Kapitel 6. Taufen und Kindergärten

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"Wie wäre es mit dieser Farbe?", frage ich die Kundin, eine skeptische junge Frau, welche ein maßgeschneidertes Kleid für die Taufe ihrer Muggelnichte braucht.

Da sie sich nicht in der Muggelwelt auskennt ist sie lieber hierher gekommen und hat gehofft, jemanden anzutreffen, der etwas mehr mit den Muggeln und ihrem Kleidungsstil zu tun hat. Sie legt ihre Stirn in Falten.

"Sind Sie sich sicher, dass ich darin nicht zu blass wirke?", hinterfragt sie und ich bemühe mich um ein Lächeln.

"Ganz sicher, aber wenn Ihnen das Rot nicht gefällt würde ich Ihnen einen Fliederton empfehlen. Er ist nicht so kräftig und wir haben wundervolle Seide in der Farbe, ich kann sie Ihnen gerne zeigen wenn sie möchten."

Sie kaut auf ihrer Unterlippe rum und zieht die Augenbrauen zusammen. So langsam wird das nervig. Seit mindestens einer halben Stunde stehen wir hier und ich zeige ihr so ziemlich jede einzelne Farbe, die es in der Palette zu finden gibt, und trotzdem möchte sie sich nicht fest legen.

"Gerne", erwidert sie etwas leise und ich lasse das rote Stück Chiffon wieder in die Schublade schweben.

Mit einem Schwung meines Stabes öffnet sich eine der oberen Schubladen und das passende Stück Satin kommt heraus geschwebt in die Hände der Kundin. Der Stoff fließt um ihre langen Finger während sie es mit einem starrem Blick beobachtet.

"Wir können das Kleid knielang machen, eine einzige Lage Satin, es kann etwas um Ihre Hüften schwingen, falls es warm wird, und ich denke eine Blume an der Schulter würde ihnen fantastisch stehen."

Schließlich nickt sie.

"Ja, das hört sich gut an."

Ich seufze so unauffällig wie möglich und lasse den Stoff wieder an seinen Platz schweben. Stattdessen saust ein Maßband durch die Luft und misst sofort die Frau von Kopf bis Fuß durch, ich schreibe alles schnell und auch sehr krakelig mit.

"Und, wann ist die Taufe?", frage ich die Frau, welche still steht wie eine Statue.

"Diesen Samstag, ich bin ein bisschen spät dran mit der Kleiderwahl", gesteht sie und verzieht ihr Gesicht leicht verlegen.

Ich lächel ihr aufmunternd zu.

"Ach was, ihr Kleid ist in zwei Tagen fertig, Sie sind völlig in der Zeit. Und auch wenn, Sie könnten selbst Samstag früh kommen und ich würde Ihnen das Kleid in drei Stunden schneidern. Das ist ein besonderer Anlass und wir sollten die schönen Momente im Leben auskosten, speziell in diesen Zeiten."

Ein trauriges Lächeln huscht über meine Lippen und ich packe den Zettel mit den Maßen hinter den Tresen. Ein leises Schluchzen bereitet mir eine Gänsehaut und ich drehe mich erschrocken um. Die Frau hat die Hände vor ihrem Gesicht zusammen geschlagen und Tränen strömen ihr aus den Augenwinkeln die Wangen hinunter.

Augenblicklich wird mir schlecht. Habe ich dafür gesorgt?

"Oh mein Gott, ist alles in Ordnung mit Ihnen?", frage ich besorgt und fasse sie an den Armen, unsicher was ich zu tun habe.

"Es .. es ist alles in Ordnung", schluchzt sie und ich zücke augenblicklich wieder meinen Stab.

Sofort schwebt eine große Packung Taschentücher auf uns zu und ich drücke die Frau leicht in einen der Sessel. Ich setze mich neben sie und reiche ihr die Tücher, während ich verunsichert meine Hand ihren Rücken auf und ab streichen lasse. Dankbar schnäuzt sie in ein Tuch und benötigt einige Minuten, um sich wieder zu beruhigen.

"Das tut mir schrecklich leid", sagt sie mit einem kurzen Lachen und tupft sich die Wangen trocken. "Es ist nur so, dass mein Bruder und seine Frau ... sie wurden bei einem Angriff getötet und haben eine kleine Tochter zurück gelassen. Alle in der Familie haben sich geeinigt, ihr nie etwas von der magischen Welt zu erzählen, zu der nur ich gehöre. Das hat uns alle auseinandergerissen, meine eigene Schwester, die sich um die kleine kümmert, wollte mir verbieten, dass ich sie oder irgendjemand anderen aus der Familie jemals wieder sehe, ich gehöre ja auch zu den Zauberern die Krieg gegen die normalen Menschen machen."

'From Lumos to Nox' (Harry Potter FF/Rumtreiberzeit) {Beendet}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt