Kapitel 23

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Wir laufen über die Hauptstraße der Stadt, nur ist diese nicht voller Leben, wie man es von einer Hauptstraße erwarten würde. Stattdessen haben sich die Leute in ihren Häusern verbarrikadiert und nur vereinzelt laufen Menschen auf der Straße rum. Ich bremse abrupt ab, da ich doch neugierig geworden bin: "Thorsten?" Er stoppt auch und guckt mich freundlich an: "Ja?" "Warum fühlt es sich so an als wäre diese Stadt am aussterben?" Kurzzeitig wird sein Blick ernst, doch schon im nächsten Moment hat sich sein Blick entspannt und er antwortet so freundlich wie vor ein paar Minuten auf meine Frage: "Man munkelt unsere Stadt sei verflucht, aber ich glaube da nicht dran. Das ist nur eine Anhäufung schlechter Ereignisse. Vor wenigen Monaten suchte uns eine schwere Krankheit heim und seit wenigen Tagen treibt sich hier in der Gegend eine Sekte rum. Sie sollen anscheinend Menschen entführen und sie dann ihrem Propheten opfern. Aus der Angst und dem Verlust heraus schließen sich immer mehr Menschen der Sekte an. Sie haben nicht nur Anhänger hier in Demros, sondern überall, wie eine Plage verbreiten sie sich über das ganze Land." Es ist faszinierend, wie seine positive Aura auch bei einer solch schlechten Sache erhalten bleibt. "Deren Prophet muss aber toll sein, wenn er Menschenopfer verlangt!" Lache ich ironisch. "Ja ganz toll." antwortet er mir den Vogel zeigend: "Ihr Prophet ist Massenmörder, der vor hunderten von Jahren gelebt haben soll. Er soll für den Tod Tausender, wenn nicht sogar Millionen verantwortlich sein." Etwas beunruhigt murmle ich vor mir her: "Das muss ja ein Märchen sein, wie soll denn bitte ein Mann für den Tod so vieler verantwortlich sein?" "Er war kein gewöhnlicher Mensch, aber mach dir da nicht so viele Gedanken drüber. Es ist nur eine Geschichte!" Mit den Worten setzt er sich wieder in Bewegung. Ob ich ihr Prophet bin? Bin ich dann verantwortlich für den Tod derer, die durch diese Sekte ihr Leben lassen mussten? "Jetzt komm schon wir wollen doch weiter, keine Sorge wir sind bald da." ruft mir Thorsten zu, welcher schon einige Meter Vorsprung zu mir hat. Schweigend hole ich zu Thorsten auf und torkle ihm nachdenklich hinterher.

"Da wären wir!" brüllt Thorsten voller Stolz, sodass es mir fast peinlich ist mit ihm unterwegs zu sein. Er zeigt auf ein vergleichsweise großes Gebäude, welches genau wie der Rest der Stadt ziemlich heruntergekommen aussieht. Die Fenster sind mit Brettern zugenagelt, aber dennoch hängt ein veraltetes "geöffnet" Schild an der Tür. Gemeinsam betreten wir die Schenke, welche von Innen den gleichen Eindruck erweckt wie ihr Äußeres. Alle Tische sind leer nur am Tresen ist ein Gast. Er liegt mit dem Kopf auf dem Tisch und ich kann seine Kotze und Sabber bis hier riechen. Ehrlich gesagt bin ich mir auch nicht ganz sicher, ob er noch am Leben ist. Meinte Thorsten nicht dies sei die beste Schenke im ganzen Land. Sichtlich verwirrt starre ich Thorsten an. Dieser kratzt sich nur am Kopf sobald er meine verwirrten Blicke bemerkt: "Das Geschäft läuft gerade nicht so gut.." Ich starre ihn weiterhin an, aber lasse es mich weiter zu dem Zustand des Hauses zu äußern. Die Zeit bleibt mir auch nicht, denn da ruft Thorsten auch schon unüberhörbar nach seiner Schwester: "Monika, wo bist du? Ich hab Besuch mitgebracht." "Komme gleich!" brüllt eine Frau mit einer, selbst für Frauen, hohen Stimme. Daraufhin kommt eine dunkelhaarige Frau aus einer Tür auf, welcher steht: "Nur für Personal" . Sie ist nicht besonders groß, höchstens einen Meter 50, aber sie macht einen netten Eindruck. Prompt kommt sie auf mich zu gestürmt und schüttelt mir die Hand ohne das ich irgendeine Möglichkeit hätte mich zu wehren: "Du musst der Besuch sein. Darf ich dir ein selbstgebrautes Bier anbieten ist das beste in der ganzen Gegend.." "Und das einzige!" rumort der Mann, welcher immer noch wie Tod mit dem Kopf auf dem Tresen liegt. "Sei leise!" brüllt Monika und bietet mir in einem etwas freundlicherem Ton ein Bier an: "Das erste geht aufs Haus, danach bekommst du einen Prozent Rabatt, da du Thorstens Freund zu sein scheinst und davon hat der Junge hier nicht viele!" Einen Prozent Rabatt?? Das ist.. Ja ähm. Ich werde da einfach nichts zu sagen. Mein Blick wandert zu Thorsten, welcher sie böse anstarrt. Also, wenn Blicke töten könnten, dann wäre Monika jetzt definitiv Tod. Ich versuche die Lage zu entschärfen indem ich dem Angebot zusage. Ich meine Freibier geht immer.

Thorsten, welcher immer noch beleidigt wirkt, und ich setzen uns an den Tresen Monikas Schenke, welche uns auch schon unverzüglich eines ihrer selbstgebrauten Biere abzapft. Ich hatte lange kein frisches Bier mehr, immer nur durch Magie künstlich hergestelltes Bier. Das gute alte Bier vom Fass kann eben nichts schlagen. Ich nehme einen großen Schluck des Bieres und es schmeckt.. "Echt genial!" freue ich mich lautstark, während ich mir den Bierschaum von meinem Bart abwische. "Das freut mich doch!" erwidert Monika, welche zu dem anderen Gast rübergegangen ist. Sie zieht im am Ohr und kreischt ihm direkt ins Ohr: "Hast du gehört?! Echt genial sagt er!" Der Mann zeigt keine Reaktion, was auch mich verwundert, denn Monika hat echt Laut geschrien. Sie findet das wohl genauso verdächtig und ohne weiter zu überlegen verpasst sie dem Mann eine. Welcher wieder keine Reaktion zeigt. "Oh, Gott.. Ist er Tod?" keucht Monika fast weinenden. Da mischt sich Thorsten ein: "Keine Sorge mein FREUND Bartholomew ist Medicus!" besonders betont er das Wort Freund und großartig Sorgen um den Mann scheint er sich auch nicht zu machen. Er ist wohl sehr zuversichtlich meinem Können gegenüber gerichtet. Aber warte Medicus.. Ich? Ach, ja stimmt so hatte ich mich ja vorgestellt. Ich meine jeder braucht einen Medicus. Ich nehme noch einen letzten großen Schluck meines Bieres und richte mich auf. Mit zwei Fingern versuche ich einen Puls am Nacken des Gastes zu fühlen. "Was ein Glück. Er hat noch einen Puls!" verkünde ich erleichtert: "Wahrscheinlich eine Alkoholvergiftung!" Monika guckt mich nur besorgt an und fragt stotternd: "Aber du kannst das heilen oder? Ich möchte nicht das mir einer hier im Laden abkackt ist schlecht fürs Geschäft." Ich glaube das ist einfach ihr einziger Kunde, aber ich wollte sie jetzt definitiv nicht provozieren. Stattdessen fange ich an in meiner Tasche zu wühlen und  teile ihr mit, dass ich mein Möglichstes versuchen werde.

A Monster's TaleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt