Klavierklänge

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Jason POV:
Sie sah nicht so aus, als ob sie mir schon vertraute. Aber hoffentlich verlor sie wenigstens bald diese schreckliche Angst vor mir. Als ich mich umdrehen und auf den weg zu diesem Mädchen machen wollte, das Olivia angegriffen hatte, um sie fertig zu machen, hörte ich wie jemand Klavier spielte. Und das konnte nur Olivia sein! Ich sah durch einen Spalt in der Tür um sie nicht zu erschrecken, denn sie würde bestimmt aufhören zu spielen wenn sie mich bemerken würde. Sie saß vor dem Klavier und hatte die Augen geschlossen, ihre Finger flogen geradezu über die Tasten und sie bewegt es sich leicht im Rhythmus der Melodie. Ich interessierte mich nicht wirklich für klassische Musik, aber ich wusste sofort, dass sie ein modernes Lied spielte. Nach den ersten Tönen erkannte ich dann, dass es sich um ein Lied von Passenger handelte, nämlich ,Let her go'.

Als sie dann nach gut 5 Minuten die letzte Note ausklingen ließ, musste ich einfach klatschen. Erschrocken riss sie ihre Augen auf und starrte mich an. ,,Du hast dir den Applaus verdient. Das war unglaublich!” lobte ich sie. Ihre Wangen färbten sich rot und schüchtern griff sie nach dem Block, den sie auf den Flügel gelegt hatte. Sie schrieb ›Meinst du das ernst?‹ Ich lächelte und nickte. Sie wurde noch roter und senkte den Blick. Langsam ging ich auf sie zu und kniete ich mich vor ihr auf den Boden. ,,Du spielst wirklich wahnsinnig gut. Ich bin zwar kein großer Fan von klaviermusik, aber das eben war wunderschön.” Ein kleines Lächeln erschien auf ihrem Gesicht und das machte mich irgendwie glücklich. Ich hatte sie immer nur total verängstigt gesehen, dabei war mir nie aufgefallen wie bezaubernd sie sein konnte, wenn sie fröhlich war. Warscheinlich war sie das auch nie in der Schule, schon gar nicht in meiner Gegenwart. ,,Verrätst du mir woher du so gut spielen kannst?” fragte ich. Vielleicht half es ihr dabei, mich zu mögen, wenn wir über ihre Hobbys redeten. Aber ihr Blick wurde Traurig und eine Träne lief ihre Wange hinunter. Scheiße, ich wollte nicht dass sie weint! Zu oft hatte ich sie schon so gesehen. Und auch dieses mal war ich der Grund dafür. ›Meine Mutter hat es mir beigebracht. Sie ist leider gestorben als ich noch klein war, aber ich habe es nicht verlernt.‹ Oh verdammt, ihre Mutter! Dieses Thema hätte ich besser vermeiden sollen. Olivia wusste ja nicht, dass ihr Bruder mir schon alles erzählt hatte. ,,Das tut mir leid.” Ich bekam wieder diese miesen Schuldgefühle und ich kam mir vor wie der letzte Arsch. Die ganzen Jahre hatte ich ihr das Leben zur Hölle gemacht, und warscheinlich hätte ich nicht einmal damit aufgehört wenn ich das mit ihren Eltern früher gewusst hätte. Aber jetzt wusste ich dass sie bei dem Unfall dabei gewesen war und ich wusste auch wie sie und ihr Bruder lebten. Daran musste sich etwas ändern und in diesem Moment fasste ich einen Entschluss. Olivia fuchtelte mit ihrer Hand vor meinem Gesicht herum und riss mich so aus meinen Gedanken. Ich schaute sie ewas verwirrt an, dann erst fiel mir ihr Bock auf. ›Ist schon okay. Ich wollte mich auch noch wegen vorhin bedanken, ehrlich gesagt hätte ich nicht gedacht, dass du das wirklich durchziehst.‹ Natürlich dachte sie das nicht, ich war sogar auch ein bisschen von mir selbst überrascht. ,,Ich habe dir doch versprochen, dass ich dich beschützen werde und ich halte meine Versprechen.” meinte ich. Das stimmte nicht. Ich gab nicht viele Versprechen, die ernst gemeint waren, aber selbst die brach ich. Man konnte sich nicht auf mich verlassen und man sollte mir schon gar nicht vertrauen. Auch meine Eltern waren enttäuscht von mir. Verständlich, denn ich schwänzte die Schule, war ein Lügner und Betrüger und ich wurde sogar schon mal beim Diebstahl erwischt. Aber aus irgendeinem Grund fanden mich die anderen Schüler cool, ich war Mädchenschwarm Nr.1 und King der ganzen Schule. Aber nur weil ich so tue als ob mich nichts interessiert, heißt das nicht, dass ich nicht weiß was für ein totaler Versager ich eigentlich bin. Ich machte andere runter um mich selbst besser zu fühlen, obwohl ich genau wusste das ich kein Stück besser war. Als ich sah, wie Olivia sich den Kopf hielt, nachdem sie von der Flasche getroffen wurde, wäre ich fast ausgerastet. Aber ich wusste, dass ich ihr damit noch mehr Angst machen würde, also beherrschte ich mich. Ich wollte mich ändern und ich würde alles dafür tun, um mich mit Olivia anzufreunden. Und genau die lächelte mich gerade an. Sie legte den Kopf schief und betrachtete mich. ,,Sorry, ich bin heute irgendwie nicht ganz da.” entschuldigte ich mich bei ihr. Das war auch noch nicht vorgekommen, dass ich mich bei überhaupt irgendwem entschuldigte. Sie machte mich zu einem besseren Menschen und dessen war sie sich nicht einmal bewusst.

Ich bin richtig stolz auf dieses Kapitel 😁
Hättet ihr gedacht dass Jason zu so komplexen Gedanken fähig ist? Gefällt euch diese tiefgründige Seite an ihm oder wollt ihr mehr Badboy sehen? 😈😇
Ich würde gern öfter die Perspektive wechseln und vielleicht sogar mal aus der Sicht von Toby schreiben. Was haltet ihr davon? 📝✏
Außerdem werde ich mal schauen, ob ich geeignete Besetzungsmitglieder finde. Habt ihr schon irgendwelche Vorstellungen wie sie aussehen sollten?

Primadonna Girl *PAUSIERT*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt