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Die Bürotür fiel zu und Draco fiel Harry in die Arme.
»Ich habe dir doch gesagt, dass es klappt!«, schmunzelte Harry in die blonden Haare. In seiner Hand hielt Harry einen Brief. Es war der Brief, den Andromeda Tonks an Professor McGonagall als Antwort auf ihre Anfrage geschickt hatte. Man merkte ihren Worten zwar eine leichte Skepsis an, aber die Zustimmung zu Harrys Begleitung war doch recht eindeutig. Es wirkte, als wäre sie eigentlich von Dracos Taten und seinem Image - es war kein Geheimnis, dass er die Absicht gehabt hatte, Dumbledore umzubringen - abgeschreckt gewesen, aber die Tatsache, dass Harry ihn akzeptierte, schien sie zu überzeugen, dass er vielleicht eine Chance verdient hatte. Außerdem wirkte sie wie eine sehr freundliche Person - was Harry stark an ihre Tochter erinnerte - und sie schien von Grund aus sehr neugierig auf den Jungen zu sein, der doch eigentlich ihrer Familie angehörte. Es wirkte, als hätte sie sich schon immer irgendwie gewünscht, ihren einzigen Neffen kennenzulernen. Harry konnte es ihr nicht versagen.
Außerdem hatte die Schulleiterin die beiden Schüler noch über die detailliertere Planung der Reise informiert. Sie würden jeder nur eine winzige Tasche mitnehmen, die mit einem Ausdehnungszauber das notwendige Fassungsvermögen haben würde. Und die würden dann mit dem Federleicht Zauber quasi gewichtlos transportierbar gemacht werden. Zauberei war doch immer wieder wunderbar bequem.
Draco trat langsam von Harry zurück und der Gryffindor blieb mit dem Blick an den grauen Augen hängen.
»Also in einer Viertelstunde in der Bibliothek?«, fragte Draco und Harry nickte. Sie liefen noch zusammen die Wendeltreppe hinunter, dann ging Harry in Richtung Gryffindorturm und Draco die Treppen hinunter.
Im Gemeinschaftsraum sah er Hermine, Ron und Neville an einem Tisch. Ron sah genervt und verzweifelt aus, während er mit einem Bleistift auf einem Pergament herumkritzelte. Er hatte ein Buch auf den Knien liegen, das Harry noch nie gesehen hatte. Hermine saß neben ihm und las im Lehrbuch der Verwandlung für Fortgeschrittene. Und Neville schaute auf einen unbestimmten Punkt in der Luft und murmelte Sachen vor sich hin. Wahrscheinlich lernte er die vielen Jahreszahlen für Geschichte der Zauberei.
»Hey«, sagte Harry und ließ sich in den Sessel zwischen Hermine und Neville fallen. Hermine sah lächelnd von ihrem Buch auf.
»Hey«, begrüßte auch sie ihn. »Wo ist Draco?«
»Hast du ihn beim Küssen vom Astronomieturm gestürzt?«, fragte Neville grinsend.
»Wir treffen uns gleich zum Lernen.«
»Lernen! Harry, ich lerne schon den ganzen Tag.« Ron wirkte wirklich ziemlich verzweifelt. »Hermine hat mir gesagt, dass sie schon mit Firenze darüber geredet hat, was wir bald in Wahrsagen machen. Wir sollen irgendwelche komischen Sternbildvorhersagen zeichnen und deuten. Harry, ich krieg das nicht hin! Hier!« Er hielt ihm das Blatt hin, auf dem er gezeichnet hatte. Es waren einige Punkte darauf - die wohl Sterne darstellten - und eine Menge verworrene Linien, die diese verbanden.
»Ron, was du da gezeichnet hast, ergibt keinen Sinn!«, Hermine wollte ihm empört das Blatt abnehmen.
»Du hast nicht mal mehr Wahrsagen, Hermine!«
»Aber sie hat Recht.«, sagte Neville, »Das ergibt keinen Sinn. Du kannst nicht einfach alle Sterne willkürlich miteinander verbinden.«
»Harry, wieso sind alle so viel klüger als ich?«, jammerte Ron. Harry grinste, anstatt zu antworten.
»Dromeda hat übrigens nichts dagegen, dass Draco mitkommt. Sie hat McGonagall schon geantwortet.«
»Das ist toll, Harry!«, lächelte Hermine überzeugt. »Ich bin sicher, sie wird das nicht bereuen.«
»Was ist, wenn er einen Rückfall hat? Wenn Malfoy sie und Ted umbringt und dann das Haus abfacke-«
»Ron!«
»Schon gut, Hermine, ich sag ja nichts mehr.«
Hermine schüttelte ungläubig den Kopf - wohl über Rons nicht vorhandenes Taktgefühl. Aber Harry störte das nicht. Ihm war klar, dass er Ron und Draco nicht dazu zwingen konnte, beste Freunde zu werden und das wollte er auch gar nicht. Und ein paar Sticheleien würden wohl immer bleiben.
»Wenn du dich mit Draco-Schnuffi verabredet hast, solltest du ihn vielleicht nicht warten lassen.«, bemerkte Ron jetzt.
»Das ist eine sehr höfliche Art, mir zu sagen, dass ich gehen soll. Sag das nächste mal einfach ›Harry, hau ab, du bist unerwünscht.‹ Das würde für weniger Missverständnisse sorgen.«, grinste Harry
»Na gut, das war zwar nicht meine Aussageabsicht, aber wenn du es gerne so hättest... Harry, hau ab, du bist unerwünscht!« Harry lachte und stand auf.
»Okay, wenn ihr mich nicht haben wollt, gehe ich zu Draco.«
»Draco-Schnuffi wird dich bestimmt trösten!«, feixte Ron und Harry drehte sich lachend um.
In seinem Schlafsaal schnappte er sich seine Schultasche, legte dann noch schnell Andromedas Brief neben den von Draco auf seinen Nachttisch.

Ich habe den Brief abgeschickt.
Schlaf gut. Ich liebe dich.
D.

Die Zeilen ließen Harry sofort wieder lächeln, wie gestern, als er den Brief erhalten hatte. Ein kleiner Kauz hatte an den Fenstern des Gemeinschaftsraumes gekratzt und Harry hatte dem Vogel geöffnet und ihm den kleinen Zettel abgenommen. Und es war unfassbar, wie eine so kurze Botschaft so viel Glück und Liebe auslösen konnte. Harry hatte sich unglaublich über die Nachricht gefreut und hätte gerne zurückgeschrieben, aber natürlich wusste er, dass das keinen Sinn gemacht hätte. Die Eule hätte ja nicht einfach durch den Großen See zu Dracos Unterwasserfenster tauchen können. Draco hätte die Antwort erst heute morgen bekommen und das wäre auch unnötig gewesen.
Harry musste grinsen, als er daran dachte, dass er Draco ja einen Heuler hätte schicken können. Vielleicht wäre der laut genug gewesen, wenn er von draußen gegen die Mauern von Hogwarts schrie, dass auch Draco ihn gehört hätte. Das ›SCHLAF DU AUCH GUT, DRACO! ICH LIEBE DICH AUCH!‹ hätte Harry dann nicht nur mit Draco sondern gleich mit der ganzen Schule geteilt. Auch gut.
Er schlüpfte durch das Porträt der fetten Dame - er glaubte zu hören, dass Ron ihm noch irgendetwas mit Draco-Schnuffi hinterherrief - und lief dann auch zu den Treppen, den Weg, den Draco einige Minuten zuvor auch genommen hatte.
Die Bibliothek war wie üblich gut gefüllt. Nachmittags lernten viele Schüler hier. Harry lief alle Gänge einzeln ab und sah sich suchend nach Draco um. Als er ihn selbst in den hintersten Ecken der Bibliothek nicht gefunden hatte, ging er davon aus, dass er einfach noch nicht hier war. Er setzte sich auf ein Sofa aus Leder, das schon ziemlich abgesessen war, und wartete.

Draco wusste, dass er ziemlich lange gebraucht hatte. Er hatte sich noch ein wenig mit Gilderoy unterhalten - das Gespräch war über Harry gegangen und war ziemlich einseitig und sehr verliebt gewesen.
Er stieß die Bibliothekstür auf und schnellen Schrittes lief er die Gänge ab.
Er war noch ziemlich weit von ihm entfernt, als er Harry dann sah. Er saß mit dem Rücken zu ihm auf einem Sofa. Aber seine Haare waren unverkennbar. Kurz spielte Draco mit dem Gedanken, ihn zu rufen, um die Freude auf seinem Gesicht zu sehen. Aber dann bremste er sein Tempo ab und ging langsam und möglichst geräuschlos auf seinen Freund zu.
Als er direkt hinter ihm stand, ohne, dass Harry ihn gehört hatte, blieb er eine Weile dort stehen. Es war ein wunderbares Gefühl, ihm so nah zu sein, dass er ihn fast berührte, ohne dass er es wusste. Draco konnte seinen ruhigen Atem hören und es war wirklich entspannend. Dann wollte er ihm schon die Hände auf die Augen legen, als er doch stoppte. Er würde sie ihm lieber auf die Schultern legen, er hatte ein wenig Angst, dass Harry durch seine traumatischen Erfahrungen und Erlebnisse sich zu sehr erschrecken würde vor plötzlicher, vollkommener Dunkelheit. Draco konnte sich das gut vorstellen, denn selbst er hatte, nachdem er den Auftrag vom Dunklen Lord erhalten hatte, Dumbledore zu töten, schnell eine Paranoia entwickelt. Sie war immer schlimmer geworden. Und manchmal verfolgte sie Draco immer noch. Und wie schlimm mochten solche Dinge nur bei Harry sein? Sie sollten sich mal über diese Dinge unterhalten.
Also legte Draco seine Hände auf Harrys Schultern und spürte mit einer Mischung aus Genugtuung und Gewissensbissen, wie Harry leicht zusammenzuckte und seinen Kopf herumriss. Vielleicht war es nicht schlecht, dass Draco nicht die Augen gewählt hatte.
Als Harrys leicht aufgerissene Augen Draco erkannten, entspannte Harrys Körper sich unter Dracos Händen.
»Manchmal kann ich dich nicht leiden.«, murmelte Harry und wandte den Kopf wieder nach vorne. Draco nahm seine Hände von seinen Schultern und umrundete das Sofa, um sich neben ihm fallen zu lassen. Ohne Zurückhaltung schlang er Harry jetzt die Arme um den Hals und küsste ihn. Mit einem Arm hob er den Kleineren dann leicht auf seinen Schoß, um den Kuss nicht zu unterbrechen. Das warme Gefühl auf seiner Hüfte, als Harry darauf saß, war überwältigend.
Als sie sich voneinander lösten, mussten sie feststellen, dass sie von gefühlt allen Menschen in der Bibliothek angestarrt wurden. Harry lief leicht rot an und lächelte verlegen. Draco versuchte, Selbstbewusstsein auszustrahlen und ignorierte die Leute.
»Kannst du mich jetzt wieder leiden?«, fragte Draco lächelnd und deutete einen Kussmund an, um auf den Kuss hinzuweisen.
»Ein guter Küsser macht nicht immer einen guten Menschen.«, hauchte Harry und in seinem Mundwinkel spielte ein Lächeln.
»Sag das nicht zu Draco Malfoy.«, grinste Draco und schaute provokant hoch in die grünen Augen. Er hoffte, dass Harry verstand, dass Draco noch einen Kuss wollte.
Doch stattdessen rutschte er von Draco herunter und tat, als hätte er nichts getan.
Enttäuscht seufzte Draco. »Manchmal kann ich dich nicht leiden.«

Why? || DrarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt