Kapitel 7

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( Erst einmal tut es mir Leid, dass schon so lange nichts mehr kam! Unglaublich wie schnell die Zeit vergeht! Ich hoffe ihr hattet einen guten Rutsch und ich wünsche euch hiermit ein frohes neues Jahr!)

Der nächste Tag ist bereits angebrochen und einzelne Sonnenstrahlen kitzeln mein Gesicht. Normalerweise wäre ich schon längst auf den Beinen, wenn der Fremde  nicht da wäre.                                  Ich traue mich nicht die Augen zu öffnen, zu groß ist die Angst davor, dass er mich beobachten könnte. Er ist bestimmt schon längst wieder auf den Beinen und wartet nur noch darauf, dass ich aufwache und mich ihm erbarme, mich am besten noch vor ihm verneige und ihm den Rest meines Lebens mit aufgezwungener Freude zu Füßen liege. Das wäre die logischste Auflösung für das Problem, was er mit mir anfangen könnte. Denn mich umzubringen, bringt ihm nichts. Ich denke nämlich, dass wenn er mich schon als jämmerliches Hündchen halten kann, mich doch nicht umbringen wird. Denn schließlich wäre das ja ein Widerspruch in sich. 

Es würde sein Leben hier erleichtern und er könnte ohne sich nur ein Haar zu krümmen den Rest seines Lebens wie ein König auf dem Thron verbringen. Wenn da nicht das mulmige Gefühl in mir wäre, dass er vielleicht gar nicht ,,der tapfere König und das nervige Schosshündchen '' spielen möchte, hätte ich sofort zugestimmt. Jedenfalls hieß es in einem Buch, welches ich vor allzu langer Zeit mal gelesen habe, dass alle männlichen Geschöpfe davon träumen einmal König zu werden. Warum also nicht? Eigentlich konnte ihm die Situation nicht passender kommen. Kameras würden ihn filmen, er könnte sich einen strikten Tagesablauf ausdenken und sich sein Leben so gestalten wie er es erwünscht, wie ein echter König eben.

Kameras. Plötzlich wird mir eiskalt und ich halte den Atmen an. Ich höre das Surren der Kameras nicht mehr. Ich halte die Luft an, mit der Hoffnung das Surren vielleicht einfach zu überhören. Vielleicht habe ich einfach vergessen wie das Surren klingt und mich schon an das Geräusch gewöhnt. Dennoch schwebt mir der Gedanke im Hinterkopf, dass ich die Kameras gestern noch gehört habe, was aber auch einfach nur ein Streich meines Gehirns sein kann, dass einfach das Dreifache an Informationen verpacken muss als es in irgendeinem anderen Körper müsste. Da ist es doch logisch, dass man mal etwas vergisst. Und seit der Fremde da ist, haben sich die Gedanken in meinem Kopf noch mehr als verdoppelt, sodass wahrscheinlich in der Verpackungszentrale das Papier fehlt oder der Versand wertvolle Informationen ins Land des Vergessens schickt. Wie ich bereits sagte, Standby-Modus eben.

Meine Aufregung kann ich nur mit viel Mühe verbergen und in meinem Kopf wütet es nur so von Fragen an den Fremden, dass ich mein rasendes Herz zuerst nicht bemerke. Mein Herz schlägt so heftig und in meinen Adern strömt so viel Energie, dass ich es nur mit großer Anstrengung schaffe still liegen zu bleiben. Ich spüre, wie sich Schweißperlen auf meiner Haut bilden und meine Glieder anfangen zu zucken. Ich muss mir schon auf die Lippen beißen, damit ich nicht laut loskreische und den Wirrwarr der Gedanken durch einen lauten Schrei davon tragen lasse. So zumindest für einen kurzen Augenblick vergessen könnte, was hier vor sich geht. Aber das wäre keine sinnvolle Idee und während ich mich versuche zu beruhigen, bitte ich nur innerlich darum, dass er es nicht bem..e...r..k..

,,Ich weiß, dass du wach bist!''. 

Für einige Sekunden halte ich die Luft an. Kurz hatte ich die Befürchtung, dass er bemerkt hat, dass ich wach bin. Aber wahrscheinlich hat mir mein Kopf mal wieder einen Streich gespielt. Ich behaupte ständig Sachen zu hören, die ich noch nicht einmal hören kann. Früher zum Beispiel war ich der festen Überzeugung, dass jemand mit mir sprach wenn ich traurig war. Aber das war natürlich nur Einbildung, eine Art Aufheiterung für mich. Geglaubt habe ich aber trotzdem daran und ich könnte wetten, dass mir wirklich jemand zugehört hat. Aber... 

 ,,Ich weiß, dass du wach bist!''.

 Schon wieder diese Stimme, nur deutlich tiefer und durchdringender. Merkwürdig, bis jetzt kannten die Halluzinationen in meinem Kopf noch keine verschiedenen Stimmlagen. Es war immer die gleiche, starke Stimme gewesen die zu mir sprach. Doch jetzt.. 

 ,,Stell dich nicht an.''

Wieder eine andere Stimmlage, dieses Mal noch lauter und näher. Es klang in etwa so, als wäre jemand wirklich gereizt, so wie ich es an den ein oder anderen (oder auch so gut wie jeden) Tag bin.                                                                                                                                                                             Langsam musste ich schon zugeben, dass die Halluzinationen die mir mein Kopf vorspielt immer realistischer werden. Wenn ich nicht ganz genau wissen würde, dass da niemand ist, würde ich...

,, Es reicht jetzt!"

Ich horche leicht auf. Endlich hat auch mein Kopf eingesehen, dass es reicht. Endlich habe ich wieder meine Ruhe, denn der Fremde kann es einfach nicht sein, der zu mir spricht. Immerhin ist er nicht bei Bewusstsein. Zumindest war er das vor Kurzem noch nicht.                                                                             Mit diesem Gedanken im Kopf öffne ich meine Augen. Zuerst sehe ich nur Umrisse, bevor alles vor mir wieder eine klare Form annimmt. Ich höre ein leises Knacken und bevor ich es mir irgendwie anders überlegen kann, springe ich auf.

Ich dachte doch, mein Kopf wollte aufhören mir weiterhin unechte Szenarien vorzuspielen. Doch eigentlich hätte ich sowieso wissen müssen, dass das ,,Es reicht jetzt'' nicht ernst gemeint war. Doch dass das Szenario dieses Mal so unheimlich realistisch wirkt, hätte ich nicht gedacht. ,,Ich dachte doch du willst aufhören.'' heuchle ich, etwas zu verängstigt. 

,,Ich habe nur gesagt, dass es reicht!".

Erschrocken drehe ich mich um und sehe ihm genau ins Gesicht. Dem Fremden, der mich so sehr hasst. Schamerfüllt schaue ich ihn an und lasse mich langsam auf dem Boden sinken. Ich senke meinen Blick und warte nur noch darauf, dass er etwas macht.

Doch er bewegt sich nicht, sondern fängt nur an zu lachen. ,, So ist das also'' sagt er lachend. ,,Auch keine schlechte Idee, wobei ich dachte du würdest es mir nicht so leicht machen''.    Beschämt schaue ich ihn kurz an, doch dann fällt mir wieder ein, was das bedeutet. Schuften, schuften, schuften bis an mein Lebensende. Da versuche ich besser die wenige Zeit die ich noch habe nicht mit ihm zu vergeuden, bevor er mich offiziell als seine Bedienstete erklärt.

,,Na gut". Langsam richtet er sich auf. ,,Du willst also nicht mit mir sprechen?''.

Anstatt ihm zu antworten versuche ich meinen Vorsatz einzuhalten, denn immerhin könnten das hier die letzen freien Sekunden meines Lebens sein. Die verdienen es einer sinnvolleren Beschäftigung als mit jemanden zu sprechen, der mich den Rest meines Lebens nur benutzen wird.

Doch es ist zu spät. Seine langen Beine brauchen nur zwei große Schritte bis sie unmittelbar vor mir sind. Er bückt sich runter, nimmt mein Gesicht in die Hand und bohrt seine ebenso langen Finger in meinen Nacken. Vorsichtig stöhne ich auf und dann flüstert er mir leise ins Ohr: ,, Es ist besser wenn du mir antwortest, sonst wird dir noch viel Schlimmeres widerfahren."

The CageWo Geschichten leben. Entdecke jetzt