ALICE
Ich öffne meine verklebten Lieder und schaue an eine weiße Decke. Ich lasse mein Kopf auf meine Brust sinken und sehe mich genauer um.
Das Zimmer ist weiß und der Geruch von Disenfiktionsmittel steigt mir in die Nase und ich komme zu dem Schluss, dass ich mal wieder im Krankenhaus bin.
Ich seufze und schließe kurz meine Augen um mich daran zu erinnern, was passiert ist.
Meine adoptiv Eltern, die mich 15 Jahre lang aufgezogen, mich wie ihre eigene Tochter behandelt haben, haben mich weg gegeben und verletzt.
Ich würde sie so gerne anzeigen, doch ich weiß zu was mein adoptiv Vater fähig ist, wenn man überlegt, was er mir bis jetzt schon alles angetan hat.»Omg, Sie sind wach!« ich zucke zusammen und schaue zu der Quelle. Eine etwas ründlichere Frau schaut mich mit aufgerissen Augen an. Ich nicke als Antwort und sie versucht ruhig zu atmen.
»Warten Sie kurz, ich hole schnell einen Arzt.« ich nicke wieder und schließe wieder kurz die Augen.
Die Tür geht auf und ich öffne sie wieder.
Die Frau von eben kommt mit einem relativ jungen Mann in mein Zimmer.
»Hallo Miss, ich bin ihr behandelnder Arzt, Dr. Peterson. Wissen sie, wie sie heißen?« ich nicke ihm als Antwort.
»Und wie heißen sie?« fragt er mich freundlich.
»A...Alice.« meine Stimme hört sich kratzig an und sie ist wirklich leise.
»Ich bringe ihnen schnell ein Wasser.« meint die nette Frau und flitzt raus. Ich schaue zu Dr. Peterson, der mich mit einem Lächeln zurück anschaut.Die Tür geht wieder auf und die Frau kommt mit einem Glas Wasser in der Hand zu mir. Ich trinke genüsslich das Glas aus und Stelle es auf den Tisch neben mir, wobei ich leise auf zische.
Ich drehe mich wieder zu Dr. Petersen um und räusper mich kurz.
»Ich heiße Alice McCarthy.« Dr. Peterson reißt die Augen auf und schaut mich ungläubig an.
»Sie....sie sind eine McCarthy? Wie, ist das möglich?« ich nicke und er schüttelt nochmal den Kopf.
»Ich würde nach dem Unfall adoptiert und hieß Anna Miller.« Dr. Peterson nickt verstehend.
»Das würde sie Narbe auf ihrer Brust erklären.« Ich nicke nur und schaue ihn weiter an.
»Okay, also Alice, du hattest schwere Blutungen an deinem Körper, als du gefunden wurdest. Wir konnten dich retten, doch du lagst drei Monate im Koma und wir hatten die Hoffnung schon fast aufgegeben.«
»Drei Monate?!« frage ich geschockt.
»Ja, aber da kein Familienangehöriger kam, oder du gesucht wurdest, müssen wir dich fragen, wo deine Familie ist.« Die Wahrheit darf ich ihm nicht sagen, also muss ich wohl oder übel lügen.
»Wir hatten einen Unfall und ich konnte mich noch gerade so retten.« er schaut mich mitleidig an, was aber das aller letzte ist, was ich brauche.
»So Leid es mir tut, müssen wir dich in ein Kinderheim oder Internat bringen, aber erst wenn sicher ist, dass du laufen kannst.« ich nicke und schaue auf meine Beine.
»Ms Brown, könnten sie bitte die Gehstützen holen?« Die ründlichere Frau, also Ms Brown nickt und verschwindet wieder.
»Du warst sehr tapfer und es war für dich bestimmt nicht leicht zu erfahren, dass deine Familie Tod ist.« ich nicke und betrachte weiter meine Hände.
»Wenn irgendetwas ist, rufen sie nach mir.« ich nicke mal wieder und höre wie die Tür zu fällt.
Eine einzelne Träne entweicht meinen Augen.
Ich bin alleine, wirklich alleine. Ich kann niemanden sagen, was wirklich passiert ist, da sie mich verletzen werden. Ich muss schweigen. Ich muss den Schmerz verschweigen umd somit werde ich schweigen und nicht mehr reden. Was würde es mir auch bringen, wenn ich rede und nichts bewirken kann?Ms Brown kommt wieder rein. Ich schwinge meine Beine über die Bettkante und lasse sie baumeln. Überall an ihnen sind Narben. Kurze Diagonale, aber an beiden zieht sich eine lange Narbe senkrecht zu meinen Knien. Ich hebe mein Krankenkittel, oder wie diese Dinger heißen und sehe, dass die Narben sich noch weiter hochzieht, bis zu meinem Beckenknochen.
»Die Narben sind gut verheilt, zu unserem Erstaunen.« ich hebe meinen Blick und schaue in die Augen von Ms Brown.
»Sie mussten viele Bänder und Muskeln wieder zusammen nähen, weswegen wir sicher gehen wollen, dass du wieder laufen kannst.« Sie reicht mir ihre Hand und eine Krücke. Ich ergreife beides und Klemme die Krücke unter meinen Arm. Ich umfasse ihr Hand und Rutsche langsam vom Bett. Meine bleichen nackten Füße berühren den Boden und mich durchzieht eine Gänsehaut.
Ich setze meine Versen langsam ab und klammer mich an die Krücke und an die Hand von Ms Brown.
»Du schaffst das.« ich nicke wieder und Stelle mich aufrecht hin.
Meine Beine sind etwas wacklig, doch es geht. Ich setze meinen linken Fuß nach vorne und gehe mit der Krücke hinterher. Ich stehe und atme erleichtert aus.
»Wie wär's, wenn ich dir was zum anziehen hole und wir ein bisschen spazieren gehen.« ich nicke eifrig und setze mich wieder auf mein Bett.
Ms Brown verschwindet schnell durch die Tür mit einem Lächeln auf dem Gesicht.
Wie schnell diese Frau doch laufen kann.
Ich schweife in meinen Gedanken ab und überlege etwas.
Wenn drei Monate vergangen sind, bin ich schon sechzehn und es müsste Januar sein. Das heißt, ich habe meinen Geburtstag verpasst, sowie Weihnachten und Silvester. Echt toll!Die Tür geht wieder auf und Ms Brown kommt fröhlich summend rein.
Sie legt die Sachen im Bad ab und kommt wieder zu mir. Sie gibt mir die zweite Krücke und ich laufe langsam zum Bad.
»In 20min komm ich wieder. Im Bad ist alles was du brauchen solltest.« ich nicke ihr dankend zu und schließe die Tür hinter mir.
Ich lege sie Krücken neben die Dusche und entledigt mich. Anschließend Stelle ich mich unter die Dusche und genieße das lauwarme Wasser.
Mein Körper entspannt sich und ich habe das Gefühl, dass eine große Last von meinen Schultern abfällt.
Ich wasche mich mit dem hier stehenden himbeer Shampoo und Duschgel. Meine Haare sind wieso auch immer nicht ein winziges bisschen kaputt, zu meinen Gunsten und gehen mir jetzt bis zur Taille.
Während ich das Duschgel verteile, sticht mir die riesige Narbe an meinem Bauch ins Auge. Sie geht horizontal über meinen zu dünnen Bauch.
Ich schaue weiter und an meinem Schlüsselbein ist eine Diagonale Narbe, währenddessen meine Arme unversehrt sind.
Ich schlucke einmal hart und dusche mich schnell fertig.
Meinen Körper wickel ich in eins der flauschigen Handtücher und meine Haare in ein anderes.
Ich drehe mich zum Spiegel und erschrecke leicht.
Meine Wangen sind leicht eingefallen, Meine Augen glänzen nicht mehr, Meine Lippen sind aufgerissen und zwei Narben zieren mein Gesicht. Eine kleine verläuft quer über meinen Nasenrücken, doch die andere umd deutlich größere, verläuft diagonal über meine Stirn und hört in der rechten Augenbraue auf. Toll, jetzt habe ich ein Narbe in jeweils beiden Augenbrauen.Ich wende den Blick ab und putze meine Zähne. Anschließend trockne ich mich ab und ziehe die graue Unterwäsche, sowie die schwarze Jogginghose und den weinroten Pullover an. Ich schlüpfe noch in die Socken und föhne meie Braunen Haare, sodass sie mir in Wellen über die Schultern fallen.
Ich nehme wieder die Krücken und laufe in mein Zimmer.
»Hier sind noch deine Schuhe.« Sie legt mir die Schuhe vor einen Stuhl, wo ich Platz nehme. Ich mache die Stiefelletten zu und stehe wieder auf.
Ms Brown hilft mir in eine Winterjacke und drückt mir Mütze und Schal in die Hand.
Ich binde mir den dunkelblaun Schal um und setze sie passende Mütze auf.
»Steht dir.« ich lächel sie wieder an und zusammen gehen wir aus meinem Zimmer.Wir laufen langsam durch das Krankenhaus zum Ausgang. Immer wieder werde ich komisch angestarrt, was mich leicht einschüchtert.
Frau Brown merkt wohl mein Unbehagen, da sie jedem der mich länger anschaut einen Killerblick schenkt.
Ich lächel sie dankend an und wir gehen vor die Tür. Ich bleibe stehen und ziehe die kalte Luft ein. Wie ich das doch vermisst habe.
Leichte Schneeflocken fallen vom Himmel und man könnte denken, dass alle in Frieden Leben, doch der Schein trügt.
»Du musst doch bestimmt Hunger haben.« wie auf Kommando knurrt mein Magen und Frau Brown fängt an zu lachen.
»Dann gehen wir mal was essen, aber nicht diesen Krankenhaus fraß. Es gibt ein schönes Café, was zum Krankenhaus gehört, aber das Essen ist tausendmal besser.« ich lächel sie an und nicke. Wir gehen wieder zurück ins warme und irgendwie fehlt mir die Kälte. Sie hat mich auf eine gewisser Art und Weise beruhigt.
Wir setzen uns auf einen Stuhl und ich werde wieder von allen angestarrt. Ich senke meinen Blick und ziehe meine Jacke, sowie Schal und Mütze aus.
Ich lasse meine Haare in mein Gesicht fallen und schaue in die Karte.
Die Blicke stören mich, doch ich versuche sie zu ignorieren.
»Noch nie ein Mädchen gesehen?« schreit Ms Brown und ich zucke zusammen. Sie schenkt mir einen Entschuldigenden Blick.
Die Leute senken ihren Blick und eine Kellnerin kommt zu uns.
Ich zeige auf einen Fucaccia und auf eine Cola. Die Kellnerin nickt und Ms Brown bestellt das gleiche wie ich.
Bei ihr habe ich ein leichtes Gefühl, nicht wertlos zu sein, doch der Schmerz in meiner Brust bleibt bestehen. Ob er mir jemals genommen werden kann?
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Silent Pain *Abgeschlossen*
Teen FictionKaum einer weiß, wie es ist Schmerzen zu erleiden. Nicht solche kleinen Schmerzen, wie Schnitte oder Schürfwunden. NEIN! Ich rede hier von Schmerzen, die dich seelisch zerstören. Die dich zum Schweigen bringen, obwohl bekanntlich jeder weiß, dass S...