Kapitel 12 - Fast bei Kane

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Nach ungefähr zwei Stunden hörte ich unser Lager noch bevor ich es sehen konnte.

5.000 Männer waren nicht gerade leise, zum Leid derer, die gestern Abend etwas über den Durst getrunken hatten. Gestern Abend. So viel war seid dem passiert, ich konnte kaum glauben dass ich noch vor ungefähr zwölf Stunden aus meinen Gedanken gerissen worden und zu einer super-tollen Party 'eingeladen' wurde.

Wenn Jason mit seinen verrückten Ideen nicht in mein Zelt gekommen wäre, würde ich jetzt wie immer mit meiner Gruppe trainieren, hätte zudem noch gut geschlafen, getrunken und gegessen und hätte außerdem nicht diesen verflixten Leichenkopf unterm Arm! Wenn ich dich lebend in die Finger bekomme Jason, dann schwör ich dir, dass du nach dem folgendem Training keinen Muskel mehr bewegen kannst ohne höllische Schmerzen ertragen zu müssen!

Aber das konnte warten. Zuerst musste ich dieses kleine stinkende 'Präsent' an den Oberbefehlshaber abliefern, dass war meine höchste Priorität!

Die ersten Männer, denen ich begegnete, waren natürlich die Bewacher unseres Lagers. War ja klar. Gerade dann, wenn sich Leute hinaus schleichen und dem Feind brisante Informationen weitergeben wollten, verpennen sie ihren Job, aber wenn ein ehrlicher Soldat (bzw. eine ehrliche Soldatin) zurück kommt, dazu noch mit dem Kopf von einem der Verräter unterm Arm, werden sofort die Waffen auf denjenigen gerichtet. Klar!

"Wer seid Ihr und was tragt ihr in den Tüchern?", fragte einer der Beiden mich misstrauisch, seine Lanze auf mich gerichtet und darauf bedacht, Abstand zu halten. Er hatte tiefe Falten und man konnte ihm ansehen, dass die Armee eigentlich nichts für ihn war.

Ich fluchte stumm in mich hinein. Fuck! Ein Mann mit gewissen hatte mir gerade noch gefehlt.

Das war so schlimm, ich meine, wenn man keine Leichen sehen und andere umbringen kann, Hz man in einer Armee nichts zu suchen!!

Deshalb hatte ich irgendwie nicht gerade viel Lust ihm den abgeschlagenen Kopf zu zeigen und mich dann vor ihm rechtfertigen zu müssen.

Aber es war vielleicht eine Möglichkeit schneller zu Kane zu kommen, wenn...

Wortlos und mit umveränderter, leicht herausfordernder Miene zog ich mit einem Ruck mein zerrissenes Hemd von dem Leichenkopf und entblößte ihn bis zu seinem blutigen Hals. Wieder stieg mir dieser faulige Geruch in die Nase, aber ich ignorierte ihn geflissentlich, naja, ich versuchte es zumindest.

Währenddessen konnte ich belustigt die verschiedensten Regungen auf den Gesichtern der Wachposten zuschauen, wie sie über ihre Gesichter huschten und wieder verschwanden. Diese Regungen gingen von Schock, über Angst, zu Misstrauen und schlussendlich zu purem Hass über.

Ich verzog keine Miene, auch wenn ich am liebsten boshaft gelächelt hätte. "Wir haben ein rendez-vous bei Oberbefehlshaber Kane."

Jetzt schmallippiges, humorloses Lächeln, kalt und überheblich, um seinen Hass auf mich zu schüren.

Das war authentischer als Boshaftigkeit.

Insgeheim freute ich mich wie ein kleines Kind, dass ich es so leicht schaffte, diese beiden Dummköpfe vor mir zu täuschen. Das war das extra Training wert, dass ich wöchentlich mit Oberst Kane durchführte.

Dazu gehörten Täuschung, in jedweder Art, Verführung, Philosophie, Bildung, Verhalten in Führungspositionen, Verhalten unter 'normalen' Leuten und etliche nervtötende Sachen mehr.

Der Griff des anderen Mannes um seine Waffe verstärkte sich, er schaute unsicher zu seinem Kollegen hinüber. Man konnte gleich sehen, dass er niemals in eine der Führungspositionen gelangen würde, offensichtlich konnte er sich nicht einmal den Arsch alleine abwischen ohne vorher um Erlaubnis gefragt zu haben.

Die Stadt des HassesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt