Ein Tanz mit dem Psychopathen

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Moriarty nahm langsam die Hand von Olivias Schulter und strich so ihren Rücken hinunter, dass sie eine regelrechte Gänsehaut bekam. Er lächelte, als er ihre Nervosität bemerkte. Schließlich erklärte er ihr, wofür sie sich hatte so elegant kleiden müssen:

"Also, Ms. Skielos, der Grund für unser beider Aussehen, ist ein Auftrag, den ich bekommen habe. Wahrscheinlich haben Sie bereits davon gehört, dass ich als Consulting Criminal Morde für meine Kunden übernehme. Heute widmen wir uns einer besonders schwierigen Zielperson, ein von vielen gehasster ehemaliger Banker, der meinen Kunden um viel Geld betrogen hat. Er verlässt kaum sein Haus, weswegen heute eine einmalige Chance besteht. Bei der jährlichen Stadtfeier wird er auftauchen, also müssen wir ihn dort ausschalten, da es aber eine ziemlich exklusive Veranstaltung ist, brauche ich Ihre Hilfe brauchen, um dort gewissermaßen einzubrechen. Außerdem meinten Sie, Sie hätten über jeden Bürger Londons Informationen in Ihrem Gedächtnis abgespeichert, Sie werden mir also auch etwas über die Zielperson erzählen."  

Seine Stimme klang gleichgültig, aber Olivia war geschockt: Sie konnte ihm doch nicht helfen, einen Menschen umzubringen! Erschrocken drehte sie sich auf ihrem Schminkstuhl um und blickte zu Jim auf, dann sagte Sie: "Das können Sie unmöglich ernst meinen! Auch wenn ich diesen Banker nicht persönlich kenne, werde ich Ihnen nicht helfen! Es ist wirklich egoistisch, selbst leben zu wollen, aber anderen das Leben zu nehmen, finden Sie nicht?!"

Er schüttelte ernst den Kopf und schrie:  "ABER DIESE MENSCHEN SIND EGAL !!!! ICH HINGEGEN BIN WICHTIG !!!! Von ihnen gibt es Milliarden, von mir gibt es keine zweite Version. Nur Sherlock kommt an mich heran und Mycroft, Sie habe ich bereits besiegt, Olivia. Und wenn Sie mir nicht helfen wollen, erschieße ich auch gerne Ihre Eltern, für mich wäre beides eine zufriedenstellende Lösung."   Sie biss sich auf die Lippe und fasste einen mutigen Plan: Heute wäre der erste Tag, an dem sie nicht auf dem Dachboden eingeschlossen sein würde und die einzige Möglichkeit ihm zu entkommen. Sie müsste vorsichtig vorgehen, aber gerade hatte sich ihr Verdacht bestätigt: Moriarty hatte das Gefühl, sie besiegt zu haben! Er würde unachtsam sein und auch wenn es nur für einen Moment wäre, würde sie ihn nutzen.

Sie setze eine traurige Miene auf, aber innerlich arbeitete ihr Verstand auf Hochtouren, um mögliche Wege zu entkommen zu berechnen. Sie hatte bereits einen ausgearbeiteten Plan als Moriarty ihnen ein Taxi rief. Während er das tat steckte sie unauffällig ein par Schminkutensilien aus dem Schminkkoffer von Antoinette ein, nämlich einen dunklen Lippenstift und eine Dose mit dunkelbraunem Puder für die Haut. Beides steckte sie in ihre Kniestrümpfe, die man gottseidank nicht unter dem bodenlangen Kleid sehen konnte, denn Jim durfte keinen Verdacht schöpfen. Das letzte was sie mitnahm, war eine kleine Sicherheitsnadel, die sie in ihren alten Klamotten fand. Sie brachte die Nadel an ihrem Rücken an, sodass man sie unter ihren Haaren nicht entdecken konnte. Da kam auch schon Moriarty aus dem Nebenzimmer zurück und zerrte sie an ihrer Hand aus dem Appartement, in einen Aufzug, in die Eingangshalle und schließlich nach draußen. Olivia war froh, endlich wieder frische Luft atmen zu können, auch wenn es bei dem vielen Verkehr in London nicht wirklich 100 prozentig 'frisch' war. Sie sah ein wenig nervös auf Moriartys Hand herab, die noch immer ihre umklammert hielt. Er bemerkte ihren Blick und lächelte ein wenig, dann flüsterte er in ihr Ohr: "Vergiss nicht, du bist noch immer meine Gefangene, also werde ich nicht zulassen, dass du abhaust!"  Olivia hielt kurz den Atem an, er beugte sich einen Zentimeter neben ihrem Gesicht wieder nach hinten. Auf Dauer gefiel ihr überhaupt nicht, wie ungewöhnlich nervös sie zuweilen in seiner Gegenwart wurde.

Zehn Minuten später saßen sie zu zweit auf dem Rücksitz des Taxis und waren auf dem Weg in Londons Rathaus, wo die Feier, auf der sich auch der Banker befinden würde, stattfand. Olivia schwieg während der Fahrt und durchdachte ihren Plan, der wirklich sehr gewagt war. Sie hoffte fliehen zu können, bevor es zu dem Tod von Moriartys Opfer kommen konnte.

The Girl with the MindpalaceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt