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,,Was ist das Leben ohne Liebesglanz?"

~Friedrich Schiller

ALICE

Die Wolken über mir nehme immer mehr zu und auch die Farbe von ihnen wird dunkler. Bis jetzt ist keiner zu mir gekommen. Allister war mal kurz Draußen und hat mich angeschaut, aber zu mir hingekommen ist er nicht. Vielleicht dachte er, dass ich alleine sein will, doch eigentlich brauche ich eine Umarmung. Eine Geschwisterliche Umarmung. Ich weiß nicht wie viel zeit vergangen ist, doch je länger ich hier Draußen sitze, desto mehr vermisse ich Jaydan.

Natürlich könnte ich einfach rein gehen, doch er möchte mich bestimmt nicht sehen.

Ich sitze hier immer noch, unter den Baumkronen und den Himmel betrachtend. Es hatte angefangen zu regnen, doch das war mir herzlich egal und das obwohl ich komplett durchnässt bin.

Meine Gedanken kreisen nur um eine bestimmte Person. ich kann nicht aufhören an diese wundervollen braun-golden Augen zudenken und wie sie mich immer gemustert haben. Sie haben so gestrahlt, sodass sie mit den Sternen konkurrieren.

Er wird mich nie wieder so anschauen...

Nie wieder wird er mich on den Arm nehmen und mir beistehen...

Ich habe ihn verloren...

Ich habe die Liebe meines Lebens verloren....

Meine Tränen vermischen sich mit dem Regen und tropfen auf meine immer noch im Schoß zusammen gefalteten Hände. Die Kälte hat schon längst meinen Körper in Besitz genommen und ich spüre meine Gliedmaßen nicht mehr, oder kaum noch.

Ich schließe meine Augen. Vielleicht vergesse ich dadurch seinen Blick, der nur so von Wut und Enttäuschung, aber auch Schmerz gefunkelt hat. Doch die Enttäuschung war am größten. Ich wollte Jaydan niemals enttäuschen.

Ich möchte ihn zum Lachen bringen, sodass seine Augen heller als die Sterne strahlen. Er soll glücklich sein, doch ich falle ihm nur zu Last. Ich behindere sein Glück und tue ihm nicht gut. Ich verletze ihn und das immer wieder.

Vielleicht sollte ich einfach gehen und alle hinter mir lassen. Einen Neuanfang machen, ohne Freunde und ohne Familie. Einfach neu anfangen...

Jaydan zu liebe...

Ich öffne meine Augen und lege meine Hände auf die Räder des Rollstuhls und bewege ihn langsam vorwärts. Meine Entscheidung steht fest!

Ein letztes mal schaue ich zum Internat und eine letzte Träne verlässt meine Augen.

Auf wiedersehen...

JAYDAN

Ich liege auf meinem Bett in meinem alten Zimmer und Grüble vor mich hin.

Wieso ist sie mir nicht gefolgt und wieso ist sie noch nicht wieder auf ihrem Zimmer?

Ist sie bei Allister?

Bestimmt ist sie bei ihm. Ich kann es einfach nicht verstehen, warum sie ihm so schnell verzeihen konnte. er hat sie fast umgebracht! Ihr eigener Bruder!

Wieso tut sie mir so sehr weh?

Wegen ihr habe ich geweint. Genauso wie damals.

Meine Mutter kam mit einem traurigen Ausdruck in mein Zimmer und unterbrach mich beim Spielen. Sie kam zu mir und nahm mich in den Arm. Sie fing an zu weinen und ich war total überfordert. Ich versuchte sie irgendwie zu beruhigen, doch es half nichts. Panisch rief ich nach meinem Vater, welcher auch sofort kam. Auch er sah aufgebracht aus. Er nahm meine Mutter in den Arm und schaute mich traurig an, bis er mir die schreckliche Nachricht offenbarte. Ich glaubte ihm erst nicht, doch als er mir es nochmals bestätigte vergoss ich meine erste Tränen. Meine beste Freundin war tot und mein bester Freund lag im Sterben.

Und jetzt ist es schon wieder so. Ich weine wegen Alice. Ich habe meinen besten Freund verloren und ide Liebe meines Lebens gefunden. Ich darf beide nicht verlieren. Allister und ich haben soviel zusammen durchgemacht. Wir haben zusammen den Verlust von seiner Schwester durchgestanden. Wir haben unseren ersten Kuss am selben Tag bekommen und haben uns bei unserem Stimmbruch über uns selber lustig gemacht.

Wir haben einander immer geholfen und vielleicht sollte ich ihm endlich verzeihen und mich bei ihm und Alice entschuldigen.

Ich klopfe kurz an seiner Tür, bevor ich sie öffne und eintrete. Allister sitzt am Fenster und schaut nach draußen. Es hat mittlerweile angefangen zu regnen und es scheint auch so, als würde es erstmal nicht aufhören.

Der Kopf von meinem ehemaligen besten Freund dreht sich zu mir um. ich schlucke meine Nervosität runter und konzentriere mich auf seine Augen, die denen von Alice so ähnlich sehen, aber nicht unterschiedlicher sein könnten.

Ihre Augen haben ein ganz anderes funkeln und wirken so lebendig, während die von Allister eher matt wirken.

,,Es tut mir leid. Ich...wir haben schon soviel durchgemacht und obwohl wir beide Fehler begannen haben, haben wir uns immer wieder vertragen. Wieso starten wir nicht einen Neuanfang?" Ich knete nervös meine Hände und schaue aber dennoch weiter in seine Augen die mich überrascht, gleichzeitig aber auch fröhlich anschauen.

,,Gerne." mehr sagt er nicht, aber darüber bin ich auch froh, denn in mir herrscht, wegen seinem Zwilling, ein riesiges Gefühlskaos. Er kommt auf mich zu und zieht mich in eine freundschaftliche Umarmung.

,,Weißt du eigentlich wo Alice ist?" die Frage überrascht mich, war sie nicht bei ihm in der Cafeteria?

,,Sie war doch bei dir?" ich bin verwirrt und fange an mir mal wieder Sorgen zu machen.

,,Sie ist dir hinterher und später habe ich sie noch Draußen gesehen, aber da es angefangen hat zu regnen, dachte ich, dass sie auf deinem Zimmer ist." Ich schüttle kurz den Kopf. Sie ist mir nachgelaufen?! Das heißt ich bedeute ihr vielleicht doch etwas?

,,Ich habe sie nicht gesehen, aber vielleicht ist sie doch noch draußen." Allister und ich laufen gleichzeitig zum Fenster und schauen uns um, doch das einzige was meinen Blick auf sich zieht ist eine Person im Rollstuhl, die um die Ecke biegt, bis sie komplett verschwindet...

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Silent Pain  *Abgeschlossen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt