Kapitel 9

233 10 4
                                    

Liam's POV

"Catarina, bitte warte doch," schrie ich ihr nach. Aber während ich versuchte die Treppen ohne Stolpern hinunterzukommen, hechtete Cat im Sprint über die Stufen und war innerhalb von einer Minute im Erdgeschoss. Natürlich sah ich sie nicht, da ich viel zu langsam war, aber durch die Geräusche einer öffnenden Tür konnte ich es nur vermuten. Ich legte noch einen Zahn zu, sodass sich meine Füße ineinander verhedderten und ich der Länge nach hinfiel. Leichter Schmerz breitete sich in meinem rechten Unterarm aus, ließ mich leise aufstöhnen. Aber wegen Catarina ignorierte ich das Pochen und rappelte mich wieder auf. Die letzten Stufen sprang ich in einem Satz hinunter, fing mich an der Tür ab und riss sie mit einem Satz auf. 

Geblendet von dem hellen Sonnenlicht, welches mir sofort entgegen schien, kniff ich die Augen zusammen und hielt mir eine Hand vors Gesicht. Obwohl ich nur schemenhaft Umrisse erkennen konnte, wollte ich keine Zeit verlieren und Cat so schnell wie möglich einholen. Also zwang ich meine Füße sich vorwärts zu bewegen. Die Kondition, die ich mir durch ständiges Trainieren und natürlich wegen der Performances, bei denen wir so viel wie möglich herum hüpfen mussten, half mir dabei und ich kam nicht sehr schnell außer Atem. Immer mehr beschleunigte ich meinen Schritt, bis ich Cat schließlich vor mir sah. Ihre Füße bewegten sich schnell, dennoch lief sie nicht und ihr Kopf war gesenkt. Es interessierte sie nicht, wo sie hinlief, sie wollte einfach nur weg. Obwohl das meine eigene Schuld war, versetzte es mir einen Stich. Was hatte ich mir eigentlich dabei gedacht? Sie einfach auszunutzen, nur weil ich verletzt war. Nur weil ich einen Klebstoff für mein in tausend Stücke zerbrochenes Herz brauchte. Aber andererseits verstehe ich auch nicht, wieso sie sich so schnell auf mich eingelassen hat. War sie etwa auch nur auf eine Wohnung aus, war ihr egal, was für eine Person ich bin? Was hätte sie getan, wenn ich ein Psychopath war? Obwohl eigentlich ich sie ausgenutzt hatte, fühlte ich mich benutzt. Mein Unterbewusstsein versuchte mein unmoralisches Handeln harmloser aussehen zu lassen, aber ich musste einsehen, dass sie wirklich  nichts Schlimmes gemacht hatte. 

"Catarina, warte doch," unterbrach mich eine Stimme. Bei genaueren Überlegen und Hinhören, bemerkte ich, dass es meine eigene war. Ich hatte sie fast erreicht, nur noch einige Meter trennten mich von ihr. Vorausplanend streckte sich mein rechter Unterarm aus, wodurch mich der Schmerz von vorhin wieder überwältigte. Aber diesmal war ich mir selbst wieder mehr egal. Ich brauchte sie, auch wenn sie am Anfang nur ein Lückenfüller war, jetzt war sie schon eine unentbehrliche Freundin. Meine Fingerspitzen berührten die immer noch von mir weglaufende Cat und ließ sie zusammenzucken. Vermutlich hatte sie nicht erwartet mich schon so nah zu empfinden. Wenige Sekunden später umschließen meine Finger ihren Unterarm und ließ sie herumwirbeln.

"Was Liam, was willst du von mir? Reicht es dir nicht mich..." fuhr sie mich an. "Bitte, hör mir nur eine Minute zu," unterbrach sie mich.  Langsam nickte sie, hob ihren Zeigefinger und flüsterte: "Aber nur eine Minute." 

Lange hatte ich jetzt nicht Zeit, um zu überlegen, da sie das mit der einen Minute ernst meinte. Ich beschloss einfach meinen Instinkt zu folgen, der durch mein gebrochenes Herz, meinen zwiegespaltenen Gedanken und ihren zurückgehaltenen Tränen sprach.

"Ja, es stimmt, dass du am Anfang eigentlich nur Ersatz für Jazmin gewesen bist. Aber ich bin unheimlich verletzt. Weißt du eigentlich wie schwer es ist, dich wieder vom Boden aufzurappeln, wenn die Person, die dir in deinem Leben am Wichtigsten ist, nicht mehr da ist. Natürlich will ich dadurch jetzt nicht mein Verhalten entschuldigen. Natürlich habe ich alles falsch gemacht und dich dadurch verletzt. Aber hör mal, du bedeutest mir etwas. Auch wenn wir uns nicht einmal eine Woche kennen. Bitte, .... bitte gib mir die Chance dir mein echtes Ich zu zeigen. Dir zu zeigen, dass ich mehr sein kann, als ein vollkommender Idiot. Wenn du das jetzt nicht willst, kann ich das vollkommen verstehen. Natürlich kannst du immer noch bei mir wohnen solange du willst. Nur.... es würde alles für mich bedeuten, wenn ich noch eine zweite Chance bekäme."

I Wish (Liam Payne FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt