III

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Schon seit Ewigkeiten sitze ich hier oben und friere mir den Arsch ab. Wenn ich Holz hätte, könnte ich mir ein Feuer machen, doch ich bin auf einem Berg. Da wachsen keine Bäume, nur Gras und sonst ist da nur blanker Fels. Zitternd schlinge ich meine Arme fester um mich.

So werde ich jetzt also sterben. Nicht dadurch, dass ein Drache mich gefressen hat, nein, die glorreiche Náriell wird elendig auf diesem Scheiß Berg erfrieren. Schnaubend greife ich nach meinem Knöchel. Es sind jetzt gefühlte 10 Stunden seit dem Unfall passiert, eigentlich müsste es jetzt schon etwas besser sein. Und ja es Schmerzt nur nur leicht. Auch wenn ich aufstehen könnte, ich fühle mich wie eingefroren und kann mich vor Kälte kaum Bewegen. Am Horizont verfärbt sich der Himmel schon rot und die Sonne sinkt immer tiefer. Dann höre ich es wieder. Das Geräusch, auf das ich schon den ganzen Tag warte, auch wenn ich nicht weiß warum. Mit einem Luftstoß, der mich an die Wand presst, landet Rovhón vor mir und lässt einen Baumstamm vor mir fallen. Ich zucke zusammen. Er schnaubt einmal und spuckt Feuer auf den Baum. Ich spüre wie die Wärme mich erreicht. Er schubst den Stamm mit der Schnauze an, sodass er näher bei mir liegt, aber nicht so, dass ich Feuer fange. Meine eigentlich schon erstarrten Gesichtszüge entgleisen mir völlig und ich starre ihn an. "Warum hilfst du mir?", hauche ich kaum hörbar. Er schaut mich mit einer überwältigenden Sanftheit an. Endlich verstehe ich. Er hilft mir, weil ich ihm geholfen habe.

Er geht um den Stamm herum auf meine Seite und legt sich etwas neben mich. Seine Beine liegen unter seinem schuppigen Bauch und sein Schwanz legt er über seine Schnauze, die am Boden liegt. Ich lächel. Er erinnert mich an den Hund, den unser Nachbar früher hatte. Der lag auch immer so da. Wenn meine Mutter oder mein Vater mir früher Geschichten über Drachen erzählt haben, waren sie stehts die bösen, blutrünstigen Monster, doch das, was ich hier vor mir sehe, ist bloß ein Wesen, was zwar eine harte Schale hat, dafür aber einen unbeschreiblich weichen Kern.

Ich rücke etwas näher zu ihm hin und wage es, mich an ihn zu lehnen. Er brummt leise und bewegt sich leicht zur Seite, sodass ich nun auf seinem Schwanz liege. Dann legt er noch seinen Flügel über mich. Etwas überrascht kuschel ich mich an ihm, da er schon ein bisschen Wärme spendet. Lächelnd schlafe ich ein.....

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Ein Stubsen an der Schulter weckt mich auf und ich blicke genau in die Augen des Drachen. Überrascht rutsche ich ein Stück weg und spüre seinen Körper hinter mir. Mit große Augen legt er den Kopf schief und schaut mich an. Dann fängt er an zu Glucksen. Jetzt bin ich es, die große Augen macht. Er scheint so, als würde er....lachen und dabei sieht er extrem lustig aus. Lächelnd stehe ich auf. In der Bewegung merke ich, dass mein Fuß noch verletzt ist und stolpere nach vorne. Ich bereite mich schon auf die Bekanntschaft mit dem Boden vor, doch ich lande auf etwas anderem. Ich öffne die Augen und finde mich auf Rovhóns Schnauze wieder. Er schaut mich besorgt an. Mit offenem Mund starre ich ihn an. Es ist so, als ob mein komplettes Bild von Drachen innerhalb von wenigen Tagen zerstört wurde.

Eine Windböe erfasst mich und zitternd stehe ich auf und laufe zum Rand des Vorsprungs. Der Drache stellt sich neben mich. Seufzend blicke ich auf den Wald. Wie komme ich da bloß wieder runter. Rovhón schaut zwischen mir und den Wald hin und her. Dann schnaubt er und ich blicke ihn an. Er ruckt mit seiner Schnauze in Richtung seiner Schulter und dreht sich etwas zu mir. Völlig verwirrt schaue ich ihn an. Er will doch jetzt nicht, dass ich... Doch, bevor ich den Gedanke zu Ende denken kann, nimmt er mich mit seinen Zähnen an meiner Jacke hoch und setzt mich auf seinen Rücken. Überrascht halte ich mich fest. Dann spannt er auch schon seine Muskeln an und springt. Schreiend klammer ich mich fest und er gluckst wieder. Rasant gewinnen wir an Höhe und ich kneife einfach nur die Augen zusammen.

Als wir dann auf einer Windböe dahin gleiten, wage ich mich, meine Augen zu öffnen und staune nicht schlecht. "Wow", flüster ich. Von hier oben sieht alles so klein aus. Die Bäume verschmelzen zu einem grünen Teppich der sich von den großen Grasflächen abhebt. Die Seen funkeln in Licht der Sonne wie Diamanten und die Berge sehen aus wie mit Puderzucker bestreut. Rovhón dreht seinen Kopf zu mir und verzieht seinen Mund, wie als würde er lächeln. Ein seltsames Gefühl sagt mir, dass er sich freut mal jemandem seine Sicht der Welt zu zeigen und erfüllt mich mit Zuversicht. Vielleicht können wir ja sowas wie Freunde werden.

Langsam geht er wieder runter und landet in der Nähe eines kleinen Dorfes. Von wem es besiedelt ist, weiß ich noch nicht. Ich rutsche über sein Bein herunter und laufe zu seinem Kopf. Er schaut mich wieder mit diesem Lächeln an und beugt sich zu mir herunter. Ich hebe meine Hand und lege sie an seine Wange.

Eine Wärme breitet sich in mir aus, denn zum ersten mal seit Jahren habe ich so etwas wie einen Freund und bin glücklich.

Laica Lóce || Herr der Ringe FF🛑Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt