Ruhige See

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Die Monate zogen nur so ins Land. Der Vorfall der Matts Tod zur Folge hatte, lag weit in der Vergangenheit. Doch etwas Unausgesprochenes hing noch immer, wie eine Gewitterwolke über Law und Gwen.
Das Leguanweibchen versuchte, aus der Situation das Beste zu machen, ändern konnte sie es ohnehin nicht mehr. Aber eines machte sie doch nervös, ... es war Laws Verhalten. Er wirkte in letzter Zeit geradezu angespannt, als würde er auf etwas warten, oder hinarbeiten. Gwen ging im Kopf die Ereignisse der letzten Monate durch, die ihre Aufmerksamkeit geweckt hatten. Schlagzeilen aus der Zeitung, die sie so gerne las. Darunter waren Titel wie, "Puma D. Ace die "Feuerfaust" wurde gefangen genommen.", "Hinrichtung von "Feuerfaust" und so weiter. Doch irgendetwas schien sich zwischen den Zeilen zu verstecken. Etwas Gefährlicheres, Größeres.
Gwen versuchte sich daran zu erinnern wer Puma D. Ace war, aber eigentlich fiel ihr dazu nur "Whitebeard" konkret dazu ein. Doch da fiel es ihr wie Schuppen aus den Augen. War die "Feuerfaust" nicht einer von Withebeards Kommandeuren? Das hieße ja ...?!
»Was machst du denn da schon wieder?«, drang die Stimme von Bepo in ihre Ohren. Ungefragt hob er den Leguan vom Boden auf, doch Gwen hielt sich eisern an ihrer Zeitung fest.
»Lass mich runter Bepo, ich will in Ruhe weiter lesen«, motzte das kleine Reptil und flatterte mit dem Schundblatt wild in der Luft herum.
»Der Kapitän will auch mal einen Blick hinein werfen«, brummte der Eisbär.
»Aber erst bin ich dran!«, keifte das kleine Reptil eingeschnappt, doch dann verließen sie ihre Kräfte und sie ließ sich kapitulierend auf den Boden plumpsen. »Menno.«
Bepo warf ihr einen bedauernden Blick zu, ehe eine Hand ihn die Zeitung entriss. Erschrocken wandte er sich um und erblickte seinen Kapitän, der mit ernster Miene einen der Artikel las.
Gefrustet krabbelte der Leguan über den Boden direkt auf den Chirurgen zu, krallte sich in seine Jeans und kletterte diese hinauf. Als wäre sie gar nicht da, ignorierte Law Gwen zunächst, bis sie schließlich über seinen Rücken grabbelte, sich auf seiner Mütze positionierte und sich geradezu lässig über seinen Kopf hänge ließ. Als würde sie einen Kopfstand machen wollen, beugte sie sich vor und sah Law aus großen Augen an.
Sein Blick sprach Bände. Finster drein Blickend sah er dem Leguanweibchen in die großen Kulleraugen, die sie machte, um die Zeitung wieder zu bekommen. Doch plötzlich kippte sie zu weit nach vorne, krallte sich tief in seine gepunktete Mütze und fiel mit dieser, einen Salto machend, von seinem Kopf herunter. Mit einem lauten Klatschen, landete sie schließlich auf den Boden und blieb, alle vier von sich gestreckt, regungslos liegen.
»Ehrlich? Du hast es verdient«, sagte Law tonlos, musste sich aber dennoch sichtlich zusammen reißen um nicht laut los zu lachen.
Plötzlich sprang sie auf ihre zwei kleinen Hinterbeinchen und breitete die Arme weit aus.
»Nichts passiert, bin noch heile«, dann zerrte sie die Mütze an sich und kuschelte sich in diese. »ES hat mich gerettet«, schnurrte Gwen und rieb ihre schuppige Wange an dem plüschigem Kopfwärmer.
Ehrleichtert atmeten Bepo und Pinguin auf. Sie war manchmal wie ein Gummiball. Law faltete indes die Zeitung zusammen und steckte diese in seine Gesäßtasche, bückte sich anschließend und hob seine Mütze auf, an der Gwen noch immer hing.
»Nein, bitte nimm mir nicht meinen Helden«, bettelte sie und klammerte noch ein wenig mehr.
»Es ist eine Mütze«, sagte Law geringschätzig und hielt sich den klammernden Leguan vors Gesicht. »Und jetzt lass los.«
»Nein.«
»Nein?«, fragte er eine Braue hebend.
»Nein.«
»Wie du willst«, sagte er schließlich und ließ die Mütze ohne Vorwarnung fallen. Ehe Gwen realisierte das sie fiel, lag sie auch schon wieder am Boden. Langsam hatte sie den Eindruck, sie würde sich etwas prellen. Doch in Windeseile nahm sie schon wieder die Plüschmütze in beschlag und ignorierte das gemeine Pochen in ihrem Gesäß. Der Chirurg nahm wieder die Zeitung zur Hand und ignorierte einfach das leise motzen des Leguanweibchens.
Doch Pinguin zeigte ein Herz für Reptilien und nahm sie mitsamt Mütze auf seine Arme.
»Irgendwann tritt dir wieder jemand auf den Schwanz«, mahnte er, nur leider nicht mit der nötigen Strenge in der Stimme.
»Schicksal«, schnurrte Gwen nun wieder milde gestimmt und hielt die Mütze fest, wie eine Ertrinkende einen Rettungsring.
»Käpt'n, die Mütze ist nun abgeschrieben«, stellte Jean Bart nüchtern fest, als Law von der Zeitung aufsah, kam er nicht umhin zu lächeln. Egal wie sehr er diesen Leguan manchmal hasste und am liebsten von Bord werfen würde, irgendwie ging es nicht mehr ohne diese Lachnummer.
»Kapitän, wie soll es weiter gehen?«, richtete Casquette das Wort an Law und schob seine Sonnenbrille zurecht.
»Ich hab den ein oder anderen Plan«, antwortete der Schwarzhaarige knapp.
Daraufhin wechselten Pinguin und Casquette einen fragenden Blick, woraufhin Pinguin noch die Schultern zuckte.
Nachdenklich sah er über die Reling seines U-Bootes auf die See, die unheilvoll im Schein der Mittagssonne glitzerte. Sie schrie förmlich nach einer neuen Herausforderung, etwas ... Großem. Doch das brauchte Zeit, er sollte nichts überstürzen. Das Glück ist mit den Geduldigen. Plötzlich spürte er wieder ein eigenartiges ziehen an seinem Hosenbein. Es war der Leguan, erneut hatte sie Anlauf genommen und wollte an seiner Hose empor klettern, doch er beugte sich zu ihr herunter und pflückte sie quasi von seinem Bein ab. Richtete sich wieder auf und setzte sie auf die Reling. Fragend blickte sie ihn an und legte den gehörnten Kopf schief.
»Worüber denkst du nach?«
Ein gedehntes Seufzen entwich ihm, ehe sein Blick wieder gen Meer glitt.
»Du hast es doch auch gelesen, oder? Es kündigt sich Ärger an.«
Bedächtig nickte sie.
»So wie ich dich kenne, heckst du doch irgendetwas aus, oder?«, sagte Gwen schief grinsend.
»Allerdings«, entgegnete Law ernst. »Aber dafür muss ich mir sicher sein, dass jeder seinen Beitrag leistet und auch voll und ganz hinter mir steht.«
Eine Weile sahen sich die beiden schweigend und eindringlich an, bis ein wissendes Lächeln über Gwens Gesicht huschte.
»Ich denke ... darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen«, und deutete auf die Crew die sich hinter ihm, an Deck gesammelt hatte. Pinguin und Casquette grinsten ihren Kapitän breit und einnehmend an. Wenn es für Einsatzbereitschaft, Beständigkeit und Loyalität ein Gesicht gäbe, wären diese beiden das absolute Paradebeispiel. Auch Jean Bart machte einen Entschlossenen Eindruck, genau wie der Rest der Mannschaft. Entschlossenheit, das war es was Piraten auszeichnete, was sie voran trieb und mit ihrer Hilfe, würde er seine Pläne umsetzten können. Ein flüchtiges Lächeln glitt schließlich über Laws Lippen ehe er seiner Crew den Rücken zu wandte und erneut einen Blick auf das Meer riskierte. Es gab nur eine Möglichkeit heraus zu finden, wie gut sein Plan wirklich war ... und zwar indem man ihn umsetzte. Nun hieß es Kurs bestimmen und Segel setzten.

Von Piraten, Schätzen und Echsen?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt