Kapitel 18. Neue Position: "Gräber"

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"Aber ich will nicht ins Bett!", ruft Noah sauer aus und schlägt mit seinen Gliedmaßen um sich.

Genervt stöhne ich auf. Der Abend lief soweit ganz gut, Noah hat sich benommen und ließ sich auf Sirius und seine Fragen ein. Er hat sogar von selbst angefangen, kleine Geschichten aus dem Kindergarten zu erzählen oder stellte ihm seine Spielzeuge vor. Natürlich hat es erst gedauert, bis Noah dieses Vertrauen in ihn gewonnen hat, aber es war da.

Und jetzt stellt er sich quer und hat diesen Gesichtsausdruck an sich, als würde er gleich alles aus seinem Zimmer, was er in die Finger bekommt, ins Nirvana katapultieren.

"Es ist schon spät, Schätzchen", entgegne ich verzweifelt und nehme ihm blitzschnell den Plastiklaster aus der Hand, mit der er bereits zum werfen ausgeholt hat. "Sonst kannst du morgen früh nicht aufstehen."

"Ich bin aber nicht müde!", schreit er schrill und ich bin versucht, mir die Ohren zu zu halten. "Ich will noch spielen!"

"Noah, Mommy muss runter gehen. Wir haben Besuch und ich kann mich jetzt nicht mit dir streiten. Also lass uns bitte jetzt deinen Pyjama anziehen und geh schlafen."

"Nein nein nein nein NEIN!"

Ich hasse es manchmal echt, mich nicht so durchsetzen zu können, wie ich es gerne hätte. Ich will einfach nicht eine dieser strengen Mütter sein, die ihrem Kind alles befehlen, sodass das Kind am Ende nur lügt und alles verheimlicht. Dirk lacht immer nur darüber und auch meine Eltern sagen mir immer wieder, dass ich härter durchgreifen muss. Meine Schwester unterstützt sie in der Sache vollkommen.

"So Noah", fange ich sichtlich genervt an. "Du ziehst dir jetzt sofort deinen Pyjama an und legst dich ins Bett."

Er sieht mich herausfordernd aus seinen blauen Augen an und macht keine Anstalten, sich zu bewegen. Ich atme gereizt tief ein und aus.

"Weißt du was, wir machen das jetzt so. Entweder du ziehst dich um und gehst schlafen oder du du darfst die ganze nächste Woche nicht mit Cameron draußen spielen."

Ein Heulen schallt ohrenbetäubend laut von den Wänden und Tränen rennen Noah unerbittlich über die Wangen. Mein Herz zieht sich augenblicklich schmerzhaft zusammen und ich nehme meinen Sohn in den Arm. Mit seinen kleinen Händen klammert er sich Hilfe suchend an meine Oberarme und tränkt mein Oberteil in sekundenschnelle mit seinen Tränen. Ich streichle ihm beruhigend durch die Haare und wiege ihn in meinen Armen, bis er sich wieder einigermaßen beruhigt hat.

Ich weiß, in solchen Momenten dürfte ich erst recht nicht weich werden, aber ich kann einfach nicht anders. Mein Sohn braucht mich.

"Guck mal, Spätzchen, ich kann Sirius nicht alleine unten lassen. Das macht ein guter Gastgeber  nicht."

"Was ist ein Gastgräber?", fragt er und zieht geräuschvoll die Nase hoch. Ein kleines Grinsen kann ich mir nicht verkneifen.

"Gast-geber nicht gräber. Und ein Gastgeber ist eine Person, die von anderen besucht wird. So wie wir heute Abend die Gastgeber von Sirius sind oder wie letzte Woche, als Cameron mit seiner Mama da war."

"Achso", erwidert er und wischt sich mit seinem Ärmel übers Gesicht. "Mama, bitte darf ich mit Cameron draußen spielen?"

Ich seufze leicht. "Nur wenn du dich jetzt bett-fertig machst und mir versprichst, schlafen zu gehen sobald ich dich alleine lasse, okay?"

Er nickt und sieht mich aus seinen großen Augen gebannt an. "Ich liebe dich, Mommy."

Das Lächeln auf meinen Lippen weitet sich wie von selbst über beide Wangen aus. Liebevoll drücke ich ihm einen Kuss auf die Stirn und umarme ihn fest. "Ich dich auch, Noah, sehr viel sogar."

Für eine kurze Zeit bleiben wir so sitzen. Noah in meinen Armen eingebettet, seine Hände fest in mein Oberteil gekrallt und meine unbändige Liebe für diesen kleinen Jungen in jeder Zelle meines Körpers um das zehnfache verstärkt.

"Auf, komm Spätzchen." Ich klopfe Noah ganz leicht auf den Rücken und wir lassen einander los. "Du musst dich bettfertig machen."

"Okay Mummy", entgegnet er leicht lächelnd und eilt aus der Tür hinaus ins Badezimmer; genau an Sirius vorbei.

Der schwarzhaarige Lockenkopf steht im Türrahmen und beobachtet mich wortlos, aber mit einem Lächeln auf den Lippen. Etwas umständlich stelle ich mich auf die Beine.

"Ich hab schreien gehört und dachte, ich seh mal nach ob alles in Ordnung ist", spricht Sirius in die Stille aus.

"Und seitdem stehst du da und beobachtest uns wie ein Spanner?", hinterfrage ich leicht neckisch und trete ihm näher; eine Armlänge Abstand ist noch vorhanden.

Ein schiefes Grinsen ziert seine Lippen. "Kann man so sagen."

Er macht einen großen Schritt auf mich zu und plötzlich fühle ich mich leicht verunsichert. Mein halb in Tränen getränktes Oberteil hilft meiner Selbstsicherheit keineswegs.

"Du machst das toll", sagt er leise. "Du bist eine verdammt gute Mutter."

Schnell schließt er den Abstand zwischen uns, meine Augen schließen sich automatisch und er küsst mich; leider kurz, aber leidenschaftlich. Viel zu schnell ist der Kuss vorbei und er sieht mich direkt aus seinen grauen Augen an, die Welt drum herum verschwimmt in sich und wird unkenntlich.

"Ich muss noch kurz zu Noah", flüstere ich gegen seine Lippen. "Dann komm ich runter zu dir, okay?"

Er nickt leicht und küsst mich erneut.

"Dann bis gleich", entgegnet er genauso leise und zwinkert mir leicht zu. Ein Lächeln breitet sich auf meinen Lippen aus.

"Im Kühlschrank steht noch eine Flasche Wein", informiere ich Sirius. "Falls die andere leer ist."

"Ich werde mal nachsehen", verspricht er und geht die Treppen wieder runter, während ich mich auf den Weg zu meinem Sohn mache, welcher bereits die halbe Tube Zahnpasta im Waschbecken verteilt hat.

'From Lumos to Nox' (Harry Potter FF/Rumtreiberzeit) {Beendet}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt