihm ist es das Wichtigste auf der Welt und eine 20jährige aus Amerika auf einmal da zu haben, die ihm das Wichtigste sozusagen abnehmen soll, treibt ihn in den Wahnsinn." Tja, wie ich's mir gedacht hatte. Ich wurde wiedermal unterschätzt. „Danke Hoebi, dass du mir das erzählt hast, aber ich denke das ist etwas, dass ich selbst mit Yoongi klären muss. Ich bin niemand der sich beweisen muss. Ich weiß, was ich kann und wenn Yoongi tatsächlich so gut in dem ist was er tut, wird er merken, dass ich nicht irgendein Mädchen bin, dass sich für was Besseres hält als es ist." Langsam wurde ich wütend. Was dachte er, wer er war? Sich hinzustellen wie der absolute Schreiber und auf alle anderen herunterzuschauen, nur weil sie nicht das sind, was man erwartet? „Bitte sei nicht wütend auf ihn... Ich wollte einfach nur, dass du ihn etwas verstehst und ihr vielleicht euer Kriegsbeil begraben könnt." Leider macht dir da die dickköpfige und viel zu temperamentvolle Allison einen Strich durch die Rechnung. Meine Stimme wurde lauter als ich wollte, aber ich konnte einfach nicht mehr an mich halten. „Ich bin aber wütend! Es ist immer das selbe. Wieso sollte jemand wie ich das können? Die hat doch null Erfahrung... dieser... ich BIN wütend!" Mit einem Mal stand ich vor der Tür der Jungs und hämmerte lautstark dagegen. „Ally bitte, ich wollte es nicht schlimmer machen sondern die Wogen glätten!" Hoebi kam mir hinterhergeeilt. Mir tat es kurz leid für ihn. Er hatte es wirklich gut gemeint, aber ich war es so leid behandelt zu werden wie ein dummes kleines Mädchen. Ich hatte viel durchgemacht und die Nase voll davon, nur nach meinem unschuldigen Äußeren beurteilt zu werden. Ich hatte hart für meinen Traum gearbeitet. Wie es alle müssen. Jin öffnete die Tür „Ally es ist super spät, was ist..?" „Das ist mir gerade völlig egal Jin. Wo ist dieser eingebildete Kerl? YOONGIII!" Ich rief nach dem Idioten und alle anderen kamen von allen Seiten der Wohnung angelaufen. Erst jetzt fiel mir auf, dass sie bereits in Schlafkleidung waren. Doch in meinem Wutanfall war es mir egal, wie ich oder jemand anderes aussah. Ich stürmte in Yoongis Zimmer und sah ihn, wie er mit Kopfhörern im Bett lag und auf einem Block kritzelte. Als er mich bemerkte, schaute er erst völlig überrascht, was ich auch das erste Mal sah und mich aus dem Konzept brachte. Warum war ich nochmal hergekommen? Ach ja..."Sag mal, was glaubst du eigentlich wer du bist? Wie kommst du dazu Menschen danach zu beurteilen, wie sie aussehen oder wie alt sie sind oder wo sie herkommen? Ich kann mich nicht daran erinnern, dir je meine Lebensgeschichte erzählt zu haben also hör gefälligst auf über mich zu urteilen." Meine Stimme wurde mit jedem Wort zittriger und langsam stiegen mir vor Wut Tränen in die Augen. Yoongis Miene wurde härter. „Ich verstehe das es dich stört, wirklich das tue ich, aber ich bin nicht das Problem sondern du. Vielleicht solltest du dich erst auf die Leute einlassen um dann zu entscheiden ob sie es Wert sind oder nicht." Wenn ich nicht bald gehen würde, würde ich mich noch komplett lächerlich machen, falls das nicht schon lange passiert war. Namjoons Stimme brach von hinten durch meinen Wutnebel durch „Allison beruhige dich bitte. Vielleicht solltet ihr das zu einem anderen Zeitpunkt klären." Ich sah nur wie Yoongi mich musterte. Warum machte er mich so wütend? Es konnte mir eigentlich egal sein. Aber die Art und Weise , wie alles an ihm vorbei zu gehen schien und er trotzdem urteilte, machte mich einfach rasend. „Und was genau willst du jetzt um halb vier nachts von mir?" Er lächelte mich falsch an. Dieser.... Ich ballte meine Hände zu Fäusten und konzentrierte mich darauf, ruhiger zu werden. „Ich möchte einfach dass du aufhörst mich wie eine dumme kleine Ausländerin zu behandeln und Ernst nimmst. Warum fällt dir das so schwer? Hast du's nicht so mit Menschen? Wenn du dich bei allen so verhälst wie bei mir, wundert mich gar nichts. Ein Wunder, dass die anderen Jungs es mit dir aushalten." Das hatte ich eigentlich gar nicht sagen wollen. Ich bereute es auch sofort, denn plötzlich wurde sein Ausdruck anders. Nicht mehr hart sondern beinahe emotionslos. „Ich.... E-es tut mir...leid." Und ohne mich noch einmal umzusehen, rannte ich den Flur entlang in Richtung meiner Wohnung.
Ich hatte alles schlimmer gemacht. Ich war so dumm, warum konnte ich mich auch nicht zügeln. Wenn er mich vorher noch nicht gehasst hatte, dann tat er es jetzt auf jeden Fall. Ich ließ mich auf mein Bett fallen und vergrub mein Gesicht im Kissen. Was für ein Chaos. Ich hätte in Ruhe mit ihm darüber reden sollen und nicht im Rausch meiner Gefühle.


Am nächsten Morgen wachte ich völlig gerädert auf. Ich brauchte eine Weile um zu realisieren, welcher Tag war und zu merken das ich einen freien Tag zum einstieg erhalten hatte. Ich schaute auf die Uhr, die mir sagte das es eigentlich zu früh war um aufzustehen, doch als ich an die letzte Nacht dachte, hatte ich auch keine Lust nochmal einzuschlafen. Ich machte mich fertig und trank nur einen Kaffee. Ich war noch nie ein Mensch für Frühstück. Und jetzt? Nach der Wut gestern Nacht, kam nun die Depriphase. Wie blöd war ich denn gewesen? Ach egal, jetzt darüber zu grübeln würde auch nichts ändern. Also setzte ich mich erstmal vor den Fernseher, um nach einer halben Stunde zu entscheiden, dass nichts kam und vielleicht ein kleiner Spaziergang mir ganz gut tun würde. Der restliche Tag floss zäh wie Gummi vor sich hin und ich entschied mich früher als sonst schlafen zu gehen, um am nächsten Tag fit zu sein. Und, dass ich morgen früher zur Arbeit gehen würde und so vielleicht einer peinlichen Begegnung mit den Jungs und vor allem Yoongi aus dem Weg gehen konnte.


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