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»Harry, würdest du wohl bitte ein Feuer im Kamin machen?«, rief Dromeda aus der Küche.
»Mache ich«, rief Harry zurück, der neben Draco auf dem Sofa im Wohnzimmer saß. Er stand auf und ging zum Kamin, neben dem ein kleiner Haufen Holzscheite lag. Er nahm sich einige und stapelte sie im Kamin auf. Er griff in die Tasche seines Umhangs, fand aber seinen Zauberstab nicht. Ihm fiel auf, dass der noch neben Draco auf dem Sofa lag. Harry drehte sich um und schaute direkt in Dracos Augen, die ihn aufmerksam beobachtet hatten. Draco grinste. Harry schüttelte belustigt den Kopf und ging zurück zum Sofa, nahm seinen Zauberstab und ließ sich wieder neben Draco fallen. Er richtete den Zauberstab auf das Holz und murmelte:»Incendio«. Sofort loderte eine Flamme im Kamin auf und Harry steckte zufrieden den Zauberstab wieder in die Tasche.
Er lehnte den Kopf bei Draco an und der legte ihm einen Arm um die Schultern.
»So ihr Zwei«, sagte Dromeda, die jetzt auch in das Wohnzimmer hereinkam. Sie hielt einen Teller in der Hand, der mit kleinen Kürbispasteten gefüllt war. Sie stellte den Teller auf den niedrigen Tisch und setzte sich in einen Sessel, der dem Sofa gegenüber stand. Kurz betrachtete sie lächelnd Harrys Kopf auf Dracos Schulter. Sie hatten ihr das mit ihrer Beziehung vorhin erzählt. Sie hatte es nicht schlecht aufgenommen, sie hatte nur ein wenig überrascht gewirkt. Und anscheinend wollte sie ihnen jetzt auch sagen, warum.
»Und ich dachte immer, ihr wäret Erzfeinde. Da sieht man mal, dass man nicht alles glauben soll, was die Leute sich so ausdenken.«, erzählte sie und lachte über diese absurden Gerüchte. Harry musste über die bizarre Wahrheit ihrer Worte grinsen.
»Oh, das haben sich die Leute nicht ausgedacht.«, klärte Draco sie lächelnd amüsiert auf. »Wir waren so etwas wie Erzfeinde. Aber das war meine Schuld und ich weiß, dass es dumm war. Und ich bin erwachsen geworden. Ich war immer unheimlich neidisch auf Harry. Er hatte wunderbare Freunde und er war berühmt und beliebt. Das konnte ich nicht ab.«
»Ich habe Draco gehasst!«, erzählte Harry. »Er war immer so arrogant und hat meine Freunde beleidigt. Und außerdem hat auch er mich offensichtlich gehasst.«
»Lucius' Erziehung wird nicht unschuldig daran sein.«, bemerkte Andromeda, die ihnen interessiert zugehört hatte.
»Dracos Vater hat mich auch gehasst!«, lachte Harry und die Erinnerung an Lucius' Zorn, als Harry dafür gesorgt hatte, dass Dobby aus seinen Diensten befreit wurde, ließ ihn grinsen.
»Und mich hasst er jetzt auch.«, sagte Draco etwas niedergeschlagen. Dromeda hob fragend den Kopf.
»Du hast Lucius von euch erzählt? Sag mal Draco, du müsstest deinen Vater doch gut genug kennen, um zu wissen, dass er-«
»Ich weiß. Aber ich habe es getan. Und jetzt hasst er mich. Er meint so Dinge, wie, dass ich jetzt nicht mehr sein Sohn wäre und so. Ich weiß, dass mir das egal sein sollte, aber irgendwie trifft es mich schon.« Harry strich ihm tröstend über den Oberschenkel.
»Und du bist in Slytherin, Draco?«, wechselte Dromeda das Thema. »Ich muss ja noch achtzehn Jahre Abwesenheit aufholen. Ich weiß so wenig über dich. Ich meine, über Harry hört man ja schon alles, jeder kennt Harry Potter. Aber Draco, du musst mir noch viel erzählen. Ich bin schließlich deine Tante!« Jetzt lächelte Draco wieder.
»Ja, ich bin in Slytherin. Liegt wohl in der Familie.«, beantwortete Draco ihre Frage.
»Ja, bis auf Sirius waren wohl alle dort. Aber er war sowieso immer anders. Ich mochte ihn wirklich gerne. Wisst ihr, einmal, als meine Schwestern und ich bei Orion und Walburga, ihr wisst schon, Sirius' Eltern, zu Besuch waren, eigentlich waren wir ja andauernd da, aber jedenfalls haben wir am Tisch gesessen und alle gemeinsam gegessen. Und danach haben wir uns alle unterhalten und es war eigentlich schön. Aber irgendwann ist Sirius hochgegangen. Und ich wollte nach einer Weile hinterher, aber Regulus hat mich sofort gestoppt und mich gefragt, wo ich hinwolle. Ich habe ihm gesagt, dass ich zu Sirius gehe und dann hat Bella mich ausgelacht und gemeint, dass ich nicht zu ihm hochsolle. Ich glaube, ich habe damals schon gewusst, dass er bald abhauen würde. Ich war ziemlich traurig, als er wirklich plötzlich weg war, aber zeigen konnte und wollte ich es nicht. Er war Blutsverräter. Hätte ich gewusst, dass ich auch mal eine sein würde, dann wäre ich ihm vielleicht gleich gefolgt. Naja, und dann wurde er zum Mörder und kam zwölf Jahre nach Askaban, und obwohl ich nicht mehr direkt etwas mit ihm zu tun hatte, war ich enttäuscht von ihm. Und dann kam heraus, dass er es doch nicht gewesen war. Ich weiß noch genau, vor zwei Jahren saß ich in der Küche und schrieb einen Brief an ihn. Ich habe ihn eingeladen, mich mal zu besuchen. Und wenige Tage darauf stand in der Zeitung, dass er gestorben war. Sirius hatte nicht viel Glück in seinem Leben.«
»Er wurde getötet.«, sagte Harry und versuchte, nicht vorwurfsvoll zu klingen. Dromeda kniff fragend die Augen zusammen.
»Von wem?«, fragte sie. »Er war mein Lieblingscousin.« Harry presste die Lippen aufeinander. Wieso hatte er ihr das auch gesagt? Es war doch klar, dass sie nachfragen würde.
»Bellatrix«, sagte er also, konnte ihr dabei aber nicht in die Augen sehen. Kurz war es still. Dann räusperte Dromeda sich.
»Meine Schwester also. Eigentlich sollte mich das nicht mal überraschen. Wenn ich wüsste, wie viele Menschen sie umgebracht hat... Aber sie hat ihre Strafe erhalten. Sie hat das gleiche Schicksal erlitten, wie ihre Opfer.«
Harry bewunderte ihre Einsicht, was das betraf. Denn er merkte ihr auch an, dass sie Bellatrix trotz allem geliebt hatte. Es war sicher nicht einfach, in dieser Form mit dem Thema konfrontiert zu werden.
Dann lächelte Dromeda und schüttelte den Kopf. »Aber weg von all den düsteren Themen. Erzählt mir etwas von euch! Wie hast du Nymphadora kennengelernt, Harry?«

Draco hatte keine Ahnung, wie spät es schon war. Aber er bemerkte, dass Harry die Augen immer länger schloss, ohne sie wieder zu öffnen. Anscheinend schien auch Dromeda das zu merken, die gerade davon erzählte, wie ihr Zauberstab sie ausgewählt hatte. Sie unterbrach sich selbst und sah Harry lächelnd an.
»Ich schätze, ihr seid müde.« Wie als wäre das ein Signalwort, schlug Harry seine Augen wieder auf. »Ich zeige euch euer Zimmer, ja? Ich denke doch, es macht euch nichts aus, dass ihr zusammen in einem Bett schlaft? Ihr seid die ersten, die in dem Gäste-Doppelbett schlafen, ich hatte nie Gäste, seit ich hier wohne.«
»Das macht uns nichts aus.«, grinste Draco und er sah, wie Harry leicht schmunzelte.
»Gut, dann kommt mit hoch!« Dromeda stand auf und mit einem Wink ihres Zauberstabs erlosch das Feuer im Kamin. Auch Draco stand auf und half Harry mit einer Hand auf. Der wirkte jetzt etwas wacher, als er wieder aufrecht stand.
Sie folgten Dromeda die Treppe hinauf. Oben gab es vier Türen und sie erklärte ihnen, dass eine das Gästebad war, die direkt daneben die des Gästezimmers - wo sie beide schlafen würden. Die anderen beiden waren die Zimmer von Dromeda und Teddy.
Nachdem sie ihnen eine Gute Nacht gewünscht hatte und in ihr Zimmer gegangen war, standen die beiden nun alleine im oberen Flur. Da Harry keine anderen Pläne zu haben schien, zog Draco ihn an der Hand in ihr Zimmer. Sie holten die benötigten Dinge aus den Rucksäcken (ohne Accio hätte Draco mindestens zwei Stunden gebraucht, um in dem vollen, magisch erweiterten Rucksack zu finden, was er suchte) und gingen dann in das kleine Bad.
Es war hell gefliest und der Boden war erstaunlich warm. Abgesehen von einer Toilette befanden sich auch eine Dusche und ein Waschbecken darin. Nacheinander wuschen sie sich und während Draco seine Zähne putzte, zog Harry sich in ihrem Zimmer um. Danach zog auch Draco seinen Schlafanzug an und folgte im dann in den Raum. Leise schloss er die Tür hinter sich - er wollte Teddy nicht wecken - und drehte sich um. Harry zog gerade die Vorhänge vor dem Fenster zu. Dann drehte auch er sich um und sah Draco an. Harry trug einen schlichten, grauen Pyjama. Das Oberteil war kurzärmlich und ziemlich eng geschnitten, was Draco ganz und gar nicht störte. Er ging zu der Seite des Doppelbetts, auf der er schlafen würde - es war die, die weiter von der Tür entfernt war - und lehnte sich im Stehen leicht an die Wand hinter sich und lächelte Harry an. Dieser kam auf ihn zu und schlang ihm die Arme um die Taille, wodurch Draco stärker an die Wand hinter sich gedrückt wurde.
»Es ist schön, dass du mitgekommen bist«, sagte Harry und lächelte müde. Draco legte ihm seine Arme um den Hals und drückte den Kleineren noch fester an sich.
»Ich hätte die Zeit nicht ohne die ausgehalten.«, erwiderte Draco und vereinte ihre Lippen zu einem Kuss.
Nach einer Weile legte Harry seinen Kopf auf Dracos Schulter und schloss die Augen. Draco strich ihm sanft über den Hinterkopf.
»Schlaf nicht im Stehen ein, Harry.«, lächelte Draco und ein warmes Gefühl erfüllte ihn, als ihm bewusst wurde, wie wunderbar Harry war. Der Schwarzhaarige hatte immer noch die Augen geschlossen und lächelte.
»Zu müde«, seufzte Harry ohne die Augen zu öffnen. Draco lachte und drückte Harry ganz leicht von sich. Dann schob er ihm einen Arm unter die Knie und den anderen legte er an seine Schulterblätter und hob ihn hoch. Nicht mal jetzt öffnete er die Augen, sondern lehnte seinen Kopf lächelnd an Dracos Schulter.
Draco legte ihn sanft auf seine Seite des Bettes, so, dass sein Gesicht von Dracos Seite wegzeigte, und deckte ihn dann zu.
Er ging wieder um das Bett herum und legte sich dann auch hin. Er knipste das kleine Nachtlicht aus, das auf seinem Nachttisch stand und rückte dann näher an Harry heran. Er legte einen Arm um ihn und zog ihn noch ein wenig näher zu sich und vergrub sein Gesicht in den unordentlichen Haaren.
»Schlaf gut, Draco.«
»Ich liebe dich, Harry.«
»Ich liebe dich auch.«

Why? || DrarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt