Kapitel 8: Eine schicksalshafte Begegnung

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"Was ist los, Schatz?" Jay war der Erste, der bei Nya angekommen war und beugte sich neugierig über die Schulter des Wasserninja. "Was, wieso, weshalb, warum?!" Entrüstet blickte der Meister der Blitze seine Freunde an. "Leute, sagt, dass das normal ist und ich einfach spinne!" "Jay du spinnst, aber normal ist das nicht." Wütend blitzte der Angesprochene Cole an, aus wessen Munde das zuvor Ausgesprochene kam. "Selber...", murmelte er noch einmal und wand sich wieder der Schriftrolle zu, dessen Schrift rot glühte. Immer mehr Buchstaben erschienen auf dem Pergament, wobei sie sich zu Wörtern vereinten.

"Wie kann das sein? Es muss doch immer jemanden geben, der das Schicksal schreibt, oder nicht?" Zustimmendes Gemurmel ertönte. Ehe sich die fünf noch mehr Gedanken machen konnten, ertönte ein markerschütternder Schrei hinter ihnen. Erschrocken fuhren sie herum und erblickten ein junges Mädchen hinter ihnen, voller Kratzer im Gesicht und einem zerfetzten Umhang, der vorne zusammen gebunden war. Als erstes war Cole zur Stelle und wollte dem Mädchen als Stütze dienen. Doch diese stolperte einige Schritte zurück und zitterte am ganzen Leibe. Mit vor Schreck aufgerissenen Augen - die nur so wässrig und rot vor sich her glänzten - blickte sie dem Erdninja in die Augen. "Hey, wir tuen die nichts..." Beschwichtigend hob der Schwarzhaarige seine Hände und kam näher, als wäre die Fremde ein verschreckter Hund. Auch die anderen kamen nun näher. "I-ihr... seid die Ninja..." Nachdem sie dies fest gestellt hatte, brach sie schluchzend und weinend in sich zusammen. Schon waren Cole und Zane zur Stelle. "E-es was so... so schrecklich!", klagte das Mädchen mit einem bitterem Unterton, während ihr Blick starr der Luft gewidmet war. "Sie waren in der Überzahl. Wie giftige Pfeile stürmten sie durch das Tor und bohrten sich immer weiter in das Herz dieser Stadt. Sie befahlen uns mitzukommen. Sie brachten alle weg. Und die, die sich weigerten..." Wieder brach das junge Mädchen in Tränen aus. Um sie in Sicherheit zu wiegen, strich der Geisterninja ihr über den Rücken, während der Nindroid sie unauffällig nach ernsthaften Verletzungen scannte. Vom Mitleid ergriffen, versuchten alle dem Mädchen zu helfen, sie zu beruhigen. Nur Nya schien skeptisch. Warum sollte ausgerechnet sie als einzige übrig bleiben? Ohne weiter darüber nachzudenken, zog die Schwarzhaarige den Anführer des Teams bei Seite. "Findest du nicht, sie klingt ein wenig überdramatisch, Lloyd? Sie sieht eher aus wie aus einem schlechten Teenie-Horror-Film oder so." "Nya, sie hat schlimmes erlebt. Denkst du etwa ihre Haare glänzen nach sowas immer noch schön braun und ordentlich?" Ohne weiter darauf einzugehen wand sich der grüne Ninja wieder den anderen zu. "Willst du uns deinen Namen verraten?" Einen Augenblick schien die Grünäugige zu zögern, ehe sie leise murmelte: "Verena."

Nachdem Verena den Jungs - und Nya - noch einmal erklärt hatte, dass Nindroiden und Samurai angeblich das Wolkenkönigreich überfallen hätten, schlugen die Ninja ihr vor sie zu sich mitzunehmen. Da dort sowieso alle Bewohner Ninjagos währen, sollte das eigentlich der perfekte Zufluchtsort sein. Doch - wie Nya es sich schon dachte - lehnte Verena ab. "Es ist mir verboten. Nach dem Gesetz zu urteilen müsste der nächste Evakuierungsort... Chima sein. Aber bevor ich gehen konnte, musste ich auf denjenigen warten, dessen Schicksal nicht erfüllt ist." Fragende Blicke legten sich auf das blasse Mädchen. "Ich lebe hier seit ich denken kann. Ich weiß, wie es hier läuft. Ihr habt die Schriftrollen gesehen. Jeder Mensch, jedes Wesen, ja sogar jedes Monster. Für sie alle schreiben wir mehr oder weniger das Schicksal. Ihre Schicksale sind meist klein und von kurzer Dauer. Haben sie etwas geschafft - oder eben nicht - sorgen wir uns um eine neue Aufgabe. Da alle Schicksalsschreiber nun weg sind, liegt nun jeder Erfolg und jede Niederlage in ihren Händen. Es gibt jedoch eine Person, die ihr Schicksal nie richtig erfüllen konnte. Eine Prophezeiung, die nie vollendet wurde. Nach alle dem jedoch ist das Schicksal dieser einen Person in Gefahr. Aus diesem Grund muss sie unter allen Umständen eine Nachricht von mir erhalten." Gespannt hinge die Ninja an ihren Lippen. "Welche?", kam es von Jay und Cole gleichzeitig. Bestürzt schüttelte Verena den Kopf. "Ich fürchte, dass ich es euch nicht sagen kann. Es sei denn..." Ihre Miene hellte sich auf. "Ihr würdet es an sie weitergeben!" Kurz blickten sich die Ninja an und nickten automatisch. "Du musst uns nur den Namen sagen."

Nervös biss sie sich auf die Unterlippe. "Wisst ihr, das ist so eine Sache. Ich weiß es nämlich selbst nicht. Mein Meister hat mir gesagt, ich werde es wohl spüren oder so. Nein, wartet. Seine genauen Worte waren: 'Halte deine Augen auf und die Wahrheit wird sich dir offenbaren'. Tja, nicht gerade hilfreich, was?" Die Ninja brauchten so ihre Zeit, aber im Endeffekt erklärte ihre neue Freundin ihnen, was ihr auf dem Herzen lag. "Ich darf euch nicht alles sagen, aber mindestens etwas. So gebt bitte folgendes weiter: Die Samurai und die Nindroiden. Sie arbeiten zusammen, um den Thron zu stürzen und Rache zu nehmen, doch eines gaben sie zu leichtsinnig Preis. In der Nacht, in der mein Volk entführt wurde, kauerte ich hinter einem Fass und hörte die Worte zweier Samurai. Sie handelten von einer Höhle. Eine Höhle auf der dunklen Insel, nahe des Lagers des ehemaligen goldenen Meisters. So soll er dieses Wissen weise nutzen. Doch ich muss euch jetzt verlassen. Auf Wiedersehen, Ninja." Damit lief das Mädchen im Umhang und der blauen Jeans durch die große Bogentür.

"Jay, ich könnte dich knutschen!", lachte der Schwarzhaarige seinen Freund an, nachdem auch dieser durch das Portal kam. "Nein danke!", grinste Jay und mit den anderen liefen sie zurück zum Flugschiff. Auf halber Strecke, immer noch von dichtem Wald umringt, war plötzlich ein Rascheln im Busch zu hören. "Alle in Kampfposition...", flüsterte Lloyd und sofort bildeten alle einen Kreis nach außen, jeder bereit um sein Leben zu kämpfen. "Da seid ihr endlich!" Erleichterung machte sich breit. Es war nur Kai. Warte... es war Kai! "Kai!" Nya war als erste bei ihrem Bruder angelangt und knuddelte ihn ein wenig zu feste. "Was machst du hier? Geht es meiner Mutter und dem Sensei nicht gut?", waren die ersten Worte des grünen Ninja, sobald dieser die Situation versuchte zu erfassen. Der verletzte Kai streifte durch einen dichten, finsteren Wald, komplett allein. Sofort stellte Lloyd sich alles Mögliche vor: Wie die Armee von Samurai und Nindroiden das Flugschiff gefunden und überrannt hätten und Kai gerade so fliehen konnte. Wie Wu und Misako gerade auf grausamste Weise gefoltert wurden, um heraus zu finden, wo sie sind oder... "Nein, keine Sorge Lloyd! Es geht ihnen gut! Besonders Wu..." Nach einem kurzen Moment des Schreckens (wegen des Faktes, dass Lloyd laut gedacht hatte), bemerkte auch wirklich jeder den bitteren Unterton im letzten Teil des Satzes. "Was meinst du?", hackte der sonst so schlaue Zane nach. "Sie verheimlichen uns etwas." Todernst fuhr der Meister des Feuers fort: "Ich habe aus versehen mitgehört, wie sie sich unterhalten haben. Sie haben sich heftig gestritten und angeschrien. Und dann meinte Misako, dass Wu deutlich zu weit gegangen wäre. Sie war außer sich vor Wut und hat nach ihm mit einer Schriftrolle geworfen." Jeder des wieder vollständigen Ninja-Teams blickte für mindestens eine Sekunde mitleidig zum Grünen unter ihnen. Und es stimmte ja, es tat weh. Familienstärke war noch nie so gut bei ihnen angekommen und für ein Kind war das nicht leicht auszuhalten. "Worum ging es?", drängte Jay, weswegen er einen strafenden Blick von Nya spüren musste. "Schon okay. Jay hat recht. Es ist jetzt erst mal wichtiger zu erfahren, worum es denn überhaupt geht." Erwartungsvoll blickten alle zu Kai, doch dieser zuckte nur mit den Schultern. "Irgendetwas davon, dass jemand jetzt vielleicht seinen Plan in die Tat umsetzen kann." Vielsagende Blicke wechselten die Runde und die Truppe setzte sich langsam in Bewegung. Jeder außer Kai dachte an das Selbe, doch keiner wusste es auszusprechen. Ihr Misstrauen gegenüber Verena war verständlich, aber was wäre, wenn ihr eigener Bruder es bestätigen könnte? Es war letztendlich der Meister des Eises, der es aussprach: "Kai? Stimmt es? Stimmt es, dass die Samurai sich mit den Nindroiden zusammen geschlossen haben?" Wie erstarrt blieb Kai stehen und wurde kreidebleich. "Ja... woher?" Er wurde unterbrochen. "Wie es scheint, müssen wir einen kleinen Ausflug zur Insel des Lichtes unternehmen."

Leise hallte das Echo ihres Schluchzens durch die leeren Gassen. "Du hast es mir versprochen!", schrie das junge Mädchen ins Nichts und weinte kläglich weiter. Seit mittlerweile einer halben Stunde wartete sie hier, doch niemand kam. "Ah, Verena!" Erschrocken und komplett verheult sprang die Brünette auf und blickte in das 'Gesicht' von General Cryptor. "Du dachtest doch nicht wirklich, ich würde dich hier alleine lassen?", machte er sich lustig, einfach, weil er es konnte. Für die junge Schicksalsschreiberin war das jedoch noch lange nicht lustig. "Ich habe die Ninja in eure Falle gelockt! Jetzt lasst mein Volk frei! Wenn das Schicksal sich zu lange selbst schreibt, kann es schlimme Folgen geben!" Ihre Stimme war nur noch halb so selbstsicher, wie es vorhin vor den Ninja war. "Und du hast ihnen nichts verraten? Ihnen nicht einmal den kleinsten Tipp gegeben?" Die Schreiberin wusste genau: Sie hatte noch viel mehr als das. "Nein!" Sie krallte ihren Umhang, der vorher ihr T-Shirt verdeckt hatte. "Also hol jetzt bitte meine Freunde aus dem Exil zurück!" Ein teuflisches Grinsen machte sich auf der Blechbüchse breit. "Weißt du, es gibt da eine kleine Planänderung... wie es scheint, wirst du deinen Freunden schon bald Gesellschaft leisten können."

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Ninjago - NightmaresWo Geschichten leben. Entdecke jetzt