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-1 Monat später-

"Hey Baby." Theo steht vor meiner Haustür und grinst mich breit an, als ich mich zu ihm stelle und er mir einen Kuss zur Begrüßung auf die Lippen drückt.
"Was ich dich fragen wollte...", beginnt er, als wir zu seinem Truck spazieren, um zur Schule zu fahren, "hat Stiles dich jetzt nochmal genervt?" Sein Blick wechselt von sanft auf hart, so, wie es schon immer war. Seine Stimmung kann sich von der einen zur anderen Sekunde ändern, eine seiner Eigenschaften, die ich erst im vergangenen Monat bemerkt habe.
"Nein, hat er nicht, ich glaube, die Ansage, die ich ihm damals gemacht habe, war deutlich genug." Mein Grinsen verschwindet jetzt ebenfalls und irgendwie habe ich das Gefühl, dass meine Laune jetzt komplett im Keller ist, obwohl ich noch nicht mal Malia gesehen habe, die sich, seit ich sie kenne, genauso bekloppt aufführt wie an meinem ersten Tag.
"Das war sie. Aber komm, wir reden über etwas anderes. Was macht deine Mutter?" Das er meine Mutter anspricht, verwirrt mich nun doch. Theo hat noch nie meine Mutter angesprochen, noch nie gefragt, wie es ihr geht. Sie sehen sich höchstens, wenn ich wieder mal Kopfhörer auf den Ohren habe und sie die Haustür öffnet, wenn er mich besuchen kommt. Aber das sie befreundet sind oder so, nein, eigentlich nicht.
"Wie kommst du auf meine Mutter?" Zögerlich bleibe ich stehen und sehe Theo fest in die Augen. In den letzten Wochen hat er mich öfters versetzt, vielleicht will er jetzt nicht einen ^Launen-Vermieser^ nach dem anderen bringen.
"Man, Schatz, ich muss dir was sagen." Jap, so wird es sein. So fängt er immer an, wenn er irgendwas gestehen will oder mich wieder versetzt. Erst jetzt fällt mir auf, wie alltäglich unsere Beziehung eigentlich geworden ist. Morgens sehen wir uns, fahren zur Schule. Montags und Mittwochs habe ich keine Zeit, er immer Mittwochs und Donnerstags. Dabei sagt er noch nicht mal, was er immer vorhat. Außerdem wird er immer abweisender und ich weiß ehrlich gesagt nicht, warum ich mir das noch weiterhin antun sollte. Wow, Chloe! Stopp!
"Ich laufe lieber, bevor ich noch ausraste", sage ich und drehe mich um, während ich den Schulweg ins Visiert nehme, den ich seit einem Monat ja sonst immer mit dem Auto fahre.
"Baby, bitte sei nicht sauer!" Ich höre seine Schritte auf dem Asphalt, bis er mich herumreißt, an den Armen festhält und mir durchdringend in die Augen sieht.
"Ich liebe dich doch", haucht er. Dann beugt er sich zu mir herunter, um mich zu küssen. Entschieden winde ich mich aus seinem Griff, starre ihn an und drehe mich um.
"Chloe!", ruft er mir noch hinterher, und um ihn einfach so stehen zu lassen, liebe ich ihn einfach zu sehr, das ist die Wahrheit. "Ich will nur laufen, sonst nichts!", rufe ich deswegen noch.

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"Annyeong", begrüße ich meine Tante.
"Du lernen koreanisch?" Die sanfte Stimme von Tante Yuna ist einfach zu schön, zu vertraut, zu beruhigend. Jede Spur von Ärger, die ich gegen Theo gehegt habe, seit heute morgen, den ganzen Tag über, ist verschwunden und ich bin einfach nur glücklich, endlich mit meiner Tante zu sprechen, die am anderen Ende der Welt sitzt.
"Ja, mache ich", sage ich klar und deutlich, damit sie mich auch versteht. Ihr Englisch ist nicht das beste.
"Wie gehen dir?", fragt sie. Ihre piepsige Stimme ist einfach zu süß, und unwillkürlich muss ich lächeln.
"Ähm- joh-eun?" Laut Google heißt ^Joh-eun^ gut, aber sicher bin ich mir natürlich nicht. Am anderen Ende der Leitung lacht Tante Yuna vergnügt auf.
"Du haben einen schönen Akzent", sagt sie.
"Gamsa", versuche ich es weiter. Je länger ich auf die Übersetzung von ^Danke^ starre, desto absurder kommt es mir vor. Wieder lacht Tante Yuna.
Ich grinse über das ganze Gesicht und versuche mich noch über eine halbe Stunde an meinem lächerlichen koreanisch, bis Tante Yuna zur Arbeit muss, schließlich muss man den Zeitunterschied von hier und Korea berücksichtigen. Ich verabschiede mich wieder mit "Annyeong", was im koreanischen wohl Hallo und auf Wiedersehen heißt.
Kaum habe ich aufgelegt, kommen die Sorgen und die Wut über Theo wieder zurück.
Verdammt, was soll ich jetzt tun?!

The Truth. »Theo RaekenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt