Direkt neben dem Zelt trällerte eine Lärche ein wahrhaftig zauberhaftes Lied. Ihr Zwitschern drang durch die Luft und konnte noch viele Bäume weiter gehört werden. Ein Specht hämmerte seinen Schnabel neben der kleinen Lichtung in einen Baum, laut genug um einen gewissen Ninja aufzuwecken.
Die Lider dieses Jungen fühlten sich schwer an. Er hatte vom Meer geträumt und im ersten Moment dachte er den Geruch von frischer Salzluft vernehmen zu können. Nicht, dass der Duft nach Tannen und Morgentau ein schrecklicher wäre; doch den Umständen entsprechend hätte Lloyd den Strand um ein Tausendfaches vorgezogen.
Hm?
Mit einem lauten Rascheln verfrachtete sich der zitternde Körper auf die andere Seite der Matratze und lenkte damit unglücklicherweise die Aufmerksamkeit seiner Teamkameraden auf sich. Es waren einige Schritte zu hören, bevor der Zelteingang zur Seite geworfen wurde und drei neugierige Köpfe auftauchten.
Kann die Rettung der Welt nicht noch 'ne Stunde warten?
Dieser Gedanke wurde schnell in den Tiefen seines Daseins vergraben, wo er anderen, melancholischen Gedanken Gesellschaft leistete. Jetzt war nicht die Zeit für Selbstmitleid. Die Zeit des Handelns war vorgerückt und mit seiner gestrigen Entdeckung zählte jede Minute.
Ein Flüstern das er als das des roten Ninja's erkannte, drang in seine Ohren: "Bist du wach?" Es war Lloyd's erster Gedanke gewesen ihn anzufauchen oder mit beleidigtem Ton ein 'Nein' zu murren. Konzentration. Jede Minute zählt.
"Jetzt ja." Ein Grinsen schlich sich auf sein noch blasses Gesicht. Die Panickattacke saß ihm immer noch tief in den Knochen; es war als hätte diese Erfahrung seine Innereien markiert; als hätte sie mit ihren langen Klauen lästige Worte in sein Mark geritzt, die nun bis in alle Ewigkeit unter seiner Haut brennen würden.
"Wie geht es dir?"
"Gut, gut... also, ganz okay."
"Kannst du aufstehen?"
Die drei Ninja standen immer noch im Zelteingang und ließen das Sonnenlicht ins Ein-Personen-Quartier scheinen, keinem entging so das Augenverdrehen ihres Anführers. "Ich wurde nict niedergestochen und halb im Sterben lag ich auch nicht." Es stimmte: Die Strahlen des neuen Tages hinterließen ein angenehmes Kribbeln auf der wieder an Farbe gewinnenden Haut und stärkten den Willensgeist des Blonden. Eine ungeahnte Kraft packte ihn und ein Außenstehender - oder gar ein Leser - hätte vermuten können, dass der junge Erwachsene in den Genuss von Stimmungsschwankungen kam.
Tatsächlich wusste Lloyd nicht wem er seine plötzliche gute Laune zu verdanken hatte. Wie ein hungriger Bär auf Beutezug packte der Tatendrang den Ninja. Ebenso wie in hungriger Bär, könnte auch Lloyd jetzt sicher einen Topf Honig vertragen.
"In Ordnung, Jungs. Zane, pack die Zelte mit Cole's Hilfe zusammen. Die anderen schauen sich währenddessen etwas in der Umgebung um - die übliche Routine. Wir brechen nach einer kurzen Mahlzeit auf."
Zu sagen, dass die drei Figuren im Zelt erstaunt waren, wäre die Untertreibung des Jahres. Und wäre nicht einer dieser sogenannten Figuren Jay, dann wären sie wahrscheinlich auch sprachlos. "Essen ist immer gut!"
Schon war Lloyd auf den Beinen. Die Anzüge hatten alle anbehalten für den Fall, dass sie abrubt aufbrechen müssten. Doch dies war glücklicherweise nicht der Fall gewesen. Auf diese Weise konnte Lloyd beinahe friedlich - jedoch nur beinahe - an seinen besten Freunden vorbeihuschen.
Und wenn er das Sonnnenlicht schon vorher als blendend empfand, so bedeutete dies jetzt wohl seine völlige Erblindung.Wir werden das schaffen. Wir werden das schaffen. Wir- oh.
Zum ersten Mal seit ihrer Ankunft schien der Meister der grünen Kraft seine Umgebung zu registrieren: Ihr Lager war auf einer Lichtung, in der Nähe konnte er das Plätschern eines Flusses wahrnehmen. Dunkel erinnerte er sich am Vorabend mit Zane an einem See oder Fluss gewesen zu sein, doch wenn ihn seine Erinnerung nicht täuschte, dann war dieser weiter in der Ferne gelegen. Eine Idee überkam Lloyd und er fühlte wie sein Körper den Weg in Richtung des Pläzscherns von alleine übernahm. Lloyd sollte Recht behalten. Er hatte sich vielleicht fünfzehn Meter von der Lichtung entfernt, da streckte sich ihm ein klarer Fluss entgegen. Steine ragten aus dem glitzernden Wasser und zum ersten Mal fragte Lloyd sich: Wäre es nicht ein überwältigendes Gefühl dieses wunderbare Element kontrollieren zu können? Und sicher wäre es ihm im Kampf gegen Morro ein hilfreiches Instrument gewesen.
Lloyd bemerkte erst, dass sein Körper sich wieder in Bewegung gesetzt hatte, als dieser schon wieder anhielt. Der so faszinierende Fluss erstreckte sich nun in einen kleinen See, dessen Oberfläche ruhig im Schein der aufgehenden Sonne schlief.
Warum kann nicht alles so friedlich sein?
Es war dieser Gedanke, der Lloyd aus seinem Zustand riss. Der Gedanke, und das Quaken einer Ente, die gefährlich nah an den jungen Ninja herantappte. Jäh stoppte sie, als hätte sie den schneller werdenden Herzschlag seines Gegenübers vernommen; doch bevor auch nur einer der beiden Gesellen weiter darüber nachdenken konnte, schoss eine Kugel aus purer Energie auf die Ente zu. Ein abscheulicher Laut entwich der Kehle des Tieres, bevor es plump zu Boden fiel. In Lloyd's Augen nahm das seidig braune Gefieder augenblicklich an Intensivität ab und verlor jeglichen Glanz oder Geschmeidigkeit; auch die Äste der Bäume schienen ihm plötzlich schlaff herunter zu hängen, ihre Kronen waren vielmehr kleine Hüte, die an jeglicher Größe verloren.
Es war zum Haareraufen: Da hatte er nun dem armen Tier das Leben genommen, um seinen Freunden und sich ein angenehmes Mal zuzubereiten; doch kaum war das Tier leblos zusammengesackt, so verging sein Appettit schneller als das man hätte "Apocalypse" sagen können.
War all' dies hier nicht genau das? Eine Apocalypse?
Von einer Sekunde auf die andere war der See nicht mehr der Juwel dieses schrecklichen Ortes der Erinnerungen. Hätte Lloyd auch nur einen Moment weiter seinen Blick auf den See fixiert, so fürchte ich, hätte er sich im nächsten Moment darin ertrunken.
Wie kann etwas so normalerweise Unbedeutendes plötzlich so entgegengesetzte Bedeutungen erhalten? In einem Moment verströmte der Anblick noch pure Euphorie, während er im nächsten eine ungeahnte Schwermütigkeit auf ihn niederließ.
Nicht viel mehr als ein Seufzen kündigte seine Entscheidung zu Gehen an. Das hässliche Entlein ließ er nun doch liegen, die von ihm ausstrahlende Beklommenheit war zu überragend.
Warum hatte ich es dann getötet?
Es war diese Frage, die ihm einfach nicht aus dem Kopf gehen wollte. Auch, als sie schon längst auf ihren Drachen saßen, ließ ihn diese eine Frage nicht locker. Und alsbald kam eine neue hinzu und der grüne Ninja musste sich fragen: War die Rede immer noch von der Ente?
(1.031 Wörter)
A/n: Ich weiß, das Kapitel war etwas... seltsam? Doch nichts desto trotz hoffe ich, dass es euch gefallen hat, da ich mir - trotz Müdigkeit - lustigerweise besonders viel Mühe gegeben habe. Nun ja, ich habe noch etwas kurz zu sagen: Ich möchte versuchen die Updates auf wöchentlicher Basis zu halten. Die Konsequenz: Die Wörterzahl wird wahrscheinlich nicht mehr bei Tausend bis Tausend Fünfhundert Wörtern liegen, sondern immer nur so viel, wie ich schaffe. Sprich: Schaffe ich siebenhundert Wörter, dann sind es siebenhundert; schaffe ich aber nur zweihundert, dann sind es nur zweihundert.
Seid ihr damit einverstanden?
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Ninjago - Nightmares
FanfictionWenn man immerzu mit seinen Ängsten kämpfen muss, wie lange hält man den Kampf aus? Wenn man immerzu getrügt wird, wie lange erkennt man dann noch die Wahrheit? Wenn man aufgibt, endet nur dann der Alptraum? Bei einer Trainingseinheit taucht plötzli...