28. Warten

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Und dann hörte ich kurz ein Geräusch und dann...
"Blade am Telefon, was gibt's?"

Aus Erleichterung seine Stimme zu hören brach ich in Tränen und geschluchtze aus.
Ich weinte einfach vor Trauer Erleichterung und weil ich enttäuscht und sauer war und weil ich Angst hatte.

"Alais?! Bist du es etwa ???? Was ist los, was ist passiert ????" verzweifelte er.

Ich fand meine Stimme nicht wieder sondern schluchtzte wieder als ich was sagen wollte.

"Alais beruhig dich! Konzentriere dich auf meine Stimme hörst du?
Atme langsam ein und wieder aus. Zähl dabei bis 10.
Ein........   Und wieder Aus...."  atmete er mit mir zusammen und zählte für mich mit.

Er hatte was magisches an sich. Ich  bereute auch nicht ihn angerufen zu haben.

"Hilfe.." sagte ich nur leise nach einpaar mal Luft holen und Tränen weg wischen.

"Was ist los? Wo bist du ??" Ich hörte wie er versuchte ruhig zu bleiben damit ich auch ruhig blieb.

"Ich brauche deine Hilfe.. Ich kann das alles nicht mehr" flüsterte ich langsam.

Anscheinend trat oder schlug er irgendwo gegen. Jedenfalls hörte es sich so an.

"Ich mache mich auf den Weg zu dir. Aber du musst warten und mir versprechen durchzuhalten bis ich da bin Okey?"

Ich nickte aber das konnte er ja nicht hören.

"Alais ! Versprochen?!" Das klang mehr wie eine Drohung

"Ja versprochen" sagte ich

"Okey... Dann bis dann" flüsterte er und ich spürte wie schwer es ihm fiel mich jetzt alleine zu lassen.
"Bis dann" flüsterte auch ich und er legte auf.

Ich soll warten. Ich würde warten.
Das hörte sich aber an als müsste ich Wochen lang warten.

Ich wusch mir das Gesicht mit kaltem Wasser und vermied es dabei in den Spiegel zu gucken.

Dann ging ich runter ins Wohnzimmer wo meine Brüder auf dem Sofa saßen und während eines Films aßen.
"Setzt dich zu uns" klopfte Mason auf den Platz neben sich und Jayden.
Ich füllte mir in der Küche auch schnell einen kleinen Teller auf und setzte mich zwischen die beiden.
"Guten Appetit" lächelte Ethan mich an. "Danke gleichfalls" erzwang ich ein Lächeln.

"Übrigens hat mich die Schule aus London angerufen" grinste er nach zwanzig Minuten.
Ich war gar nicht so neugierig wie ich sein sollte
"Und?" fragte ich einfach.
"Du bekommst einen Platz!" freute er sich und die anderen beiden stimmten ein. Nur ich schob mir eine Gabel in den Mund und behielt mein ausdruckslosen Gesichtsausdruck.
"Freust du dich denn gar nicht ? Das wolltet du doch! Sie sagten wir müssten nur noch auf die Anmeldepapiere warten"
"Ja doch aber... Ich weiß nicht ob es wirklich das richtige ist" gab ich zu.

London hatte ich in den letzten Wochen ganz vergessen in dem Trubel mit Blade und Andrew.

Die Jungs löcherten mich mit ihren Blicken.
"Naja ich bin hier bei euch glücklich" versuchte ich zu erklären. Immerhin müsste ich in einem Internat wohnen wenn ich nach London gehen würde.

"Jedenfalls weißt du dass dir diese Tür offen steht und kannst dir das in ruhe überlegen" beendete Ethan dieses Thema und ich sah ihn dafür dankbar an.

Wir sahen uns den Film zu ende an und meine Augen fielen langsam zu.
Irgendwann lag ich eingekuschelt zwischen Mason und Jayden und lehnte meinen Kopf an einen von ihnen.
Ganz am schlafen war ich noch nicht, dafür war der Film zu spannend.

Als nur noch der Abspann lief schloss ich dann meine Augen.

"Das arme Mädchen" hörte ich Mason flüstern und spürte eine, wahrscheinlich seine, Hand über mein Haar streichen.
"Sie sieht seit ner Woche schon so fertig aus" seufzte Ethans Stimme.
"Die Augenringe sind mir schon vor zwei Wochen aufgefallen" murmelte Jayden als ich anscheinend von Ethan hoch gehoben wurde.
Dann döste ich weg.

Blade ist also heute nicht mehr gekommen. Also lag ich mit meiner Befürchtung richtig. Er war nicht zu Hause, zwei Straßen weiter, sondern wo anders.

Am Morgen wurde ich von Jayden geweckt da ich es ja nicht geschafft hatte einen Wecker zu stellen.
"Danke" sagte ich verschlafen.
"Jetzt aber schnell sonst kommst du zu spät".

Ich hiefte mich aus dem Bett und machte mich fertig.
Mit Bauchschmerzen machte ich mich dann auf den Weg zur Schule.
Von jeder Seite fühlte ich mich beobachtet und sah mich immer wieder panisch um. Aber wie vorher auch gab es nichts auffälliges.
Trotzdem spürte ich es.

Mein Spind war heute zu meiner Überraschung leer aber das beruhigte mich nicht. Es fühlte sich noch schlimmer an, als würde etwas größeres als einpaar Briefe und Bilder auf mich zu kommen.

Ich wollte wieder nach Hause rennen aber ich schloss kurz die Augen und flüsterte "Ich halte durch. Ich warte auf dich. Versprochen"

Dann ging ich ein Unterricht nach dem anderen durch.
Heute war ich noch schreckhafter als sonst.
Ich wartete vor den Mädchentoiletten nicht bis eine Person vor mir rein ging, Nein. Ich wartete auf Gruppen von Mädchen.
Ich fühlte mich so besser. Wenn ich nicht alleine war.

Bei jeden Spind der zu geschlagen wurde zuckte ich zusammen und drehte mich danach um.

So fühlte sich die Ruhe vor dem Sturm also an.
Man wusste dass der Sturm kommen würde. Nur nicht wann wo und wie.

Im Unterricht sah ich trotz Ermahnungen die ganze Zeit aus dem Fenster.
In den Pausen konnte ich nicht mal in ruhe essen. Ich hatte Angst dass sich Gift oder so in meinem Essen befinden würde.
Die Jungs unterhielten sich wie immer. Nur manchmal erwischte ich einige von ihnen wie sie mich mit Sorge oder mit einem Fragezeichen ansahen.

Nach der sechsten hatten die Jungs frei und fuhren nach Hause.
Ich hatte jetzt Pause und hatte dann in der siebten-achten noch Politik.
Also musste ich die Pause alleine verbringen.
Total paranoid ging ich schnell in die Cafeteria in der Hoffnung dass unter den ganzen Schülern nichts passieren würde aber die Cafeteria war fast komplett leer.

Also blieb ich in den Fluren da hier deutlich mehr Schüler waren und lief einfach von einem Flur zum anderen, als hätte ich ein Ziel.
Aber ich hatte keins. Weiterhin schreckte ich bei jedem Spind der geschlossen wurde zusammen.
Und als mich jemand von der Seite am Arm packte schrie ich auf und schlug um mich.

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