Kapitel 15

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Liam's POV

Schmerz. Pochender Schmerz war das Erste, was ich mitbekam. Dann setzte der Schwindel ein. Alles drehte sich, sodass ich nicht einmal sagen konnte, ob ich lag oder saß oder stand. Ich versuchte meine Augen ein Stück zu öffnen, aber kaum hatte ich meine Augenlieder auch nur einen Spalt geöffnet, brannte mir die trockene Luft in den Augen. Trotzdem hielt ich sie offen, das Chaos um mich herum schockierte mich zu sehr. 

Obwohl ich in meiner Position nur wenig vom Zimmer sah, war es doch genug, um zu wissen, dass ich letzte Nach zu viel getrunken hatte. Ein paar Mal ließ ich stickige Luft in meine Lunge rein- und rausströmen. Ich lag quer auf meinem King-Size Bett, mein Kopf hang halb über die Kante und beide meiner Arme berührten den Parkettboden. Mein Oberkörper war von keinem Shirt bedeckt, zum Glück  konnte ich aber spüren, dass ich eine Boxershort trug. Da ich sowieso schon fast am Boden lag, rollte ich mich über meine Schulter ab und lag nun rücklings auf dem Holz. Mein ganzer Körper verlangte nach einer Aspirin, oder auch zwei.

Blindlings schaffte ich es mich auf die Beine zu bringen und stolperte ins Bad, wo sich hinter dem Spiegel die Tabletten befanden. Selbst das Geräusch, welches ich erzeugte, als ich das Aspirin herausdrückte, fühlte sich wie Hammerschläge in meinem Kopf an. Mit einem solche einem Kater  würde das ein schöner Tag im Bett werden. Ich schluckte zwei der Pillen, spülte mit eiskaltem Wasser nach und nahm mir noch die ganze Schachtel nach. Nur für den Fall  versteht sich. 

Die Augen immer noch halb geschlossen trottete ich zum Bett zurück. Dort versagten alle meine Muskeln, sodass ich regelrecht zurück in mein Bett fiel. Nur leider war dort statt der verhofften Matratze und einem fluffigen Gefühl, welches mich sanft auffing, ein ziemlich federndes Bett. Wie ein Stück Stein rollte ich herunter. Naja, wie ein ziemlich verkateter Stein. "Verdammte Sch...“ knurrte ich, den Mund gegen den Boden gepresst. Und obwohl diese Position äußerst unbequem war, beschloss ich trotzdem liegen zu bleiben, da dies weniger Anstrengung erfolgte. Ehe ich bis zehn zählen könnte, glitt ich wieder ab in den Schlaf.

Weicher Sand umspielte sanft meine nackten Zehen. Das Gefühl von Vertrautheit machte sich noch deutlicher klar, als ich noch tiefer grub. Ich setzte mich hin, sodass ich auch meine Finger in den Sand vergraben konnten. Abwesend beobachtete ich, wie der feine, trockene Staub durch meine Finger rieselte. So bemerkte ich erst, dass jemand von hinten auf mich zukam, nachdem sich neben meinen Beinen, ein weiteres Paar gesellte. 

"Bist du bereit?"

Unbewusst schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen. "Ja, „ hauchte ich, "zu lang hab ich schon drauf gewartet." Ich sah auf, blickte in grün-blaue Augen. "Warum sitzt du dann noch hier?" lachte Ashton auf. 

Auf seine Aufforderung hin, sprang er zuerst selbst auf und half mir dann auf die Beine. Im Laufschritt bewegten wir uns auf ein weißes Strandzelt zu. Je näher wir kamen, desto schneller und verrückter klopfte mein Herz. Denn heute war es endlich soweit. Durch einen kleinen Eingang schlüpfte ich in den überdachten Strandbereich. Jemand reichte mir ein Jackett, welches ich mit Freude überstreifte. Nach einem letzten Blick in den Spiegel, wo ich mir selbst ermutigend zulächelte, trat ich wieder hinaus ins Freie. 

Auf ein paar wenigen Stühlen saßen meine engsten Freunde, welche sich umdrehten, als sie meine gedämpften Schritte auf dem Sand hörten. Im Schein der Nachmittagssonne schritt ich nach vorn, bis ich auf einer kleinen hölzernen Plattform stand. Voller Erwartung drehte ich mich um, und zwar genau im richtigen Augenblick. Keine Sekunde später trat Jazmin aus dem Zelt. Um ihren Körper legte sich ein enges, weißes Kleid, das bis zur Mitte der Oberschenkel reichte. Die Ärmel waren aus feinster Spitze und bedeckten die Oberarme. Auch der Ausschnitt war statt der feinen Seide, aus dem der Rest des Kleides gemacht war, aus Spitze. Sie war, wie alle hier, barfuß unterwegs und hielt in ihren Händen einen kleinen Blumenstrauß. 

Dennoch das schönste Accessoire, das sie trug, war ihr breit strahlendes Lächeln. Vor Glück fast platzend, hüpfte sie mir fast schon entgegen. Als sie neben mir stand, tauchte auch noch ein Mann in amtlicher Kleidung auf, der bei diesem Wetter in seinem Anzug doch eigentlich schwitzen musste. Statt mit seiner Rede über die Ehe anzufangen, wendete er sich mir zu. "Liam, du musst auf den Trauzeugen hören."

Er zeigte hinter mich, wo Ashton stand, der mich zufrieden angrinste. Aber als er meinen Blick bemerkte, verdunkelte sich seine Miene. "Liam, du musst Jazmin vergessen“, warnte er mich mit toternster Stimme. Erschrocken drehte ich mich wieder meiner Braut zu, um zu argumentieren, dass ich sie doch jetzt heiraten werde. Doch anstatt Jazmin stand Catarina vor mir, mit Ring am Finger und die Lippen gespitzt zum Kuss. Der Schock traf mich, es fühlte sich an, als würde ich den Untergrund verlieren. Und dann fiel ich.

 Noch im Schlaf zuckte ich zusammen. Mein Schrei wurde vom Boden, auf den mein Mund immer noch gedrückt war, abgedämpft. Ich konnte meinen Herzschlag nicht mehr spüren, weil ich zu schwer atmen musste, um mich wieder zu beruhigen. Aus Angst, was ich jetzt vor mir sah, ob ich wirklich an diesem Strand war, hielt ich meine Augen noch eine Zeit lang geschlossen. 

Allmählich beruhigte ich mich und die heftigen Atemzüge verebbten langsam zu leisen Schluchzern. Ich zog meine Beine an, sodass ich in der Fötus-Haltung war und ließ den Tränen freien Lauf. Im Sekundentakt rollten sie über mein Gesicht und bildeten nach einer Weile vermutliche eine kleine Pfütze auf dem Parkett. Immer wieder schluchzte ich laut auf. Im Moment war mir einfach alles egal.

Cat's POV

Herzzerreißende Geräusche, von einem weinenden Mann weckten mich. Die etwas zu kurze Nacht hatte ich auf dem Sofa verbracht, um nicht für Verwirrtheit zu sorgen, wenn Liam aufwachen würde. Ihn aber jetzt so zu hören zerriss mir mein Herz. Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf und holperte mit müden Füßen den  Schluchzern nach. Was ich vor mir fand zerschmetterte diesmal meine Seele. Zusammengerollt lag Liam auf dem Boden und heulte sich die Augen aus. Das einzig Richtige, was ich jetzt tun konnte, ist nur mit ihm am Boden zu sitzen. Nichts sagen, nichts machen, nur sitzen. 

Ein Déjà-vu Gefühl überkam mich, denn auch am ersten Abend, schlief er in meinem Schoß ein. Ich versuchte ihm über den Rücken zu streicheln, doch vermutlich als Schreck wich er zurück. Mit großen, verweinten Augen starrte er mich an, als wäre ich eine Fremde. Doch schnell beruhigte er sich, atmete wieder langsamer und wischte sich die Tränen aus den Augen. Dennoch blieb er auf Distanz und wahrte einen gewissen Abstand zwischen uns. 

Liam ließ den Blick über mich streifen, als er aber auf meine Hand sah, blieb er dort hängen. Ich selbst sah auch hin, bemerkte, dass sein Ring, der Ring der vermutlich für Jazmin bestimmt war, immer noch an meinem Ringfinger hing. Peinlich berührt zog ich ihn ab, wollte ihn Liam überreichen. Er aber schüttelte den Kopf. "Bewahr ihn bitte für mich auf, „ flüsterte er heiser, "aber bitte sag nur nicht, dass ich dir einen Antrag gemacht hatte." Entschuldigend lächelte ich, woraufhin er durch seine zerzausten Haare fuhr.  Das hatte ich jetzt ganz und gar nicht erwartet. Warum auch immer er mir jetzt vertraute, war Nebensache, aber allein die Tatsache, dass er es tat, machte mir klar, dass ich ihm die Wahrheit schulde. 

"Liam, ich muss dir etwas beichten, „ nuschelte ich, "bevor wir uns trafen, damals in dem Hotel, das... naja... war nicht wirklich das erste Mal, dass ich dich sah."

Das eigentlich erwartete Erstaunen von Liams Seite blieb aus. "Ich weiß, ich bin ja nicht blöd. Natürlich kann ich mich an dich erinnern, ich weiß, dass wir zusammen auf die High School gegangen sind, dass du mich tagtäglich schikaniert hast. Aber weißt du was? Es mach mir nichts mir mehr aus, ich vergebe dir gern."

Von diesem Geständnis war ich so gerührt, dass mir die Tränen ebenfalls in die Augen schossen. "Es tut mir so leid“, wimmerte ich. Liam dachte nicht groß nach, überwand den Abstand zwischen uns mit einer schnellen Bewegung und schloss mich in seine muskulösen, aber doch sanften Arme. 

Author's Note

Diejenigen, welche die Geschichte immer noch lesen, verdienen mal einen kräftigen Applaus. Jedenfalls vielen, vielen Dank, dass ihr das, was ich irgendwie aus meiner Birne ziehe, noch lest. Zweitens: es kam grad ziemlich überraschend, aber beim letzten Absatz hab ich bemerkt, dass ich hiermit die Geschichte eigentlich beenden kann. Denn sein wir mal ehrlich, das Alles ist ziemlich verwirrend. Ich denke mal, dass noch ein Epilog folgen wird und ich die Geschichte danach beende.

love y'all, maresi x

I Wish (Liam Payne FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt