Kapitel 9. Unsichtbare Narben

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"Hier bitte, setz dich", bietet mir Lily lächelnd einen Stuhl an und setzt sich auf den daneben.

Der Garten ist nicht allzu groß, doch dafür sehr gepflegt und von verschiedenen Blumen umrandet. Es gibt mur eine kahle Stelle mit umgegrabener Erde.

"Hast du die gepflanzt?", frage ich Lily und deute auf die Blumen. Diese nickt grinsend.

"Ja, bis vor einigen Monaten. Der Garten ist mein kleines Hobby."

"Und die Stelle da hinten?"

"Ach, da hat James vor drei Wochen einen kleinen Baum rein gepflanzt, eine kleine Überraschung für mich als ich beim Arzt war", erzählt sie selig lächelnd. "Siehst du den kleinen Spross? Wir hoffen, dass er, wenn unser Kind groß genug ist, auch deutlich gewachsen ist und dass er oder sie darauf spielen kann. Eine Schaukel wäre schön oder vielleicht sogar ein Baumhaus. Ich wollte als kleines Kind immer eins."

James stellt uns allen ein Glas mit Limonade auf den Tisch und drückt Lily einen Kuss auf den Haaransatz. Ich jedoch muss einfach nur wie blöd grinsen, da das eine so süße Idee von James ist.

"Und wenn er groß genug ist, dann fliegt der Kleine im Slalom um den Baum und bildet seine Quidditch Qualitäten aus", sagt Sirius zwinkernd und Lily wirft ihm einen bösen Blick zu.

"Wird es ein Junge?", lenke ich wieder von dem Thema ab. Ich weiß zu gut, wie leicht reizbar schwangere Frauen sind.

"Das wissen wir nicht sicher, der Arzt konnte es bisher noch nicht vollständig ausmachen, da sich das Baby nicht in die Richtung gedreht hatte, wie wir es wollten", erklärt James mir. "Willst du Schokokuchen?"

"Ja sehr gerne!"

Den Nachmittag über unterhalten wir vier uns pausenlos über die letzten drei Jahre und was wir von den anderen jeweils verpasst haben. Alice und Frank haben geheiratet und erwarten ebenso ein Kind, Remus arbeitet bei einem Laden als Buchhalter, Peter hilft in der Winkelgasse bei den Auslieferungen für verschiedenste Läden und Melody ist vor einem Jahr leider bei einem Todesser Überfall getötet worden.

Als ich Abends wieder zu Hause bin liegt Noah bereits mit Dirk schlafend auf der Couch, im Fernsehen läuft noch der Rest eines Cartoons. Müde schalte ich den Fernseher aus, drücke beiden einen Kuss auf die Stirn und gehe selbst in mein Zimmer.

Ich will sie nicht wecken, sie schlafen so selig.

Einige Tage später sitze ich in meinem eigenen Garten zusammen mit Layla und wir trinken gemütlich einen Kaffee, während die Jungs zusammen in einem kleinen aufgebauten Becken planschen.

"Das Leben geht wirklich so schnell an einem vorbei", bestätige ich Laylas Aussage. "Ich habe mich erst vor einigen Tagen mit alten Schulkameraden getroffen und in den letzten drei Jahren ist so viel passiert. Zwei Paare sind verheiratet und zeitgleich Schwanger geworden, ohne es abzusprechen wohl gemerkt, und eine andere Frau ist leider verstorben."

Layla schüttelt mitleidig den Kopf. "Das tut mir schrecklich Leid, Hannah."

"Danke", erwidere ich seufzend. "Aber ... Hey Jungs, hört auf damit!"

Sofort lassen die beiden Raufbolde voneinander ab. Sie haben sich tatsächlich versucht, sich bei dieser geringen Tiefe den Kopf unter Wasser zu halten. Das einzige was daraus resultieren würde, wäre eine gebrochene Nase, da nicht einmal mit viel Druck mehr als eine Gesichtshälfte unter Wasser wäre. Doch keine Sekunde später drückt Cameron wieder Noahs Kopf runter.

"Cameron, hör sofort auf!", donnert Leyla und springt sofort auf, ich hinterher. Noahs Schreie klingeln in meinen Ohren.

Mit einigen wenigen Schritten sind wir bei den beiden und Layla nimmt Cameron sofort von Noah. Sie schimpft mit ihm und fragt ihn eindringlich, wieso er das getan hat. Cameron jedoch weint nur unerbitterlich.

"Noah Schatz, ist alles in Ordnung?", frage ich meinen Sohn und streiche ihm über die nasse Wange. Er schnieft nur noch einige Male und nickt mit vorgeschobener Lippe.

"Hier, entschuldige dich sofort, Cameron, oder wir gehen sofort nach Hause!"

Layla stellt Cameron neben Noah wieder auf die Erde, welcher jedoch nur betrübt zur Erde guckt.

"Entschuldigung", murmelt er.

"Alles okay", piepst Noah und umarmt Cameron freundschaftlich.

Layla atmet tief aus und sieht mich entschuldigend an.

"Tut mir wirklich leid, Hannah."

"Ist nicht so schlimm, Noah geht es ja gut."

Dicke Wolken schieben sich vor die Sonne und die Temperatur sinkt augenblicklich.

"Jungs, die Badezeit ist leider vorbei, es fängt gleich an zu regnen. Wir packen eure Spielsachen schnell weg dann gehen wir euch hoch duschen."

Nach kurzer ist alles wieder weg gepackt und die Jungs geduscht. Zu viert machen wir einen Keksteig und schauen den Regentropfen bei ihrem Wettrennen auf der Fensterscheibe zu, während die Kekse im Ofen backen.

Am Abend verabschiedet sich Layla, nachdem Robert sie abholt und einige Kekse verdrückt hat, und sie trägt den schlafenden Cameron zu sich nach Hause.

Noah ist genauso eingeschlafen und ich trage ihn vorsichtig in sein Bett, decke ihn fest zu.

Wie friedlich er ist, wenn er schläft. Lächelnd beobachte ich ihn und staune erneut darüber, wie ähnlich er mir ist. Er hat meine kleine Stupsnase geerbt, meine Lippen und wenn er die Stirn runzelt entstehen dieselben, kleinen Falten wie bei mir.

Doch er hat auch viel von Ethan. Früher hat mir das sehr zu schaffen gemacht, da Noah mich jeden einzelnen Tag an die schreckliche Nacht in Hogwarts erinnert hat. Ich hatte solche Angst, ihn deshalb nie lieben zu können, nie eine gute Mutter zu sein, ihm nicht das geben zu können was ein jedes Kind verdient.

Es gibt ja das Sprichwort: "Die Zeit heilt alle Wunden.". Und es stimmt auch, zumindest zum Teil. Die Zeit heilt die Wunden, aber es gibt eine wichtige Sache, die ausgelassen wird. Man muss lernen, mit den Narben zu leben.

'From Lumos to Nox' (Harry Potter FF/Rumtreiberzeit) {Beendet}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt