Kapitel 19

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Ich schlenderte den mir beschriebenen Weg entlang. Irgendwie war ich niedergeschlagen.. Ich hatte die Frau meiner Träume verloren und schon wieder grundlos einen unschuldigen Menschen umgebracht. Ich schämte mich und wollte eigentlich nur noch auf mein Zimmer. Zurück in meiner Herberge wollte ich mich sofort auf mein Zimmer begeben. Ich ignorierte Davids freundliche Begrüßung, die Blicke der anderen Gäste und stampfte vielleicht etwas zu laut die Treppen herauf zu meinem Zimmer. Ein lautes "Rumms" ertönte, nachdem die Tür von mir förmlich zugetreten wurde. Ich schmiss meinen Rucksack in eine Ecke und ließ mich auf mein Bett fallen. Mein Gesicht versank in meinem Kopfkissen und ich fühlte wie es auch schon schnell nass durch meine Tränen wurde. Ich biss die Zähne zusammen und schlug wie ein Bekloppter immer wieder auf meine Matratze ein. Ich brüllte in mein Kissen, was ein Idiot ich doch gewesen sei, wie ich sie nur gehen lassen konnte, wieso tötete ich so viele unschuldige, 167 unschuldige Menschen zu diesem Zeitpunkt und einige die es verdient hatten. Hatte ich jetzt noch das Recht zu leben..

Verzweifelt wollte ich in den Worten meiner Mutter nach Trost suchen, dafür musste ich aber erstmal ihr Grimoire aus meiner Tasche holen. Ich öffnete den Rucksack und was ganz oben drin lag brachte meinen Atem zum Stocken. Es war ein klein zusammengefaltetes Blatt Papier. Noch immer zitternd riss ich das Blatt aus meinem Rucksack und schmiss mich wieder in mein Bett. Mein Herz schlug schneller und ein Gefühl von Hoffnung kam in mir auf. Aufgeregt faltete ich den Zettel auseinander.

23ste Ecke Burton Street

Ich rieb mir im Auge um die letzten Tränen verschwinden zu lassen. Mich packte neuer Mut und ich vergas, was mich vorhin noch so sehr bedrückt hatte. Mit dem Zettel in der Hand sprang ich auf und wollte gerade die Tür öffnen, als mir auffiel, wie spät es schon war. Deshalb entschloss ich mich schweren Herzens doch erstmal ein bisschen schlafen zu gehen. Es dauerte nicht lange, da vielen mir schon die Augen zu und ich glitt langsam in die Welt der Träume...

"Ich  bin doch nur eine unschuldige Frau" wimmerte eine vor mir kniende Frau. Sie hatte nur noch einen Arm den anderen hielt ich in der Hand. Ich verspürte dieses Bedürfnis.. Dieses Bedürfnis sie einfach in Stücke zu reißen. Ich wusste nicht wieso. Außer Kontrolle befreite ich sie nun auch von ihrem zweitem Arm. Das Blut spritzte nur so aus ihren Wunden. Alles um mich herum wurde rot. Ich sprintete auf die Frau zu und trat sie zu Boden. Ich wollte gerade dazu ansetzen ihren Kopf von ihrem Körper zu trenne, als mich eine Stimme unterbrach.. Ihre Stimme: "Stop! Hör auf! Was machst du denn da?!"  Ich drehte mich zu ihr um und da stand sie. Ihre langen Haare glänzten in dem Licht, was sie von oben erhellte. Dort wo sie stand war es nicht rot, sondern weiß und eine unbeschreibliche Wärme umgab sie. "Ich.. Ich.." wollte ich mich entschuldigen, doch es kamen keine Laute aus meinem Mund. Ich dachte ich sei verloren, die Frau meiner Träume hatte gesehen, wie ich eine unschuldige Frau umbrachte. Ich war total in meine Gedanken vertieft, sodass ich gar nicht bemerkte, dass sie immer mehr auf mich zu kam. Bis sie mich in den Arm nahm und mich ganz fest an sich drückte. Ich vergas alle meine Trauer und den Schmerz. Ich konnte nur noch an sie denken. Ich spürte ihren Atem an meinem Nacken. "Ich..." flüsterte sie...

In diesem Moment wachte ich auf. Ich ärgerte mich, aber dennoch freute ich mich. Denn ich würde heute die Frau meiner Träume.. wortwörtlich.. wiedersehen. Aufgeregt sprang ich aus dem Bett auf, schnappte mir meinen Rucksack und öffnete freudig die Tür. Ich stolzierte die Treppe herunter. Unten angekommen lief ich an David vorbei, welcher mich trotz meiner schlechten Laune gestern freudig begrüßte. Kurz bevor ich das Gebäude verlassen wollte, fiel mir auf, dass ich gar nicht wusste wo "23ste Ecke Burton Street" war. Sofort drehte ich mich um und marschierte geradewegs auf David zu. Leicht belustigt beobachtete er mich dabei. Ich ignorierte das und kam direkt auf den Punkt: "Wo ist 23ste Ecke Burton Street?" "Du hast doch bestimmt diesen gigantischen Kirchturm gesehen richtig?" antwortete er mir höflich. Und ja das hatte ich, der war auch schwer zu übersehen, da er fast so hoch war wie die Burg im Stadtzentrum. Also nickte ich zustimmend. "Links davon beginnt die Burton Street, dieser musst du dann nur noch bis zur Ecke 23ste folgen. Dürfte ich fragen warum du das wissen willst?" fuhr er fort. "Sagen wir es so es geht um eine Frau." antwortete ich ihm geheimnisvoll. Erstaunt sah er mich an: "Da musst du aber einen guten Fang gemacht haben, in der Burton Street leben nur die reichsten Familien der reichen!" Seine Worte brachten mich zum Nachdenken. Er hatte recht sie musste wirklich reich sein, sonst hätte ihre Familie keine Feier für den Kaiser in dem berühmtesten Theater dieser Stadt veranstalten können. Ein Schnipsen Davids brachte mich zurück in die Realität. "Ja.. ja das habe ich!" antwortete ich ihm verträumt. "Aber du willst nicht wirklich in diesem Aufzug mit ihr ausgehen.. oder etwa doch?" lachte er spottend. Ich sah an mir herunter und erst jetzt bemerkte ich wie verdreckt meine Anziehsachen waren. Zu dem konnte ich noch einen Blutspritzer auf meiner Hose entdecken. Ich hoffte echt, dass er den nicht auch gesehen hatte. "Du hast recht!" antwortete ich ihm folglich angespannt: "Hast du vielleicht einen Vorschlag, wo ich etwas passendes kaufen könnte?" "Ja die Straße runter ist ein Schneider. Sag ihm einfach David schickt dich, dann wird er sich deiner schon annehmen!" Ich verabschiedete mich dankend und verließ das Gebäude.

Ich atmete tief ein und machte mich auf den Weg in Richtung Schneiderei. Die Straßen waren an dem Abend nicht wirklich voll, sodass ich ziemlich gut voran kam und recht schnell vor der mir empfohlenen Schneiderei stand. Sie hieß "James Schneiderei" und in den Schaufenstern standen teuer aussehende Anzüge. Als ich die Glastür öffnete, ertönte ein klingeln. "Ich komme gleich!" kam es von etwas weiter aus dem Laden...

A Monster's TaleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt