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Manchmal sind Wörter wie Glasscherben im Mund. Wenn du schweigst, tut es weh und wenn du sprichst, fängt es an zu bluten."

ALICE


Nun liege ich hier in meinem Bett und denke nach. Eigentlich ist abendessens Zeit, doch durch das Ereignis von vorhin, ist mir mein Hunger vergangen. Ich spüre eigentlich nur noch eine große Leere in mir und den Schmerz, der von meinen weiß verbundenen Unterarmen kommt.

Flashback

Meine Kontaktlinsen sitzen und ich begebe mich zum Chemie Unterricht. Nur noch zwei Stunden und ich kann mich in mein Bett legen. Die Last, die meine Beine Tragen müssen, ist noch ziemlich anstrengend.
Ich biege gerade in den Gang, um zum Chemie Saal zu gelangen, werde aber nach hinten gezogen und in die Abstellkammer gedrückt.
Mir läuft es kalt den Rücken runter und Angst breitet sich in mir aus.
Die Person, knipst das Licht an und meine Angst wandelt sich in pure Panik.
Vor mir steht Alister.
Zum Glück können Blicke nicht töten, sonst läge ich als Aschehaufen auf dem Boden.
»Alice, Alice, Alice. Dein Name verbreitet sich sehr schnell...« sagt er ruhig, sodass meine Haut unangenehm prickelt.
»Wegen dir, hat sich jeder gegen mich gestellt. Obwohl du es verdient hast, nur leider sieht das niemand. Alle sind so blind, nur ich nicht...« ein Messer blitzt in seiner Hand auf und ich weiche zurück, doch leider stehe ich schon an der Wand.
»Ich werde dir dein Leben zur Hölle machen, wenn du dich nichtvon meinen Freunden fern hältst!« ich schüttel leicht den Kopf und bereue es aber sogleich wieder.
»Du solltest dich mir nicht widersetzen, aber da du es gerade getan hast, gebe ich dir einen kleinen Vorgeschmack von deinem Leben in der Hölle.« er kommt mir bei diesem Satz immer näher und ich möchte schreien, was er aber leider bemerkt und mir schnell seine Hand auf meinem Mund drückt. Er holt ein Stück Klebeband raus und klebt es mir auf den Mund. Er schnappt sich meine Handgelenke und zerquetscht sie mir erstmal.
Tränen bilden sich in meinen Augen und ich versuche sie weg zu blinzeln, mit halben Erfolg.
Er nimmt meine beiden Handgelenke in eine Hand und zückt nun mit der freien Hand das Messer.
»Ich hoffe du spürst den Schmerz.« das sind seine letzen Worte, bis er mir das Messer über meine beiden Unterarme zieht. Mein Blut läuft mir meine Arme hinab und ich gleite in eine Art Trance. Ich spüre keinen Schmerz. Ich spüre rein gar nichts. Nur die Tränen, die meine Wangen runter laufen, aber mehr auch nicht. Ich bin in Inneren wie leer gefegt.
Ich bekomme nur noch mit, wie ich losgelassen werde und mir das Klebeband gewaltsam abgerissen wird. Doch ich gebe keinen Mucks von mir...

Flashback End

Danach habe ich mich aufgerappelt und bin in mein Zimmer gegangen. Ich wollte nicht in den Unterricht und ich denke, dass ich Alister Anweisungen nachgehen werde. Ich werde wahrscheinlich niemals glücklich sein, da es mir einfach nicht gewährt wird. So traurig es auch klingt, aber man kann sein Leben nicht ändern, auch wenn ich es so gerne tun würde.
Wie sähe mein Leben aus, wenn ich bei meinen richtigen Eltern aufgewachsen wäre? Wäre es einfacher, schmerzlos?

Ein klopfen reißt mich aus meinen Gedanken und ich laufe langsam zur Tür.
Meine Arme schmerzen, vorallem meine Handgelenke.
Ich öffne die Tür einen Spalt breit und sehe, wie Jaydan und die anderen vor meinem Tür stehen. Ich darf mich nicht mit ihnen verstehen. Wir können nicht befreundet sein, oder ich erleide noch mehr Schmerzen als jetzt schon und dass kan ich nicht. Mein Körper ist schon überseht mit Narben und noch weiter verkrafte ich womöglich nicht.
Auch wenn ich jetzt ihre Gefühle verletzte und es sehr egoistisch von mir ist, ich kann nicht anders handeln. Ich möchte ein neues Leben beginnen, ohne Schmerzen. Auch wenn das heißt, dass ich ganz alleine bin, aber es ist selten, dass es für eine Person ein Happy End gibt.

Ich schmeiße die Tür wieder zu und schließe sie auch schnell ab. Meine Tat tut mir zwar Herzen weh, aber anders kann ich nicht handeln.

JAYDAN

Alice ist nicht mehr zum Unterricht erschienen, nachdem sie aus der Cafeteria gerannt ist. Wir machen uns alle Sorgen, dass Alister ihr vielleicht etwas angetan hat. Er hat sich verändert und das nur durch den Tod seiner Schwester...

Ich bin mit den beiden aufgewachsen  und man konnte sehen, dass die beiden eine starke Zwillingsbindung hatten.
An dem Tag wo sie wegen dem Syndrom operiert werden sollte, haben sie einen Autounfall erlitten. Alister meinte, dass sie noch bei Bewusstsein war und auch nicht geweint hat. Er meinte, er habe auch kein Blut gesehen, doch als sie dann im Krankenhaus aufgewacht sind, hieß es, dass sie Tod ist, da sie sich wohl eine schwere Gehirnverletzung zu geholt hat und auch Innere Blutungen hatte. Die Zeitung meinte, dass die ganze Familie gestorben sei und hat irgendein Blödsinn rein geschrieben, denn nicht die ganze Familie ist gestorben, sondern nur Alice. Alister hat zwei Jahre nur das nötigste mit jemanden geredet und hat auch nur noch in ihrem Bett geschlafen. Niemand durfte zu ihm ins Zimmer, außer ich. Seine Eltern haben auch jeden Tag geweint, aber versucht ihr Leben weiter zu leben. Alister hat es nicht geschafft. Er trauert immer noch seiner Schwester hinterher und kann ohne sie niemals wieder ein normales Leben führen.
Als er gehört hat, dass die neue Schülerin Alice heißt, hat man seine Trauer, aber auch seine Wut sehen können. Er verkraftet es nicht, jemanden zu sehen, der so heißt wie seine Schwester.
Er hat zwar ein Bild von seiner Schwester (ich auch), wo sie lächelnd in die Kamera schaut und ihr ihre blonden Haare vom Kopf abstehen. Ihre blauen Augen strahlen mit jedem Stern um die Wette. Alister sah auch mal so aus, aber jeder McCarthy verändert sich kurz vor seinem 16. Lebensjahr. Er bekommt grün-goldene Augen, hellbraune Haare und Sommersprossen. Somit erkennt man sie kaum wieder und auch ich habe erstmal gelacht, als er vor knapp drei Monaten meinte, er sei immer noch der gleiche Alister.

Aufjedenfall stehen wir fünf jetzt vor Alice Zimmer, um zu schauen wie es ihr geht und zu fragen, warum sie nicht beim Essen war, auch wenn sie uns dies nicht beantworten wird. Ich war heute morgen schon überraschst, dass sie mir etwas ins Ohr geflüstert hat, mit ihre lieblichen, seidigen Stimme.

Die Tür öffnet sich und ich sehe Alice direkt in die Augen. Ihre Augen wirken leblos und irgendwie unnatürlich. Dazu sind die noch rot und geschwollen, aber bevor ich überhaupt einen Ton von mir geben kann, ist die Tür schon wieder zu und dazu auch noch abgeschlossen.
Ich drehe mich zu den Jungs um, die aber nur verwirrt ihre Schultern zucken.

»Lässt euch die kleine Alice nicht rein?« ertönt die Stimme von Alister und ich drehe mich zu ihm.
»Was interessiert DICH das?« gebe ich bissig von mir und wünsche mir im Hinterkopf den guten alten Alister zurück.
»Ihr seid doch meine Freunde und ihr habt es nicht verdient von einer kleinen Schlampe ausgenutzt zu werden.« ich balle meine Hände zu Fäusten und möchte auf ihn losgehen, aber Ryan kommt mir zuvor.
»Sie ist keine Schlampe du Bastard!« er schlägt ihm ins Gesicht und ich muss ehrlich sein, so habe ich ihn noch nie erlebt.
Alister taumelt leicht zurück, hat sich aber schnell wieder gefasst.
»Dann sag du mir doch den Grund, warum sie euch nicht rein lässt.« wir alle sind still und er fängt an zu lachen.
»Jungs sie hat euch nur ausgenutzt, um überhaupt Freunde zu haben.«
»Sowas würde Alice nicht tun!« bekräftigt Noah.
»Oh doch, dass hat sie nämlich gerade getan und wenn ihr mich jetzt entschuldigt. Ich trainiere noch etwas für das kommende Spiel, vielleicht wollt ihr ja mit kommen...« er dreht sich um und verschwindet, während wir fünf ihm nachschauen.
»Sowas würde Alice doch nicht tun, oder?« flüstert Brian vor sich hin und wir anderen zucken mit den Schultern.
Ich habe keine Ahnung, was ich denke soll...

Silent Pain  *Abgeschlossen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt