Schlechten Tag erwischt

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Die Sonne ging schon wieder auf als Law endlich in seine Kajüte zurückkehrte. Noch während er die Tür schloss sah er mit einem prüfenden Blick zu Gwen hinüber. Diese schlief allerdings zusammengerollt unter den Ast den Law ihr in den Glaskasten getan hatte.
Erleichternd seufzte er, wenn sie schlief machte sie keine anderen Dummheiten. Erschöpft legte er sich zurück in sein Bett und sah noch einmal zu Gwen die sich leicht zu bewegen begann. Er musste unweigerlich grinsen, sie schien zu träumen, denn auf der Seite liegend schien sie zu rennen, ab und an zuckte sie auch zusammen, doch sie wachte nicht auf.
Es war ein seltsames Bild den Leguan so träumen zu sehen, ihr Gesicht verzog sich und entlockte ihn ein weiteres Grinsen. Lebewesen waren am niedlichsten und bravsten, wenn sie schliefen. Langsam schloss er die Augen, er wollte wenigstens noch zwei bis drei Stunden schlafen. Law war gerade im Begriff weg zu dämmern als er aus seinem halben schlafzustand brutal gerissen wurde, weil es plötzlich leicht rumste. Erschrocken sah er auf und konnte gerade noch sehen wie Gwen total aufgescheucht und verplant ihren Blick durch den Raum wandern ließ. Sie schien sich beim Hochschrecken am Ast gestoßen zu haben.
»Mein Gott, Gwen! Gönn mir nur eine Stunde Schlaf!«, brummte er verärgert, doch zu seiner Verwunderung reagierte sie überhaupt nicht darauf, sie sah sich weiter ängstlich um und rollte sich wortlos wieder zusammen, ließ aber dennoch ihren Blick durch die Kajüte huschen. Über ihre eher untypische Reaktion runzelte er fragend und leicht besorgt die Stirn.
»Alles in Ordnung?«, fragte er wesentlich sanfter.
Sie sah ihn aufgescheucht an und nickte hektisch mit dem Kopf, nun war auch Law etwas beunruhigt. Denn Gwen verkroch sich immer weiter unter den Ast und rollte sich mehr und mehr zusammen.
»Hör auf mit dem Unsinn, du hast nur schlecht geträumt«, raunte er und legte den Kopf zurück ins Kissen.
Er bemerkte gar nicht das Gwens Herz schneller und schneller zu schlagen begonnen hatte. Das sich etwas in ihr veränderte und sie auf das Unvermeidliche vorbereitete.
Das darf doch nicht wahr sein!, dachte sie panisch. Ich will nicht, verdammt! Ich will DAS NICHT!


Als Law erneut die Augen aufschlug hockte Gwen immer noch zusammengekauert unter den Ast und starrte ins Leere. Besorgt sah Law dann nach ihr, doch sie sah nicht einmal auf, als ob sie ihn nicht registrierte.
Genervt tippte er gegen das Glas, erst jetzt sah sie zu ihm auf.
»Hey! Bist du OK?«
Da änderte sich ihr Blick wieder und sie kam hervor gekrabbelt.
»Frag nicht so bescheuert! Natürlich bin ich Ok!«, sagte sie feindselig und kletterte auf den Ast um wieder aus dem Terrarium zu springen.
»Das sah aber nicht so aus«, sagte er und hob eine Augenbraue.
Weniger elegant ließ sie sich auf den Tisch fallen auf den der Glaskasten stand. Dann drehte sie sich um und streckte ihn frech die Zunge raus.
»Ist ja gut, schon verstanden«, brummte er und verschwand im Bad.
Prüfend sah sie ihm nach und sprang dann vom Tisch herab.
Sie musste von diesem Schiff runter und zurück nach „Green Little Paradise" egal wie und um welchen Preis. Leichte Panik kroch ihr schon in den Hals, wenn sie es nicht in den wenigen Stunden schaffen würde die ihr noch blieben, würde es ein böses Erwachen geben ... für sie. Flink wie ein Wiesel huschte sie durch die Gänge und hinauf an Deck, dort befanden sich nur wenige der Heart- Piraten. Schnell lief sie auf die Reling zu um zu sehen wo sie waren, oder ob sich Land in der Nähe befand. Wie von der Tarantel gebissen sprang sie auf den Handlauf der Reling und sah sich suchend um. Die Panik ließ ihr Herz noch wilder gegen ihre Brust hämmern. Weit und breit kein Land in Sicht und vorerst würden sie wohl auch nirgendwo anlegen.
Nun habe ich ein Problem. Ich dachte, wenn ich ihn lange und heftig genug provoziere lässt er mich von Bord. Ich habe es zu lange vor mich hergeschoben, dachte sie und ließ sich traurig nieder. Nachdenklich sah sie auf das Meer hinaus, welches wie ein ruhiges Tuch dalag. Das war es wohl mit ihrer Freiheit.
Sie war so in Gedanken, dass sie nicht bemerkte wie sich jemand von hinten näherte.
»Du siehst gar nicht gut aus. Geht es dir gut?«, fragte eine tiefe Bassstimme. Leicht erschrocken wandte der Leguan sich dem Fragenden entgegen. Es war Bepo der sie besorgt mit seinen großen Knopfaugen ansah.
»Wie oft muss ich mir die Frage noch stellen lassen? Mir geht es gut«, schnaufte sie genervt und drehte sich wieder weg.
»Verdammtes Schiff, verdammtes Meer«, brummte Gwen böse.
»Schlecht geschlafen?«, fragte nun Pinguin der herbei geschlendert kam.
Da wandte sich Gwen in Rage um und sah ihn aus irren aufgerissenen Augen an.
»Mir geht es gut!«, keifte sie und sprang von der Reling runter um weg zu krabbeln.
Doch jemand trat auf ihren Echsenschwanz und hielt sie somit fest.
Wütend wandte sie sich um, es war Law.
»Da ist aber jemand heute wirklich schlecht gelaunt«, sagte er feixend.
»RUNTER VON MEINEM SCHWANZ!«, sagte sie laut, »Ich trete dir auch nicht auf DEINEN!«
Bei den Worten hielten sich Bepo und Pinguin unweigerlich eine Hand schützend gegen ihren Unterleib.
»Warum denn so zickig?«
»Ich bin nicht zickig, nur Emotional sehr flexible«, knurrte sie und versuchte ihren Schwanz unter seinen Fuß hervor zu ziehen.
Doch mit einer schnellen Bewegung hatte er Gwen unsanft im Nacken gepackt. Wild fuchtelte sie mit ihren Gliedern bis sie ihm schließlich drohend die Fäuste entgegen streckte.
»Komm ran auf 'nen Meter! Ich mach dich zur Schnecke!«
»Große Worte für ein kleines Tierchen«, sagte er herablassend.
Da ließ sie frustriert die Arme hängen, selbst die kleinen Hörner an ihrem Kopf schien sie hängen zu lassen.
»Lass mich runter«, sagte sie leicht gekränkt. Er sah sie verdutzt an, irgendetwas stimmte doch nicht mit ihr. Seufzend setzte er sie auf der Reling ab.
»Du hast zwei Optionen, entweder du sagst mir was du hast, warum du seit du aufgewacht bist so verstört bist, oder ...«, er deutete drohend auf das Meer unter ihr. Sie verstand den Wink schüttelte aber den Kopf.
»Das geht dich nichts an«, sagte sie abwehrend aber mit einer ungewohnten Ernsthaftigkeit in der Stimme. Mit einem Blick in ihre gelbbraunen Augen wusste er, dass sie es ihm nicht sagen würde, selbst wenn er mit dem Kochtopf drohte.
»Dann eben nicht«, sagte er und drehte sich weg.
Erleichtert stieß sie die Luft aus.
Und nun weiter, ich muss hier weg, dachte sie weiter unruhig und sah erneut hinauf auf das Meer.


Wenige Stunden später hatte Gwen sich einen Plan zu Recht gelegt. Wenn sie von Bord wollte musst sie dafür sorgen das sie sich gezwungen sahen anzulegen. Das hieße sie musste einen Schaden verursachen der es in sich hatte. Auf leisen Sohlen schlich sie sich flink durch einen Türspalt, sie wusste nicht was es für ein Raum war in dem sie sich nun befand, nur das er ziemlich steril wirkte. Die Wände waren mit einer Art Metall verkleidet die sie wiederspiegelte. Zwei Tischte standen in der Mitte des Raumes umher mehrere kleine Wagen mit allerlei Utensilien darauf. Was genau konnte sie nicht erkennen. Einige größere seltsam aussehende Maschinen standen am Rande, aus ihnen führten Schläuche und Kabel.
Staunend sah sie sich um und vergaß fast warum sie hier war. Schnell schüttelte sie den Kopf um ihre Gedanken zu sammeln und schritt weiter schnurstracks auf eine große Maschine zu.
»Was soll das werden?«
Deutlich spürte sie wie ihr Herz einen Aussetzer hatte. Leicht zitternd wandte sie sich um.
»Was soll was werden?«, fragte sie dümmlich.
»Was du hier willst?«, fragte Law und verschränkte die Arme vor der Brust.
»Nun, ich bin von Natur aus neugierig und dachte ich schau mal hier rein«, log sie.
»In mein Operationssaal?«, ungläubig hob er eine Braue. »Hast du noch andere Hobbys?«
»Was gehen dich meine Hobbys an?«, sagte sie gespielt entrüstend.
»Wenn Du auf meinem Schiff umherstreifst, gehen mich deine Hobbys eine ganze Menge an.«
»Also gut, die Wahrheit«, sagte sie genervt und wandte sich ihm ganz zu. »Ich wollte dein Schiff schwer beschädigen so das du dich gezwungen siehst irgendwo anzulegen«, erklärte sie nüchtern und sah ihn gelassen an.
Er lächelte ungläubig.
»Natürlich«, sagte er.
»So und wenn du wohl so freundlich wärst und gehen würdest, ich möchte gerne anfangen«, und ging gelassen auf eine Apparatur zu.
»Das wagst du nicht!«, schimpfte er.
Sie sah ihn giftig grinsend an und nickte vor lauter Vorfreude.
»Du kleine schuppige Plage!«
Mit einem Satz war er schon bei ihr und drauf und dran sie in ihre Einzelteile zu zerlegen.
Das konnte doch unmöglich ihr ernst sein?!
Schnell verkroch sie sich unter einem Schrank in dem undefinierbare Gegenstände lagen.
»Komm wieder raus. Ich erwische dich ja doch«, knurrte er.
»Nur wenn du auf der Stelle um mindestens 180 Zentimeter schrumpfst«, entgegnete sie. »Dann hättest du eine geringe Chance mich wirklich zu fangen, bevor ich dein Schiff auseinandernehme.«
»Du willst das wir anlegen? Meinetwegen«, sagte er kapitulierend.
Sie sah vorsichtig unter dem Schrank hervor und zu ihm hinauf.
»Wirklich?«, fragte sie mit einem hoffenden Blick.
Er nickte und verkrampfte die Hände.
Langsam kam sie unter dem Schrank hervor.
»Versprich es, es ist wirklich wichtig«, sagte sie, direkt vor ihm stehend und sah zu ihm hinauf.
»Wenn es denn so wichtig ist«, sagte er leise.
Und in diesem Moment fiel etwas von dem Schrank herunter und Gwen direkt auf ihren Leguankopf. »Gwen?«, fragte Law und beugte sich zu ihr runter. Denn das Leguan-Weibchen begann bedrohlich zu taumeln. Nach zwei unsicheren Schritten lag sie auch schon ausgestreckt auf den Boden vor ihm.
Heute war einfach nicht ihr Tag.

Von Piraten, Schätzen und Echsen?!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt