47. Kapitel

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London

Wie ein Irrer schlage ich auf dem Bocksack vor mir ein und lasse meine ganze Wut raus. Die letzten Tage waren einfach nur scheiße. Ich habe keine Ahnung was bei Hailey los ist und fühle mich so verdammt hilflos. Geht es ihr gut? Keine Ahnung. Meine Schläge werden härter und meine Fingerknöchel schmerzen.
Nachdem der Armbruch einigermaßen verheilt war, hat der Arzt mir zwar gesagt, ich solle es langsam angehen lassen, aber ich bin zu wütend, um vernünftig zu sein.

„Hey!" Ich werde mit einem Ruck zurückgezogen und senke meine Hände. Travis blickt mich verständnislos an.
„Was ist den in dich gefahren?", fragt er und deutet auf meine Hände. Ich bemerke erst jetzt, dass ich meine Bandagen vergessen habe und durch die vielen Schläge meine Fingerknöchel blutig sind. Aber es ist mir egal, auch wenn es langsam anfängt echt zu schmerzen.
„Nichts", erwidere ich mürrisch und schnappe meine Wasserflasche. Die Bewegungen schmerzen leicht in meiner Hand und ich merke ebenfalls, wie mein Arm leicht schmerzt. Ich trinke ein großen Schluck und schließe kurz die Augen.

„Es sieht zwar nicht nach ‚nichts' aus, aber gut. Wollen Hailey und du vielleicht heute Abend mit ins Kino kommen? Riley hat mir erzählt, dass sie und Hailey sich gut verstanden haben und wir könnten ja so ein komisches Doppeldate machen", schlägt mir Travis vor und ich schüttle bloß den Kopf. Die Vorstellung mit Hailey einen entspannten Abend zu haben, wie wir beide einfach einen Film gucken oder einfach irgendwas banales machen, schmerzt.

Ich vermisse sie.

„Das geht nicht, Hailey ist weg", sage ich und es anzusprechen hinterlässt einen bitteren Geschmack in meinem Mund.
„Wie "sie ist weg"? Habt ihr Schluss gemacht?" Ich antworte nicht, sondern gehe mit meiner Trinkflasche und Handtuch in Richtung Umkleide. Die Fragen von Travis muss ich mir nicht antun. 


Zuhause angekommen lasse ich meine Sporttasche in meinem Zimmer fallen und verarzte erstmal meine Hände. Es ist nicht besonders schlimm, die Fingerknöchel sind etwas blutig und rot. Ich bewege meine Hände leicht und werde durch Sydney gestört.

„Hey Bruderherz", kommt sie in mein Zimmer geplatzt und stutzt. „Was hast du denn gemacht?" Ich schüttle nur den Kopf und habe wenig Lust ihr zu erklären, was passiert ist.
„Jetzt krieg ich nicht mal mehr ne vernünftige Antwort von dir? Also, was ist los? Ist es wegen Hailey?", fragt Sydney und setzt sich ungefragt neben mich. Ich blicke sie leicht genervt an und antworte nicht.
„Also ja", seufzt sie und blickt mich einen Moment schweigend an, „Du weißt schon, dass du das auch etwas machen kannst, anstatt einfach nur rumzusitzen. Wieso fährst du ihr nicht nach und klärst die ganze Sache?"

Ich verdrehe die Augen. „Das verstehst du nicht."
„Ich glaube schon, ich bin nicht dumm", schnaubt Sydney und blickt mich etwas verärgert an.

„Nein, du verstehst es nicht. Hailey hat mich verlassen. Sie hat mir eine SMS geschrieben, in der sie gesagt hat, ich soll sie vergessen. Das hat sich verdammt nach einer Trennung an gefühlt. Und sie hat sich nicht mehr bei mir gemeldet."
Ich will Sydney eigentlich nicht so anfahren, aber ich bin einfach nur sauer. Auf mich, auf Hailey, auf die ganze verkorkste Sache zwischen uns und darauf, dass es alles so verdammt kompliziert ist.

„London, du weißt doch gar nicht was passiert ist. Hailey kann sich manchmal ziemlich schwer mitteilen, manchmal erzählt sie mir viel von sich und an anderen Tagen ist sie emotional total verschlossen. Und das sie dir gesagt hat, dass sie dich liebt, muss doch irgendwas bedeuten. Glaubst du ihr etwa nicht, dass sie dich liebt? Ich kenne dich und ich weiß, dass du einfach nur unsicher bist. Aber das ist verdammt nochmal kein Grund, einfach nichts zu tun. Wie gesagt, ich kenne dich gut und ich weiß, dass du sie liebst. Aber Liebe ist nicht so einfach, du musst auch etwas machen. Du stehst jetzt vor der Wahl, entweder du machst etwas oder nicht.

Aber höre auf, mich anzumurren." Ich blicke Sydney etwas verdattert an.
„Ich ... liebe sie."
„Ich weiß, hast du mir gerade nicht zugehört? Und jetzt reiß dich mal zusammen", sagt Sydney energisch und verschwindet aus meinem Zimmer. Ihre Worte klingen in mir noch nach.

Aber Liebe ist nicht so einfach, du musst auch etwas dafür machen. Du stehst jetzt vor der Wahl, entweder du machst etwas oder nicht.


Hailey

Die zweite Nacht habe ich ebenfalls nicht gut geschlafen. Die Worte von meinem Vater schwirren mir immer wieder im Kopf rum.

Und ich muss immer an London denken. Was macht er gerade? Vermisst er mich? Denkt er überhaupt noch an mich? Ich habe ihn immerhin nicht gut behandelt, habe ihn einfach ohne eine Erklärung verlassen.
Als ich meine Augen schließe und mir vorstelle, wie London einen Arm um mich legt und an sich zieht, kann ich endlich einschlafen. Und diesesmal mit einen leichten Lächeln auf den Lippen.

Die nächsten Tage verlaufen schleppend. Mein Vater und ich gehen uns aus dem Weg und Javier und Mamá stehen zwischen den Fronten. Ich fühle mich in dem großen Haus einfach nicht mehr wohl, es ist nicht mehr Zuhause. Das Gefühl das ich am Anfang hatte, verklingt langsam. Zudem vermisse ich mein altes Leben. Ich vermisse Sydney, ich vermisse die unbeschwerte Zeit. Und besonders vermisse ich London.

Für einen Moment spiele ich mit dem Gedanken, einfach in den nächsten Flieger zu steigen und zu ihm zu fahren. Aber ich tue es nicht. Ich kann nicht nochmal abhauen, dass kann ich einfach nicht tun. Mamá braucht mich und ich brauche sie. Ich habe hier noch so viel zu klären, ich kann nicht weg.

Und so sitze ich abends alleine in meinem alten Versteck und betrachte den Himmel. Die Sterne funkeln so hell und ich betrachte verträumt den Mond. Und denke an das Leben, dass ich zurückgelassen habe.

***

Ich wollte eigentlich gestern updaten, aber Wattpad wollte das anscheinend nicht :D Naja, dann kriegt ihr eben heute das Update

Ich schreibe morgen Deutsch und muss lernen :( Hab keine Lust, aber was soll man tun? :D Übrigens .... ich freue mich immer über eure Kommentare, ich mag es total eure Kommentare zu lesen und zu antworten, als haltet eure Kommentare nicht zurück ... aaber natürlich kein Zwang :D

Euch noch einen schönen Mittwoch (ihr müsst hoffentlich nicht lernen :/) und bis baald :)


Forget meWo Geschichten leben. Entdecke jetzt