Gefühlsausbrüche- Sweet dreams

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Erschöpft und noch immer fassungslos von dem Vorfall der sich ereignete, ging Casquette an Deck um etwas Luft zu schnappen. Gedankenverloren lehnte er an der Reling und schaute auf die Insel, an der sie ankerten. Der Wind wurde bereits stärker, der Sturm würde bald da sein. Die Bäume auf der Insel bogen und wogen sich im Wind, das laute Rascheln wirkte wie eine beruhigende Melodie, doch diese Melodie konnte dieses Gefühl nicht verdrängen. In seiner Brust wurde es plötzlich schwerer, es hatte nicht mehr viel gefehlt und sein Kamerad und bester Freund wäre heute Nacht gestorben. Pinguin war mehr als sein bester Freund, er war wie ein Bruder. Mit ihm wäre seine bessere Hälfte gegangen. Dieser Gedanke ließ ihn einfach nicht los und so musste er sogar mit den Tränen kämpfen. Mit zitternden Händen umfasste er das Geländer und weinte leise vor sich hin.
Da berührte ihn jemand sachte an der Schulter. Schnell wischte er sich mit dem Ärmel die Augen trocken und wandte sich Schwer schluckend, mit tränennassen Augen der Person entgegen.
»Lass das. Du bist ein Mensch ... keine Maschine.«
»Du hast leicht reden ...«, entgegnete er und seine Stimme brach fast. »Außerdem ist das bestimmt diese Insel ... ich bin eigentlich nicht so nah am Wasser gebaut ...«
»Ausreden. Trauer versteckt man nicht, genauso wie Freude oder Erleichterung«, sagte Gwen die an ihn heran getreten war und blickte ihm tief in die Augen.
»Du bist jetzt sicherlich enttäuscht, ich bin schließlich nicht nur ein Mann sondern auch Pirat und da weint man nicht.«
Zärtlich strich sie ihm über die Schulter und sah ihn sanft an.
»Ich sage es gerne noch einmal. Du bist ein Mensch«, ihr Lächeln wurde aufmunternder. »Gefühle sind erlaubt.«
Ein zaghaftes Lächeln stahl sich in sein Gesicht.
»Wie gehst du mit so etwas um? Wie hast du das mit „Green Little Paradise" und deiner Familie überwunden?«
Gwen senkte den Blick.
»Gar nicht.«
»Darf ich fragen, wie es Brauch ist bei euch zu trauern?«
Sie sah ihn überrascht an.
»Wieso willst du trauern? Pinguin lebt doch.«
»Ich meine damit nicht Pinguin. Du hattest bis her nicht wirklich die Gelegenheit deine Lieben zu betrauern und ich dachte ...«
Gwen lächelte wieder leicht.
»Danke Casquette, aber auf „Green Little Paradise" wird nicht im eigentlichen Sinne getrauert.«
Seine Stirn legte sich kraus.
»Wir feiern quasi ihren Übergang in eine neue Welt. Es ist wie mit der Grandline«, erklärte sie. »Von der Grandline hinüber zur „Neuen Welt". Wenn jemand stirbt ist es nicht anders.«
»Ja, aber beerdigt ihr eure Angehörigen nicht?«
Sie nickte kurz.
»Nun, wir haben unsere eigenen Sitten und Methoden mit dem Tod umzugehen.«
Gwen gesellte sich zu ihm an die Reling und sah hinüber zur Insel.
»Bei uns gibt es ein Lied welches die Jüngsten von uns singen während der Körper verbrannt wird.«
Casquette sah sie interessiert an.
»Die Bäume, Sträucher und sogar die Tiere haben dafür ihre Stimme erhoben. Es war als hätte die gesamte Insel um dieses Lebewesen getrauert und gleichzeitig gefeiert.«
»Gefeiert? Du meinst seinen Übergang in die „neue Welt".«
»Ja.«
Sachte strich der Wind über das Deck und fuhr wie eine Unsichtbare Hand über die Baumkronen der Insel, als wolle er diese streicheln.
Gwen schloss die Augen um zu lauschen, er tat es ihr nach ...
Casquette hatte das Gefühl, er würde plötzlich leise Stimmen vernehmen, ein leiser Chor, mitten aus der Dunkelheit ...



„Weißer deine Zeit ist gekommen.

Ich bin jetzt voller Trauer.

Müde Augen brauchen Ruhe.

Das Herz ist grau und langsam.

Im Tagtraum ist Freiheit."

»Kannst du sie hören? Die Stimme der Natur?«, fragte sie leise und sah in das verdutzte Gesicht ihres gegenüber.

„Wir singen und freuen uns.

Wir erzählen die Geschichten.

Wir lachen und weinen.

Wir leben den neuen Tag."


Mit leisen Tönen verabschiedete sich der Gesang und der Wind wurde zunehmend stärker.
Eine Weile herrschte bedrückendes Schweigen und eine unangenehme Stille breitete sich über dem Deck aus, bis Gwen ihn wieder ansah.
»Was war das?«, fragte Casquette verunsichert.
Doch Gwen blieb ihn die Antwort schuldig und wandte ihm den Rücken zu.

Sie musste so schnell wie möglich unter Deck, sie spürte wie ihre Gefühle ihr wieder einen Streich spielten und sie unruhiger wurde. Entweder lag es daran, dass erneut jemand etwas Ähnliches spürte, oder einfach wieder schlecht träumte. Eine Ahnung beschlich sie, wenn Casquette ebenfalls die Stimme der Insel gehört hatte, konnte es nur heißen das die Bindung zwischen ihr und der Crew noch stärker wurde, oder aber das sie wieder träumte. Allerdings fühlte sie sich ziemlich wach, doch den Gedanken verwarf sie sofort, schließlich fühlte sie sich bei Pinguin auch wach. Oder sie dachte es zumindest.
Genervt fasste sie sich an den Kopf und zerzauste ihr grünes Schulterlanges Haar.
D'Largwen, was machst du dir nur für einen Kopf?! Wer weiß warum das passiert ist. Einfach etwas vorsichtiger sein in Zukunft und es kommen keine Nadeln mehr!, dachte sie und schritt weiter.
Genervt stöhnte die auf.
»Was für ein Gefühlsausbruch. Männer sind halt auch nur Menschen«, seufzte sie.
»Gwen da bist du ja«, hörte sie die raue tiefe Stimme von Jean Bart.
Fragend wandte sie sich dem Hünen entgegen.
»Jean? Was ist los?«
»Der Käpten sucht dich«, sagte er ungeduldig und deutete mit der Hand in Richtung Kajüte. »Seit fast einer Stunde. Es geht wohl um Pinguin.«
»Oh ... klar. Ist er in der Kajüte?«
Jean nickte und reichte ihr etwas, es war ein Umschlag.
»Würdest du ihn diesen bitte gleich bei Gelegenheit geben? Es sind nur die letzten Logbucheinträge und Koordinaten.«
»Klar ...«
Gwen hatte kaum Zeit zu antworten da ging er weiter seines Weges.
Es geht um Pinguin? Naja, wenn es was Gesundheitliches wäre hätte ich das gespürt, versuchte sie sich zu beruhigen. Obwohl ..., sie sah auf ihre Handflächen, die Einstiche der Nadeln waren nicht mehr zu sehen.
»Ach egal ...«

Zielstrebig klopfte sie an die Tür.
»Ja?«, drang eine Männerstimme durch die Tür.
»Ich bin es. Ich soll dir was geben«, sagte Gwen durch die Tür.
»Die Tür ist offen«, sagte er.
»Ich weiß das die offen ist«, grummelte sie und betätigte die Türklinke, als die Tür sich öffnete, sah sie das er nur eine dunkle Jeans trug und sich ein Handtuch um die Schultern geworfen hatte, mit dem er seine Haare trocknete, beschämt und leicht prüde hielt sie sich die Augen schnell zu und drehte sich weg.
»Verzeihung, ich wollte nicht stören«, sagte sie beschämt. Er sah kurz an sich herunter, sie tat gerade so als wäre er komplett nackt.
Er ging langsam auf sie zu.
»Wenn es mich stören würde, hätte ich nicht herein gesagt«, er stand genau hinter ihr und schloss die Tür. Sie regte sich noch immer nicht, ihr blieb die Luft weg. Dann spürte sie seinen Atem auf ihrer Schulter.
Ohu, verdammt ..., dachte sie und versuchte sich abzulenken. Wieso ist der so verdammt Charismatisch?
»Mal im ernst, warum bist du plötzlich so prüde?«, fragte er leise.
Sie wollte sich zu ihm umdrehen, aber er stand so nah bei ihr, dass sie es lieber ließ.
»Ähm ... naja, ich bin nur anpassungsfähig«, sagte sie und versuchte so gleichgültig wie es ihr möglich war zu klingen.
Auf ihrer Haut breitete sich langsam eine Gänsehaut aus, ihr Herzschlag beschleunigte sich, als sie seine Lippen auf ihren Hals spürte. Sie schluckte und verkrampfte sich.
»Ach ... anpassungsfähig«, flüsterte er und sie spürte sein Grinsen auf ihrer Haut.
»Ja genau«, antwortete sie.
Seine Hände glitten an ihren Armen entlang.
»Ähm ... was soll das werden?«, sie versuchte abzulenken, aber plötzlich hatte er eine Hand an ihrem Hals und strich sanft darüber.
Verdammter Mist, das war nicht so geplant, sie schluckte schwer und zwang sich ruhig zu atmen. Reis dich zusammen Gwen, das ist jetzt nicht der richtige Moment um zu flirten!
»Spüre ich da etwa Erregung?«, fragte er.
»Schon möglich«, Law drehte ihren Kopf in seine Richtung, dann berührten sich ihre Lippen, erst zaghaft, dann aber immer selbstverständlicher. Sie drehte sich ihm ganz entgegen, ihre Hand glitt an das Handtuch das um seine Schultern lag, in ihrer Erregung wollte sie es einfach von ihm reißen, doch etwas in ihr riet ihr zur Vorsicht. Also verwarf sie den Gedanken sogleich wieder. Er grinste leicht, er hatte ihr zögern gemerkt.
»Warum tust du es nicht einfach?«, fragte er hauchend und küsste sanft ihren Hals.
»Weil, ... «, doch sie fand keine Worte, ihr schnürte sich der Hals ab, so nahe war ihr noch nie jemand gewesen. Nach einer Weile versuchte sie schon gar nicht mehr gegen ihre Begierde anzukämpfen und ließ es einfach geschehen. Doch als sich seine Hände ihren Hosenbund näherten, drückte sie ihn von sich. Ernst und bestimmend sah sie ihn in die Augen. Dann hielt sie den Briefumschlag hoch und legte ihn auf einen kleinen Schrank zu ihrer Rechten.
Sie atmete kurz durch.
»Das ist der Grund weshalb ich hier bin«, sagte sie und hoffte das ihr Gesicht nicht so rot war, wie es sich anfühlte.
»Wie aufregend, ein Brief«, sagte er schelmisch grinsend und packte das Handtuch an beiden Enden. »Ja, nicht von mir ich sollte ihn dir einfach geben«, sagte sie als ob sie sich verteidigen müsste.
»Das sind nur ein paar Koordinaten«, sagte er fast etwas gelangweilt.
»Ähm ... nun gut ..., da hast du ja deine Aufgabe«, sagte sie und wollte sich umdrehen. Doch er legte mit einer geübten Bewegung das Handtuch um sie und zog sie wieder näher.
»Wohin denn so schnell?«
Mit leichter scheu im Blick sah sie ihn an.
»WEG ...«, platzte es aus ihr, daraufhin schob sie das Handtuch von sich und drehte ihn den Rücken zu um zu verschwinden.
Drehten denn jetzt alle am Rad? Was war denn plötzlich in IHN gefahren?!
Mit sanfter Bestimmtheit drückte er sie an die Wand und näherte sich ihr ...

Plötzlich riss sie die Augen auf und schreckte hoch. Ihr Atem ging schwer und ihr T-Shirt klebte schweißnass an ihr. Mit zittrigen Händen fuhr sie sich durch die Haare und sah sich prüfend um.
Was zum Teufel war das?!, fragte sie sich. Habe ich das jetzt geträumt?
Ein weiteres Mal ließ sie den Blick durch den Raum gleiten, nur um mit Entsetzen festzustellen das ER neben ihr auf dem Boden lag und schlief.

Von Piraten, Schätzen und Echsen?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt