The Girl with the Mindpalace

Showdown.

Olivia schüttelte verzweifelt den Kopf: "Nein, Jim, bitte, du bringst niemanden um! Hör mir zu, ich weiß, du verspürst schon lange den Todeswunsch, aber doch nicht jetzt!"

Moriarty sah sie irgendwie liebevoll an. "Ach Olivia, nicht ich bin es, der stirbt. Vielmehr wird es Sherlock sein, oder du."

Sie sah entsetzt von Jim zu Sherlock, der noch immer an den Stuhl gefesselt dasaß und sie bedauernd ansah. Verdammt, was sollte sie nur tun?! Und warum wusste sie nicht mehr, welchen der beiden Männer sie liebte? Schon stellte Moriarty ihr die Frage, die sie so fürchtete:

"Nun, Darling, entscheide dich für einen von uns. Los!"

Olivia war verzweifelt, denn sie wusste, für ihn war alles nur ein Spiel! Und trotzdem liebte sie ihn, auf unerklärbare Weise. Laut, aber mit bebender Stimme begann Olivia ihre Deduktion:

"Ich fasse zusammen: Wenn ich mich für Sherlock entscheide, werden Sie sterben, Jim, und wenn ich Sie wähle muss Sherlock sterben. Falls ich selbst jedoch keine Entscheidung treffe, muss ich mich selbst vom Dach und somit in den sicheren Tod stürzen!!!"   Eine stumme Träne rann ihr aus dem Augenwinkel und Sherlock versuchte erneut seine Fesseln abzuwerfen und sie in den Arm zu nehmen, aber es ging nicht. Stattdessen schritt Jim langsam auf sie zu und legte tröstend seine Arme um Olivia, welche kraftlos den Kopf auf seine Brust legte. Warum war das so schwer? Warum konnten nicht einfach Moriarty und sein dämliches Spiel verschwinden?! Was war sein Problem, was hatte er erlebt, dass er Menschen so hasst?!!!

Und plötzlich war Olivia alles klar.

Es war einer gewesen, immer nur einer.

Langsam hob sie die Stimme und eine weitere Träne lief ihr kalt übers Gesicht.

"Ich liebe dich, Sherlock."

Und da stürzte sie auf ihn zu und löste mit letzter Kraft seine Fesseln und er sprang auf und nahm sie fassungslos in den Arm, bis ein Räuspern sie unterbrach. Moriarty stand ernst am Rand des Daches, war nur einen Zentimeter vom tödlichen Abgrund entfernt. Er sagte bedrohlich leise: "Nun, ich freue mich für euch zwei Idioten, aber ich muss als kleine Zugabe gestehen, dass ich nicht ganz ehrlich war. John Watson ist heute aus dem Urlaub mit seiner Freundin zurückgekehrt und jetzt gerade wird er von drei Attentätern am Flughafen festgehalten. Ebenso Lestrard und Miss. Hudson! Fall Sie also in Erwägung ziehen, nicht mit mir zu springen, Sherlock, werden Ihre kleinen Freunde sterben."

Plötzlich herrschte vollkommene Ruhe auf dem St. Barts Dach und alles blieb still. Dann küsste auf einmal Sherlock Olivia auf die Lippen und eine kleine Träne mischte sich hinein, als sie den Kuss weinend erwiderte.

Dann ging Sherlock auf Moriarty zu und stellte sich zitternd  neben ihn.

Olivia brach zusammen und blieb wimmernd am harten Boden liegen, während sie nur verschwommen durch einen Schleier von Tränen die beiden einzig wichtigen Personen sah, die sie hatte. Und sie hatte Sherlock gefunden, um ihn gleich wieder zu verlieren!?  Ihre Welt war schon immer hart gewesen, aber dieser Tag übertraf alles. Sie sah nur noch wie beide Männer ihre Handys herauszogen.

Dann, in dem Moment, in dem ein gezielter Schuss Moriartys Hinterkopf durchbohrte, fiel Sherlock in die Tiefe.

Alles gefunden. Alles verloren. Zurückgelassen. Allein. 

Durch die betäubende Stille brachen zwei kurze Töne. Kraftlos und weinend zogen Olivias bebende Hände ihr Handy aus der Hosentasche.

Drei Nachrichten. Das hatten die beiden also mit ihren Handys gemacht, bevor sie alles aufgegeben hatten?

Die erste stammte von Sherlock. 'Das ist mein Abschiedsbrief. So etwas hinterlässt man doch, oder, einen Abschiedsbrief? Ich liebe dich und du musst weitermachen. Du musst stark sein, für mich. Pass auf John auf, er braucht dich. Ich liebe dich so sehr! SH.'

Mehr Tränen rannen Olivia übers Gesicht, sie liebte ihn auch!!! WARUM?!? Warum musste er sterben? Schließlich las sie auch Jims Nachricht und runzelte die schweißüberströmte Stirn. 'Lieder lügen nie. JM.'

Olivias Atem stockte, als sie die dritte Nachricht, eine Audiodatei, anhörte. Und jetzt ergab alles einen Sinn, das Leben ging weiter, es brach ein kleiner Hoffnungsschimmer durch die Dunkelheit und Olivia hörte sich erneut die Aufnahme an, während Freuden- und normale Tränen ihr Gesicht überströmten.

Und ihr Handy spielte Staying alive.