36. Kapitel

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Hailey

Eine halbe Stunde später habe ich endgültig beschlossen zu gehen. London ist in Gedanken versunken und beachtet mich nicht weiter. Ich will einfach nur nach Hause und genau darüber nachdenken, was heute passiert ist. Hier in der vollen Bar geht das nicht.
Außerdem will ich nicht sehen, wie diese dumme Kellnerin mit London flirtet und er sie anlächelt. Da könnte ich kotzen.
Ich greife nach meinem Handy und drehe mich zu Sydney.
„Hey, ich glaube ich geh schonmal, weißt du die Nummer von einem Taxiunternehmen?", frage ich und Sydney schüttelt nur den Kopf.

„Ich kann dich fahren, ich habe kaum was getrunken und wollte eh langsam gehen", bietet Anthony an und ich nicke ihm dankend an. Das ist mir lieber als jetzt eine halbe Stunde auf ein Taxi zu warten und dann auch noch Unsummen zu bezahlen.
„Das ist lieb, danke", sage ich und stecke mein Handy wieder ein. Ich stehe auf, um meine Jacke zu holen und gerade als ich sie anziehe, sehe ich London, wie er auf mich zu kommt.
„Hailey ... ich kann dich auch fahren", sagt er und blickt mich leicht versöhnlich an.

„Ich will dir deinen Abend nicht vermiesen, bleib noch. Das wird dein One Night Stand bestimmt auch freuen", murmle ich und kann den verbitterten Ton aus meiner Stimme nicht verbannen.
„Red kein Quatsch. Bitte, Hailey, kann ich dich nach Hause fahren?"

Ich nicke geschlagen. Ich bin zu müde, um jetzt einen Diskussion darüber zu führen.

Auf dem Weg zu mir nach Hause reden wir nicht. London umklammert verspannt das Lenkrad und die leise Radiomusik macht die Stille zwischen uns etwas erträglicher.
Ich schaue aus dem Fenster und fühle mich elend. Vor wenigen Stunden war zwischen uns alles super und jetzt ... jetzt sitzen wir hier schweigend.

London hält und ich sehe auf mein Haus. Es brennt kein Licht mehr – Tara schläft bestimmt schon, es ist immerhin schon 23 Uhr.

Ich steige jedoch noch nicht, versuche irgendwas zu sagen. Ich will nicht das es so endet.
„Es tut mir Leid", sage ich und blicke ihn an. Sein Gesichtsausdruck hat fast schon etwas verzweifeltes.
„Wieso klingt das so nach einem Abschied?", fragt London und ich höre die Verzweiflung aus seiner Stimme heraus. Ich blicke ihn noch einmal an. Seine grauen stürmischen Augen, die weichen bronzefarbenen Haare und diese Lippe. Alles an ihm ist einfach so verdammt perfekt.
Ich gehe nicht auf seine Frage ein und öffne die Autotür. Weil es ein Abschied ist ...

Schweren Herzens gehe ich auf die Haustür zu. So soll das alles nicht enden.
„Hailey, warte", höre ich London und drehe mich zu ihm um. Er ist ausgestiegen und kommt auf mich zu. Das schwache Licht der Straßenlaternen beleuchtet nur leicht sein Gesicht.

„Du ... du kannst nicht einfach gehen und nicht abwarten, ob ich vielleicht auch noch was zu sagen habe", sagt er leicht außer Atem und ich komme ihm mit zögerlichen Schritten entgegen.

„Weißt du, es hat mich total geärgert, als du dich mit Anthony getroffen hast. Und vorhin, dieser Kommentar, der hat mich so wütend gemacht. Auf mich. Weil ich mir nie eingestehen wollte, dass ich vielleicht mehr für dich empfinde, als ich .... als ich will. Weil mir das Angst macht. Ich bin nicht beziehungsfähig, ich verhaue das immer. Und irgendwie hat es immer dazu geführt, dass ich verletzt wurde und das ich das Mädchen verletzt habe. Aber ... aber ich glaube, das lag nicht daran, dass ich beziehungsunfähig bin, wie ich dachte, sondern einfach daran, dass es nie ausgereicht hat. Ich wollte es immer verbocken, weil ich insgeheim gar keine Beziehung wollte.

Aber du. Bei dir ist das irgendwie alles anders. Ich hatte das noch nie, dass ich mir gewünscht habe, mit jemanden zusammen zu sein. Aber bei dir habe ich das. Und das hat mir anfangs Angst gemacht. Aber .... ich mag dich und ich will, dass wir nicht mehr dieses schreckliche Vielleicht sind. Ich will das wir etwas sind. Kein Halbesding oder so. Ich will dich, ich will mit dir zusammen sein", flüstert London mir zu und ich hebe verwirrt meinen Kopf um ihn in die Augen zu sehen.

Das habe ich nicht erwartet - seine Rede habe ich nicht erwartet und in mir dreht sich alles.
„Was?"

„Ich will mit dir zusammen sein Hailey", flüstert er erneut und blickt mich fragend an. „Willst du auch mit mir zusammen sein?"

Will ich? Er war beziehungsunfähig, dass hatte er mir gesagt. Und er hatte bestimmt schon mit mehr Frauen was, als ich mir vorstellen wollte. Aber es war London. Der einzige Typ, bei dem ich mehr gefühlt habe. Bauchkribbeln. Und Gott, ich liebe dieses Bauchkribbeln.
„Bist du dir sicher London? Ich weiß, dass du dein Singleleben magst und ich will nicht, dass ich von dir verletzt werde", murmle ich und suche in seiner Augen nach der Wahrheit.

„Ich mag mein Singleleben, aber noch mehr würde es mir gefallen mit dir zusammen zu sein, Hailey."

„Du bist dir sicher, dass du mit mir eine Beziehung führen willst? Ich warne dich, sobald du mich betrügst, bin ich weg", sage ich ehrlich meine Befürchtungen. „Ich will mit dir zusammen sein London. Wirklich. Ich mag dich auch, aber lieber du bist jetzt ehrlich mit mir bevor es mehr wird und", London legt seine himmlischen Lippen auf meine und ich verstumme automatisch. Das ist die beste Methode jemanden zum Schwiegen zu bringen.

„Das zwischen uns ist mehr. Und das kannst du nicht leugnen. Ich werde mein Bestes versuchen, Hailey. Für dich. Aber mehr kann ich nicht versprechen."

Ohne zu überlegen drücke ich erneut meine Lippen auf seine. „Ich will das London. Und ich hoffe, dass es nicht in einem Drama enden wird. Aber wer weiß das schon? Du hast Recht."

Er lächelt mich an und packt mich plötzlich an der Taille und zieht mich an sich. Sobald seine Lippen sich auf meine legen durchfährt mich ein Kribbeln und ich schlinge meine Arme um seinen Nacken. Er zieht mich noch fester an sich und ich lächle.

Einen Moment betrachte ich ihn. Mein Freund. Ich korrigiere mich, mein verdammt heißer Freund.

***

Ahhh ... ich bin am Ende. Das ist der letzte Teil der Lesenacht. Aber noch nicht das Ende des Buches, da kommt noch was :D
Ich bin total alle und ich hoffe das ist ein guter Schluss für die Lesenacht.

Ihr seid toll. Und noch einen schönen Abend :)

PinkFluffyFantacorn

Forget meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt