Prolog

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Ich stand vor dem großen Tor unseres Sommeranwesens mit einem Zettel in der Hand. Dieser Zettel bedeutete nichts gutes. Ich lief über den meterlangen Kiesweg und holte meinen Schlüssel heraus. Gott bewahre mich vor dem großen Ärger, der mir bevorsteht.

Eine Dienerin begrüßte mich: "Guten Tag Miss Catherine, sie sind aber früh hier. Wir haben sie erst in 3 Stunden erwartet."

Ich holte tief Luft und antwortete mit einer zuckersüßen Stimme: "Nun es gab einen kleinen Zwischenfall, könnten sie meinen Eltern bitte eine Nachricht zukommen lassen, dass ich dringends mit ihnen reden muss.“ Die Dienerin nickte erschrocken und lief schon los, um meine Eltern zu benachrichtigen. Nicht einmal sie würde Verständnis dafür zeigen.

30 Minuten später saß ich in dem rießigen Esszimmer, wo mindestens 40 Leute am Essen teilnehmen konnten. Der Tisch, welcher perfekt zentriert im Raum stand, hatte vergoldete Beine und wiegt soviel, man kann es sich micht vorstellen. Glaubt mir, ich hab mehr alsnur einmal versucht ihn hochzuheben. Ich aß die Kekse, die mir lieblos auf einem Porzellanteller hongestelkt wurden. Die Bilder, welche an der Wand hingen, verfolgten mich nun schon seit ich mich erinnern kann, doch ich finde sie immernoch faszinierend. Die Gemälde, welche die ganze Wand dekorierten, waren meist Familiengemälde, doch auch Stillleben von Blumen waren dabei. Die prunkvollen, vergoldeten Rahmen vervollständigten dieses große, eigentlich zusammengehörende, Kunstwerk. Die Familie auf den Bildern sah irgendwie glücklich aus, aber in echt waren wir alles andere außer eine glückliche Familie. Obwohl ich diesen Raum in und außwendig kenne, frage ich mich immer wieder,  wofür wir einen so großen Raum brauchten.

"Catherine, was hast du wieder angestellt?" Hörte ich die Stimme meines Vaters.

Oh Oh, wenn er mich Catherine nennt, ist er jetzt schon sauer. Ich sah meine Mutter hinter ihm ins Zimmer laufen. Ich legte vorsichtig den Zettel auf den Tisch. Mein Vater nahm ihn und las.

Auf einmal wurde er ganz rot im Gesicht und schrie: "Catherine, ein Schulverweis?! Wie hast du denn bitte schön bekommen. Du kannst dir keinen erlauben. Du weißt, dass ein kleines Stück Papier, wie dieses, unseren Ruf zerstören könnte..."

Innerlich musste ich die Augen über diesen Satz, welchen ich oft genug zu hören bekam, rollen. Er machte eine kurze Pause, aber so wie ich ihn kannte, würde er jetzt erst richtig loslegen.

"... Catherine hier steht, dass du nun schon zehn unentschuldigte Fehltage hast, da du so oft die Schule geschwänzt hast. Das kann so nicht weitergehen. Wir erwarten besseres von dir, denn bald musst du Verantwortung übernehmen und diese wird dir anscheinend sehr zusetzen."

"Es tut mir leid, ich wollte es nicht so weit kommen lassen, aber du weißt nicht wie schwer es ist jeden Tag die Schule zu besuchen und zu wissen, dass sie dort alle nur nett zu dir sind, weil man vielleicht in einer Weile eine sehr wichtige Person in der Welt sein wird..."

Mein Vater unterbrach mich "Bald wirst du aber dieser wichtiger Mensch sein und dann kommst du an deinem Titel auch nicht mehr vorbei. Das geht so nicht weiter. Deine Mutter und ich überlegen nun schon seit längerem, ob es für dich besser wäre, wenn du auf ein Internat in einem fremden Land gehen würdest."

Mir stiegen Tränen in die Augen, doch ich versuchte sie zu unterdrücken. Vor meinen Eltern durfte ich nicht weinen, sonst wäre ich in ihrem Auge  wieder einmal ein schwaches Mädchen.

"Ich gehe nicht von hier weg. Meine ganzen Freunde sind hier. Ich bin endlich Teamkapitänin des Volleyballteams. Du kannst mir das nicht antun", sagte ich nun völlig aufgelöst, doch trotzdem lief keine Träne an meiner Wange hinunter.

Ich sah wie mein Vater von Sekunde zu Sekunde saurer wurde und nun musste sich meine Mutter auch noch einmischen.

"Cat vielleicht ist es besser für dich. Du hast in deiner Schulzeit viermal die Schule gewechselt, doch Schottland hast du nie verlassen. Ein Neuanfang wäre gut für dich."
Na toll, jetzt kommt meine Mutter mit noch so einer 'tollen' Idee.

"Catherine, ich habe auch schon ein Internat ausgesucht. Es wird deine letzte Chance sein. Du wirst nach Deutschland auf das Sportinternat an der Zugspitze gehen. Das ist das beste Elite-Internat Europas. Dort findest dort neue Freunde“, beschloss mein Vater kurzerhand.

Nun lief die erste Träne meine Wange runter: "Ich hab mir hier so viel aufgebaut. Ich kann nicht von hier weggehen. Es geht nicht!"

Mit diesen Worten rannte ich aus dem Speisesaal in mein Zimmer und ließ mich auf mein Himmelbett fallen.

Das geht nicht, ich kann nicht von hier weggehen. Wenn es wirklich meine letzte Chance ist, dann vertrauen mir meine Eltern nicht.  Doch meine jetzige Klasse hasst mich. Mein Ex-Freund hasst mich und zeigt es mir jeden Tag, obwohl es mur gerechtfertigt ist. Denn ich hab wirklich Scheisse gebaut. Auch wenn das ein ziemlich mickriger Grund ist, vielleicht wirklich in ein anderes Land zu gehen. Doch die Zugspitze ist so weit weg. Eigentlich muss ich mich loben, denn ich hab es hier fünf Jahre ausgehalten.

Es klingt jedoch gar nicht so schlecht: Ein Neuanfang. Ich werde wahre Freunde finden, die an mir und nicht an meinem Titel interessiert sind. Das wichtigste aber ist: keiner darf herausfinden, wer ich bin, denn dann läuft alles aus dem Ruder. Das passierte mir bis jetzt an jeder Schule  und die Folge sah man
Hier hatte ich keine richtigen Freunde, war trotzdem die beliebteste, wegen meinem Titel, wie an den anderen Schulen auch. Ich hatte Angst vor dem Moment, wo preisgegeben wird, wer ich wirklich bin, denn spätestens dann werde ich ganz alleine da stehen. Ich setzte mich an meinen Schminktisch, richtete mein verschmiertes Make-up und wischte meine Panda-Augen weg. Währenddessen klopfte es leise.
Ich rief: "Ja?"

Meine Mutter folgte dem Ruf und sagte: "Ich glaube es ist das beste für dich. Es wird dir gut tun."

Ich reagierte nicht und war dabei die Tür zu schließen.

"Mama?"

"Ja?" Antwortete sie überrascht mit einem Lächeln auf den Lippen.

"Ich glaube auch, dass es eine gar nicht so schlechte Idee ist. Ich hab dich lieb."

Ich umarmte sie und man sah förmlich, wie ihr eine Last von den Schultern fiel und sie lächelte das Erste mal seit Monaten.

"Wann fahren wir los?" fragte ich.

"In einer Stunde geht es nach Hamburg in ein Hotel."

''Was? Da muss ich mich ja beeilen. Das schaffe ich doch nie!'' sagte ich und holte meine beiden pinkfarbenen Koffer.

Das letzte, was ich sah, bevor meine Mutter die Tür schlos, war ihr belustigtes Augenrollen.
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Hey Leute,
Danke, dass ihr hier reingeschaut habt. Es ist nur ein kurzer Prolog, also es wird noch spannender.
Danke fürs reinschauen und ich freue mich sehr auf konstruktive Kritik.
Danke fürs Lesen
Cupcake

Steile Abfahrt ins neue LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt